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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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seine Stimme g e hört, die so sanft klingt wie ein Frühlingsregen? Hast du nicht in seine Augen g e blickt, in denen so viel Frieden liegt? Sie nannten ihn Wanderer, weil er als Kind oft allein in die Prärie hinausging. V ersunken wanderte er durch das Gras und die Ruhe, die er so in sich aufgeno m men hat, gibt er an jeden weiter, der ihm nahe ist. Sieh ihm eine Weile zu, wie er etwas schnitzt. Oder wie er seine Pfeile bemalt. Das genügt, um etwas von seiner Ruhe in sich selbst zu spüren.“
    „Ja“, flüsterte sie atemlos. Zwischen all den furchtbaren Bildern war dies das einzig Schöne, das übrig geblieben war. Noconas Gesicht vor ihrem. Die Wärme seiner Augen. Das Lächeln. Seine Berührung. Egal wo er war, egal wie weit weg er war, sie musste ihn sehen. „Ich will zu ihm. Bitte!“
    Anstatt zu antworten , holte Huka zwei Steine aus einem Lederb eutel , der an ihrem Gürtel hin g , und ließ sie in Cynthias Hand fallen. Schwer und warm fühlten sie sich an. Ihre schimmernde, pechschwarze Oberfl ä che schien zu a t men. „Die b eiden sollen dir gehören. Wir nennen sie Moqui Marbles. Das bedeutet treuer Schatz. Es sind lebende Steine, die aus einem Gebirge im Westen stammen . Sie werden geboren und wac h sen wie wir. Es gibt männliche und weibliche Steine, die immer zusa m men sein müssen. Die männlichen sind etwas flacher, so wie der linke, den du hältst. Die wei b lichen rund. Lege sie niemals in eine Truhe oder in ein Kästchen, denn sie brauchen Luft und Licht. Du musst ihnen Liebe und Zuwe n dung geben. Nimm sie oft in die Hand, berühre sie und rede mit ihnen, dann werden sie dich immer vor Bösem bewahren. Kannst du es sp ü ren?“
    Cynthia drehte die Steine zwischen ihren Fingern. Pochende Wärme erwachte in den Moqui Marbles, sodass es sich nach einer Weile anfüh l te, als würde sie lebendige Wesen in ihren Händen rollen. Noch mehr Tr ä nen flossen über ihre Wangen.
    „Die Steine saugen deine Trauer in sich auf“, sagte Huka. „Sie lassen sich von ihr durchströmen, verwandeln sie in etwas Tröstendes und geben es wieder zurück. Zuerst habe ich nicht an die Kraft der Steine geglaubt, aber jetzt weiß ich es besser. Es ist keine Magie. Es ist Natur und Glaube, die beiden größten Mächte auf Erden. Es ist das, was mein Volk den Großen Geist nennt. Das lebendige Geheimnis, die schöpfer i sche Kraft , die in Menschen, Tieren, Pflanzen, Mineralien und Steinen ruht .“
    Cynthia lauschte diesen Worten und fühlte sich verwirrter als jemals zuvor. Was die Frau erzählte, war genauso beruhigend wie die Geschic h ten ihrer Mutter. Und genauso hoffnungsvoll wie die Predigten des Pa s tors an guten Tagen.
    „Es ist dein Recht, uns zu hassen“, sagte Huka. „Aber ich will dir auch erzählen, warum der rote Mann den weißen Mann so sehr hasst. Aus ihrem eigenen Land vertrieb man die Stämme, metzelte sie nieder oder zwang sie, als Sklaven zu leben. Es gibt in diesem Krieg kein Gut und Böse. So wie in keinem Krieg auf Erden. Es gibt nur den Starken und den Schwachen. Den Gewinner und den Verlierer. Das ist der Lauf der Dinge, den wir nicht aufhalten können. Alles besteht aus Veränd e rung. Die einen gehen unter, die anderen wachsen. Aber der Grund, der hinter dem Angriff auf das Fort steht, trägt den Namen John F. Smith.“
    „ D as ist unser Pastor!“ , rief Cynthia.
    „Ja, euer Pastor. An einem Frühlingstag kehrte er in das Dorf ein, in dem Nocona lebt. Er bot den Quohadi an, zum christlichen Glauben überzutreten. Als sie dieses Angebot ausschlugen, schenkte Smith ihnen Decken.“
    „Aber das war doch etwas Gutes.“
    „Nein. Denn die Decken stammten aus den Lazaretten der Weißen. Todkranke hatten darauf gelegen. Als die Quohadis sie nutzten, wurden auch sie von den Seuchen befallen. Viele Frauen, Kinder und Männer starben. Auch Nocona war unter den Kranken. Beinahe wäre er an etwas zugrunde gegangen, für das sein Volk nicht einmal einen Namen hat.“
    Cynthia wusste nichts zu entgegnen. Der Pastor hatte das Töten stets als unverzeihliche Sünde betitelt, es aber gleichzeitig gutgeheißen, unb e kehrbare Ungläubige dem Fegefeuer zu überantworten. Etwa auch Ki n der? Aber Kinder waren unschuldig. Unbeschriebene Blätter, wie der Pastor sagte. Dennoch hatte er ihnen den Tod gebracht. Ihr Kopf schmerzte von so viel Verwirrung. Sie wollte sich hinlegen und schlafen und zu Hause aufwachen. Die Sehnsucht wurde so heftig, dass sie um jeden Atemzug kämpfen musste.
    „Es

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