Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
Vom Netzwerk:
einen wahren Veitstanz, der Geruch von Adrenalin lag in der Luft.
    Seit wann wusste sie, wie Adrenalin roch?
    Natürlich, sie hatte selbst eine Schlacht geschlagen. Dieser Geruch, wild und beängstigend, scharf und berauschend, hatte sich für immer in ihre Seele eingebracht. Ja, sie erinnerte sich genau. Sie hatte ihren Körper nicht mehr gefühlt, und doch war alles, jedes winzige Detail, wie ein wahrer Sinnenrausch durch ihre Wahrnehmung gerast und hatte sie in einem euphorischen Strudel mit sich gerissen.
    Es war … Sara holte tief Luft … erregend gewesen. Triebhaft. Erst im Nachhinein schockierend. Nie wieder wollte sie so etwas erleben, nie wieder, und doch brannte, als sie daran zurückdachte, in ihrem Herz eine beängstigende Leidenschaft. Alles hätte sie für die Freiheit ihres Volkes getan. Absolut alles. Wie eine Füchsin, die sich einem Rudel Wölfe en t gegenstellt und bis zum letzten Blutstropfen kämpft, wenn es galt, ihre Jungen zu schützen.
    Sie rutschte auf Makahs Schoß und legte die Lippen an seine Stirn. Obwohl völlig unpassend, spürte sie, wie Erregung durch Gehirn und Unterkörper sickerte. Wilde Leidenschaft am Morgen, sanftes Glühen am Nachmittag, dazwischen tiefer, traumloser Schlaf und fiebrige Eri n nerungen. Ihr Körper war fleischgewordene Sehnsucht. Sie war ein Ju n kie, und dieser Mann ihre Droge.
    Ein Stöhnen kam über seine Lippen. Sie glaubte zu hören, dass er e t was sagte, so leise, dass sie sich zuerst nicht sicher war, ob es sich wir k lich um Worte handelte. Aber als sie ihr Ohr an seinen Mund hielt, ve r stand sie ein paar Bruchstücke. Es war die alte Sprache der Nunumu, fremdartig und hart, doch sie verstand ohne Probleme:
    „Der Schatten trank meine Gedanken … das Ende des Waldes … egal, wie schnell ich lief … egal, wie … und weiterkämpfte … Naduah, Quanah …“
    Und dann immer wieder.
    Naduah … Quanah.
    Sara rüttelte an seiner Schulter. „Wach auf, Makah! Hörst du mich? Wach auf.“
    Sie schüttelte heftiger, doch nichts geschah. Wo war er? Was geschah gerade? War er in der Schlacht verwundet worden? Konnte er nicht zu ihnen zurückkehren? Dass sie Nocona verlor, war unmöglich. Pecan und Topsannah waren noch nicht auf der Welt. Seltsamerweise milderte es ihre Sorgen nicht im Geringsten.
    Ihr kurzes, vollkommenes Glück wurde mit einem Schwall Eiswasser überschüttet und in Dunkelheit getaucht. Furchtbares kam auf sie zu. Sie spürte es. Witterte es. Hörte seinen kalten Atem in ihrem Nacken, als wäre der Schrecken ein Geschöpf, etwas Fleischliches, das seine Klauen voller Vorfreude nach ihr ausstreckte.
    Sara holte ein Handtuch, tränkte es draußen im Bach, kehrte zur Hütte zurück und legte es in den Kühlschrank. Sie musste zusehen, dass sie das Fieber gesenkt bekam. Makah besaß kein Telefon, ihr Handy keinen Empfang. Falls es schlimmer wurde, musste sie ihn zu Pferd ins Dorf bringen. Die Pferde! Natürlich. Sie mussten gefüttert und getränkt we r den. Das hier war Oklahoma, nicht New York.
    „Ich erledige das schon.“ Sie küsste ihn auf die glühende Stirn. „Tu nichts Blödes, ja? Ich bin gleich wieder da. Und wenn es dir nichts au s macht, sei bitte wach, wenn ich zurückkomme, okay?“
     

     
    Makah schlief noch immer. Während Sara online ging und ihr Mailfach studierte – Ruth hatte ihr anscheinend schon während des Fluges hierher drei Mails geschickt – , wartete Sara sorgenvoll, dass seine Vision endlich endete. Der Internet-Stick verkündete rot blinkend eine schlechte Ve r bindung, was zur Folge hatte, dass es eine nervenzermürbende Ewigkeit dauerte, bis sie sämtliche Mails durchgesehen hatte. Stirnrunzelnd mu s terte sie ihre ungeduldig zitternden Finger, die über der Tastatur schwe b ten. Jetzt mal halblang. Sie musste die ewig gehetzte New Yorkerin en d lich hinter sich lassen. Sie war hier in Oklahoma, zum Teufel, und damit weit weg von jedem Zeitdruck. Ein paar Mal tief einatmen, mehrmals die Schu l tern rollen, mit den Fingern knacken … und ihr Blutdruck sank auf Oklahoma-Werte. Drei Projekte hatte Ruth ihr aufs Auge gedrückt, glückl i cherweise ohne Deadline. Die Texte zweier Bildbände waren zu lektorieren, Projekt Nummer drei verlangte, ein paar Fotos mittels Gr a fikbea r beitungsprogramm aufzuhübschen. Ruth hatte wirklich an alles gedacht. Sämtliche Programme, die sie brauchen würde, befanden sich auf dem Laptop, jedes Einzelne auf dem neuesten Stand.
    „Das ist also dein neues Büro.“ Sara

Weitere Kostenlose Bücher