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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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meinen Pelz. Dann fühlst du dich nicht allzu nackt.“
    Sie gab ein Schnaufen von sich. Diesem Mann musste gezeigt werden, dass sie keine leichte Beute war.
    „Hat er dir verziehen?“ fragte sie. „Der arme Jüngling, dem du fast die Gurgel herausgerissen hättest?“
    „Ja.“ Nocona zügelte seinen unruhig tänzelnden Hengst. Die diebische Freude verschwand aus seinen Augen. „Wir haben im ersten Morge n grauen zusammen eine Pfeife geraucht und darüber geredet.“
    Naduah wusste, dass er kein weiteres Wort über die Sache verlieren würde. Zu bohren war zwecklos. In ihr wuchs der Wunsch heran, Kehalas Zuneigung zu erlangen. Sie würde für das Mädchen eine gute Freu n din sein. Ein Freundin, mit der sie alles teilte. Die Verbissenheit, mit der Nocona seine Schwester beschützte, berührte sie zutiefst und ließ sie, obwohl ihr Herz ohnehin vor Liebe und Bewunderung überquoll, noch mehr empfinden.
    „Ich werde mich hüten, während der Jagd neben dir zu reiten“, sagte er. „Das wäre mein Ende.“
    „Hast du etwa Angst, ich sei nicht gut genug?“
    „Ich meinte deinen Anblick.“ Versonnen strich er über das Otterfell, mit dem seine Lanze umwickelt war. „Wenn ich dich im Auge habe, werde ich von Bisonhufen zertrampelt, noch ehe meine Jagd begonnen hat.“
    Naduah revanchierte sich mit einem herausfordernden Blick, den sie genüsslich über seinen Körper wandern ließ. „Dann sollten wir uns tre n nen“, pflichtete sie ihm bei. „Am besten jage ich am hinteren Ende der Herde und du am vorderen.“
    „Wir werden uns nicht einmal sehen, wenn wir nah beieinander re i ten.“
    „Warum?“
    Nocona ließ sich Zeit mit der Antwort. Sinnierend betrachtete er den herbst blauen Himmel. Die Männer der Nunumu besaßen eine Geduld, die Naduah zur Weißglut treiben konnte, doch sie zwang sich, ruhig zu ble i ben. Sturmböen zerrten an Mähnen, Adlerfedern und langen Haaren. Gold e ne Blätter wirbelten durch die Luft. Ein Reigen aus Farben und Wind.
    „Die Herde zählt so viele Tiere, dass sie die Prärie von einem Horizont bis zum anderen bedecken.“ Er beobachtete einen Schwarm Schneegä n se, der hoch über ihnen dahinzog. Sonnenlicht fing sich auf ihren weißen Schwi n gen. „Stell dir den Staub vor, der aufgewirbelt wird, wenn so viele große Wesen vor uns fliehen. Wir werden kaum etwas sehen. Wir we r den kaum atmen können. Vielleicht wirst du bald bere u en, eine Jägerin zu sein.“
    Naduah kommentierte seine Stichelei mit einem Schnaufen. Sie würde es ihm schon zeigen. Weder war sie eine leichte Beute noch gab sie den Männern die Befriedigung, zu scheitern oder sich zu fürchten. Wildes Geschrei erhob sich. Das Signal zum Aufbruch. Sie trat Siyo die Hacken in die Flanken und spürte beim nächsten Atemzug das Heulen und T o ben des Sturms, als die Prärie in einem Wirbel aus Gold, Braun und Rot an ihr vorbeijagte. Der Mustang streckte seinen Hals im Rhythmus des Galopps und blähte die Nüstern. Himmel, Pferde, Jäger und Hügel ve r wandelten sich in ineinander verfließende Farben. Die Männer johlten euphorisch, und als Naduah in das Geschrei mit einfiel, drängte eine urtümliche Freude jede Furcht beiseite. Sie war stark und frei, bereit, jeder Urgewalt die Stirn zu bieten. Wind riss an ihrem Zopf, Kälte biss in ihre Wangen. Sie war eins mit der Leidenschaft des Lebens und des T o des. Nichts hätte herrlicher sein können. Abgesehen von Nocona. Wo war er a b geblieben? Naduah reckte sich und suchte, konnte ihn in der wilden Meute jedoch nicht ausmachen. Wie sie ihn kannte, ritt er an vorderster Spitze.
    Muskeln spannten sich unter ihren Beinen, zogen sich zusammen und streckten sich. Siyos Mähne klatschte ihr ins Gesicht. Nicht lange währte der wilde Ritt. Im Windschatten eines Höhenzugs brachten sie ihre Pfe r de zum S tehen und noch ehe Naduah ihre nervöse Stute zügeln konnte, tauchte Nocona neben ihr auf. Leidenschaft glühte in seinen Augen. Er liebte die Gefahr der Jagd. Er liebte es, den Tod herauszufo r dern, und begegnete ihm wie eine m alten Freund. Hatte er keine Furcht? Quälte ihn nicht der Gedanke, dass hier und heute sein Leben enden und ihre gemeinsame Zukunft vernichtet werden konnte? Viele Jäger waren bei der letzten Jagd gestorben. Viel zu viele.
    Hinter dem Höhenzug dröhnte das Brüllen und Grunzen der Büffel wie ein tiefes, gewaltiges Donnergrollen. Die geballte Macht der Schö p fung. Unzählige Giganten , jede r von ihnen stark genug, einen Me n schen

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