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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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kein Essen zubereitet, und als er deswegen auf mich losging, habe ich darum gebetet, dass er mich to t schlägt. Ich glaube, das war der einzige Moment, in dem ich mich nicht gefürchtet habe. Eines Tages hatte ich endgültig genug. Ich wartete, bis er hinaus auf das Feld ging, packte das Nötigste zusammen und flücht e te. Meile um Meile irrte ich durch die Great Plains. Ohne zu essen, ohne zu schlafen. Immer weiter, bis ich auf die Comanchen traf. Zehn Männer tauchten wie aus dem Nichts auf, als ich an einem Fluss Wasser schöp f te. Schrecklich sahen sie aus. G eschmückt mit Federn, Krallen und Tie r zähnen. Ich wäre fast gestorben vor Angst, so wie du. Aber die Comanchen taten mir nichts. Sie gaben mir zu essen und zu trinken, nahmen mich mit in ihr Dorf und schenkten mir ein neues Leben. Ein besseres Leben, als ich es jemals hatte.“
    „Du bist eine Wilde geworden“, sagte Cynthia. „Du gehst nicht mehr auf Gottes Wegen. Das ist noch viel schlimmer, als wenn du bei ihnen geboren worden wärst.“
    Die Frau lächelte sanftmütig. „Glaubst du wirklich, es gibt nur einen richtigen Weg?“
    „Nur Gottes Weg ist der Richtige.“
    „Ach, Kind. Es gibt so viele Lügen da draußen. So viel Angst. Es ist schrecklich, was passiert ist, aber du musst mir glauben, dass wir dir kein Leid zufügen wollen. Sieh dich um. Sieh, wie das Licht durch die Zel t wände fällt. Wie es auf den Fellen und Decken schimmert. Hörst du draußen die Kinder lachen? Riechst du den Rauch des Feuers? Bitte vergiss den Schmerz, so wie ich ihn vergessen habe.“
    V on draußen her hörte sie Lachen und fröhliche Stimmen, aber es b e deutete nichts. „Sie sind tot. Sie sind alle tot!“
    „Es tut mir leid.“
    Huka wollte sie in den Arm nehmen, doch sie zuckte vor ihr zurück. Es gelang ihr, auf die Beine zu kommen, doch kaum tat sie einen Schritt, raste ein solcher Schmerz durch ihren Körper, dass sie mit einem Au f schrei wieder auf die Knie fiel.
    „Das Feuer hat deine Füße verbrannt.“ Hukas Hände strichen über ihren Rücken , doch Cynthia wollte ihre Berührung nicht. „ B ald tut es nicht mehr weh. Unsere Medizin hilft gut.“
    „Geh weg!“ Endlich kamen die Tränen. Sie flossen wie ein Sturzbach, rannen nur so über ihre Wangen und brannten auf ihrer Haut.
    „Erinnerst du dich an das Blut des jungen Kriegers?“ , fragte Huka. „Das Blut, das sich mit deinem vereint hat?“
    Cynthia tastete wie von selbst über ihre verbundene Schulter. Ja, der Junge mit den wunderschönen Augen, dessen Leben sie gerettet hatte, und der sie gerettet hatte. „Ist er tot?“
    „Nein. Er lebt.“
    Hoffnung erfüllte sie. Sie kam unvermittelt und heftig, als würden dunkle Wolken aufbrechen und einen Sonnenstrahl hindurchlassen. So, wie er sie angesehen hatte … wie er gelächelt hatte. Sie wollte ihn noch einmal sehen, bevor man sie umbrachte. „Kann ich zu ihm?“ , presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Huka schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Er lebt einen Tagesritt von hier entfernt im Dorf der Quohadis, der Antilopengruppe.“
    Der Sonnenstrahl verlosch so schnell, wie er gekommen war. Doch die Wolken waren nicht mehr ganz so dunkel, als sie sich wieder schlossen. „Wie heißt er?“
    „Nocona“, antwortete Huka. „Er ist der erstgeborene Sohn von Zuzueca, was in deiner Sprache gestreifte Schlange bedeutet, und von Peta. Ihr Name bedeutet Feuer. Es war sein erster Kampf. Nocona wusste nicht, was ihn erwartet. Auf gewisse Weise war er genauso hilflos wie du.“
    Cynthia wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und schnie f te. „Nocona“, wiederholte sie flüsternd. Die Erinnerung an den Jungen und der Klang seines Namens waren tröstend. Durfte sie solche Gefühle empfinden? Er war doch einer von denen, die ihre Familie getötet ha t ten. Ein Teufel. Ein Dämon. Aber in seinem Blick und in seiner Stimme hatte nichts Böses gelegen. Nichts Hinterlistiges. Gott verwirrte sie, und sie musste sich seiner Prüfung würdig erweisen.
    Huka sprach weiter , mit einem Lächeln auf den Lippen . „Sein Name bedeutet Wanderer.“
    „Warum Wanderer?“
    „Hast du es nicht gemerkt? So nah, wie du ihm warst?“
    „Was gemerkt?“
    Die Indianerin lachte leise . Freundlich und sanft. Sie war wie Mu t ter in ihren glücklichen Zeiten, als sie vor dem Zubettgehen noch Lieder g e sungen und Geschichten erzählt hatte. „Die Ruhe, die in ihm ist. Die in jeder Geste und in jedem Blick liegt. Hast du nicht

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