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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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schmerzte.
    Durch unsere Bewegungen rutschte mein T-Shirt so weit nach unten, dass die vier runden Bisswunden an meinem Halsansatz entblößt wurden. Augenblicklich hielt Dmitri inne, schnappte hastig nach Luft und schreckte zurück, als habe er einen Geist gesehen. Sein schockierter Gesichtsausdruck ließ mich augenblicklich in Flammen der Demütigung aufgehen.
    Immer noch mit dem Rücken zur Wand, sackte ich zusammen und zupfte meine Kleidung wieder zurecht. „Schätze, du hattest recht. Ich bereue es wirklich.“
    „Warum, zum Teufel, hast du mir nicht gesagt, dass dir einer von den Serpent Eyes den Biss verpasst hat?“, fragte Dmitri verärgert und zerrte irritiert an seiner Gürtelschnalle herum, um den angeschwollenen Inhalt seiner Hose wieder in Position zu bringen.
    „Bei den Hex Riots! Wovon redest du eigentlich?“, fragte ich. Die Wunde an meinem Arm pochte, und meine Glieder fühlten sich an wie Blei.
    „Die Bisswunde mit den vier Eckzähnen. Serpent Eyes – ein Rudel, das nicht über die Magie der Rudel verfügt.“ Dmitri stand nun auf der anderen Seite des Zimmers und starrte mich an, als sei mir gerade ein kleiner Mutantenkopf aus der Schulter gewachsen. „Sie wissen vorher nie, was ihr Biss bewirken wird.“
    „In meinem Fall weiß man das sehr wohl: einen Riesenhaufen Kummer und angewiderte Blicke von Herrn Dmitri Sandovsky“, erklärte ich mit einem Seufzer.
    Dmitri scharrte betreten mit den Füßen. „Tut mir leid. Ich war einfach nicht darauf gefasst, das zu sehen.“
    „Vergiss es“, murmelte ich und hoffte, dass das unsagbare Gefühl der Demütigung nicht in meinen Worten zu erkennen war. Zwei Minuten hatte ich vergessen, dass Dmitri und ich zwei völlig verschiedene Wesen waren, aber jetzt hatte er mir den Unterschied zwischen uns beiden nicht nur unmissverständlich aufgezeigt, sondern geradezu in den Schädel gehämmert.
    Sunny steckte den Kopf durch die Tür. „Alles okay hier? Ich dachte, ich hätte jemanden schreien gehört. Und Geschirr klirren.“ Sie sprach in dem Ton, den Krankenschwestern benutzen, wenn sie sich nach dem Wohlbefinden von Patienten einer geschlossenen Anstalt erkundigen.
    „Alles okay“, erwiderte ich ruhig. „Dmitri und ich haben nur eben ein paar verzwickte Details des Falls besprochen.“
    Noch bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, drehte ich mich um, ging in die Küche und von dort durch die Hintertür aus dem Haus. Beim Zaun angekommen, wurden meine Schritte schneller. Ich rannte panisch los und stürzte fast auf dem Weg zu dem kleinen, eingefallenen Bootshaus, das am Strand hinter unserem Haus stand.
    Niemals würde ich wie Dmitri sein. Niemals ein Rudel mein eigen nennen. Die einzige Chance auf ein normales Leben als Werwölfin hatte ich weggeschmissen, als ich damals Joshuas schweißnassen Körper von mir geworfen hatte und davongelaufen war. Als mein Blut aus der Bisswunde an meinem Hals lief, waren damit auch die letzten Reste meines Daseins als einfacher Mensch unwiederbringlich im Sand versickert.
    Das Bootshaus war schummrig und roch nach altem Fisch. Die vorherigen Mieter hatten alte Netze und ein marodes Kajak zurückgelassen. Sunny behauptete zwar immer wieder, dass sie es im kommenden Sommer benutzen würde, brachte aber nie den Mut auf, um sich tatsächlich hinaus in die Wellen zu wagen.
    Ohne einen weiteren Gedanken an das Kajak oder sonst irgendwas zu verschwenden, ging ich auf den verhängten Kasten in der Ecke des Bootshauses zu. Als ich die Plane heruntergerissen hatte, kam ein Hundezwinger zum Vorschein, in den ich als Mensch hineinkrabbeln konnte und der robust genug war, um selbst meinen Kräften als Wölfin zu widerstehen. So hoffte ich zumindest immer.
    Mein Herz schlug mir bis unter die Schädeldecke, und alles, was ich in diesem Moment sehen konnte, war der angewiderte Ausdruck auf Dmitris Gesicht, als er meine Bisswunde entdeckt hatte. Der Vollmond stand unmittelbar bevor, und mein Körper kämpfte nun schon mehrere Tage gegen die Verwandlung an, sodass mein Tattoo nicht nur schmerzte, sondern regelrecht brannte. Als ich mit den Fingern über das Pentagramm an meinem Hals strich, zischte es bei der bloßen Berührung.
    Auf allen vieren kroch ich in den Käfig und legte mich auf die Seite. Mit den Armen umschlang ich meine angezogenen Knie. „Nein, nein, nein“, stieß ich schluchzend hervor. Seit jeher war meine letzte, verzweifelte Hoffnung zur Vermeidung der einsetzenden Wandlung die komplette Leugnung

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