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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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billiger Wein, menschliche Exkremente und eine stark herausstechende würzige Note, die ich nicht einordnen konnte. Zumindest war er weder Werwolf noch Hexe.
    „Scharfsinnig bedeutet, dass Sie aufmerksam beobachten.“
    „Ja. Ich seh viel Zeugs.“
    Ich machte einen Schritt in seine Richtung. Er wich zurück.
    „Vielleicht können Sie mir helfen.“
    Sein Lachen ging sofort in schleimiges Husten über, und er hatte Mühe zu antworten. „Glaub ich nicht, Lady. Ich kann nicht helfen. Niemandem. Nicht mal mir selbst.“
    „Ich glaube, mir aber doch“, säuselte ich und wickelte ihn mit einem gewinnenden Lächeln ein. „Ich suche hier nach einem Freund.“
    Der Penner lachte erneut. „Lady, hier in Ghosttown sucht man nichts außer einem guten Fick oder Dope.“
    „Na schön“, meinte ich und wandte mich einer Seitenstraße zu, deren Einfamilienhäuser einmal mit Leben erfüllt gewesen waren. „Anscheinend können Sie mir wirklich nicht helfen.“
    „Sekunde mal!“, rief er, sprang flink um seinen Einkaufswagen herum und ergriff meinen Arm. Ich riss mich sofort los.
    „Besser nicht da lang, Lady!“ Sein Gesichtsausdruck war geradezu panisch, sein Mund ein rundes O. In diesem Moment erkannte ich auch, warum mir seine Augen von Anfang an so eigenartig erschienen waren – sie waren pechschwarz.
    „Nicht anfassen bitte“, warnte ich ihn. „Das kann ich wirklich nicht leiden.“
    „Wäre eine ganz schlechte Idee, da langzugehen, Lady.“
    Meine Züge verfinsterten sich. „Geht das auch etwas genauer?“ Wie zum Teufel konnten seine Augen schwarz sein? Fast wie die von Lockhart. Aber die von diesem Penner waren nicht einfach nur schwarz, sondern richtiggehend tot. Wie schwarze Jetons aus Glas.
    Der Penner zuckte mit den Schultern. „Die mit dem Biss gehen da nicht mehr lang und die mit dem Blut auch nicht. Wollte mich da mal in einem Haus für die Nacht verkriechen, und sofort sind Meggoths Typen gekommen.“
    „Meggoth?“ Passt zu mir, mich in derart tiefgründige Gespräche mit einem Verrückten verwickeln zu lassen.
    „Oben am Berg und unten am Dock, überall ertönt der Ruf von Meggoth …“
    Die Melodie seines gespenstischen Singsangs kam mir wahrscheinlich deshalb so bekannt vor, weil sie von irgendeinem Kinderlied übernommen war.
    „Okay, genug gesungen für heute“, meinte ich, um wieder auf meine Frage zurückzukommen. „Mal angenommen, mein Freund ist aus denselben Gründen wie alle Leute nach Ghosttown gekommen. Wo würde er dann hingehen?“
    „Verdammt dumme Frage“, meinte er. „Ins Hotel Kaveri natürlich.“
    „Ihr habt es hier aber mit unheimlichen Namen, was?“, sagte ich zu ihm.
    „Ich muss weiter“, grunzte er, packte seinen Wagen an den geschwungenen Griffen und schob ihn beim Losgehen direkt durch ein Schlagloch. Durch den Stoß bewegte sich etwas im Wagen – etwas Kleines, Nasses. „Zeit für die Fütterung.“
    Als er durch die Löcher im Gehweg davonpolterte, merkte ich, dass die großen Räder und die geschwungenen Griffe nicht zu einem Einkaufswagen passten. Es war ein alter Kinderwagen, den er da vor sich herschob.
    „Hey!“, rief ich ihm nach.
    Er blieb stehen und schaute über seine Schulter zurück, wobei er seinen Kopf so weit drehte wie eine Eule.
    „Wo ist das Hotel Raven?“
    „Immer geradeaus!“ Er zeigte den Boulevard hinunter. „Nicht zu verfehlen!“
    Und wie recht er hatte – das Raven konnte man unmöglich übersehen. In seiner Glanzzeit musste es einmal ein sehr schönes Hotel gewesen sein. Es hatte noch die originale Artdeco-Fassade und ein pompöses Vordach mit jeder Menge kaputter Glühbirnen. Die Türen zur Lobby aus satiniertem Glas waren mit obszönen Graffiti und nicht entzifferbaren Symbolen beschmiert. An einer der Eingangstüren lehnte ein blasses Mädchen in einem weißen Pelzmantel und starrte die Besucher mit einem gelangweilten Blick an, der auf schamlose Weise mit Sex lockte.
    „Hey“, sagte sie zu mir. „Willst du dich vielleicht amüsieren?“ „Seh ich so aus, als würde ich mich hier amüsieren wollen?“ Sie zuckte die Schultern. „Kann man nie wissen.“ Ihre Beine sahen aus wie zwei Zahnstocher und ragten aus einem rosafarbenen Plastik-Minirock hervor. Bei diesem Anblick schoss mir das Bild der toten Lilia Desko durch den Kopf, die der Mörder mit gespreizten Extremitäten auf dem Asphalt hatte liegen lassen. Sandovsky sollte ruhig denken, dass er davongekommen sei. Wenn ich erst Stephen Duncan gefunden hatte,

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