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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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seines heruntergekommenen Vans -aber das alles war nebensächlich. Mit festem Griff hielt ich seine Hand fest und bettelte ihn an, mich nicht allein zu lassen. Ich konnte ihn spüren. Unter meiner Haut. Und obgleich ich dieses brennende Verlangen nach ihm nicht verstand, fühlte ich sehr wohl den Schmerz und konnte den Gedanken daran, dass er mich damit allein lassen würde, nicht ertragen.
    Als er sich dann im Traum zu mir drehte, flackerte meine Erinnerung an die tatsächlichen Umstände dieser Nacht wieder auf … das Gefühl, ersticken zu müssen, als er auf mir lag; sein unnachgiebiges Zerren am Reißverschluss meiner Jeans; seine rohe Gewalt, als er mich in den stinkenden Teppich drückte und ich das Gefühl hatte, er würde mir mit seinem Griff das Blut aus den Poren pressen; das Tattoo mit der fauchenden Schlange auf seinem Handgelenk, das mir die Sicht verdeckte, als er meine Schreie abwürgte … Und am Ende dieses Abends, der so verheißungsvoll mit ein paar geklauten Bierdosen und der Aussicht auf etwas Zweisamkeit begonnen hatte, meine Flucht auf der Strandstraße. Heulend und misshandelt rannte ich vor Joshua davon. Und vor dem Biss.
    Erst viel später wurde mir der schreckliche Schmerz meines Daseins als Insoli bewusst. Mit ihm kam die Erkenntnis, dass die Entscheidung jener Nacht nicht nur die Entscheidung zwischen einem Leben als Sklavin oder einem Leben als Ausgestoßene, sondern auch die schmerzhafteste Entscheidung überhaupt gewesen war.

15
    Als ich meine Augen öffnete, blickte ich direkt in Sunnys Gesicht. Ihr Ausdruck war so ernst und besorgt, dass sich ihre Augenbrauen unter der düsteren Stirn fast berührten.
    „Was ist los?“, krächzte ich. „Du siehst aus, als wenn jemand gestorben wäre.“
    „Mit gutem Grund, denn du bist nur knapp dran vorbeigeschrammt“, sagte sie streng. Ich hob meinen Oberkörper etwas an, sodass ich mich auf den Ellbogen abstützen konnte.
    „Bleib mal ganz locker, Sunny. Ich hab nur einen Kratzer abbekommen.“ Die Verletzung an meinem Unterarm war nicht nur mit Verbandsmull, sondern auch mit Wundpflasterstreifen umwickelt, und da ich kein Patientenarmband aus dem Krankenhaus entdecken konnte, hatte Sunny anscheinend selbst Hand angelegt. „Sieht sehr gut aus, der Verband.“
    „Das muss genäht werden.“ Ihr Gesicht blieb weiter finster. „Der Schnitt ist tief, und du hast eine Menge Blut verloren. Du musst dich von einem Arzt behandeln lassen.“
    Ich winkte mit der Hand des verbundenen Arms ab. Augenblicklich schoss ein ungeheurer Schmerz aus der Wunde in Richtung Schulter, sodass es sich anfühlte, als würde auf meinem Unterarm ein Vulkan ausbrechen. „Ich brauche keinen Arzt“, presste ich zähneknirschend hervor. „So kurz vor Vollmond regeneriert sich mein Körper so schnell, dass die Wunde verheilt wäre, bevor wir im Krankenhaus ankämen. Erst recht, wenn man die Staus um diese Tageszeit bedenkt.“ Apropos Tageszeit, wie spät war es überhaupt? Mein Wecker zeigte zehn Uhr dreißig.
    Das letzte Mal hatte ich um kurz nach sieben des vorherigen Abends auf die Uhr geschaut, sodass ich anscheinend eine gute Weile außer Gefecht gewesen war.
    Diese Überlegung warf noch eine weitaus interessantere Frage auf: Wie war ich überhaupt nach Hause gekommen?
    „Sunny, wie bin ich hergekommen?“
    Sie warf einen Blick in Richtung Zimmertür. „Dein … äh … Freund hat dich gebracht.“
    Oh mein Gott. „Mein Freund?“
    „Ja“, erwiderte sie. „Dieser große und überaus attraktive Mr Sandovsky, in den du dich so verknallt hast.“
    „Ich habe mich nicht verknallt“, entgegnete ich warnend.
    Sandovsky hatte mich also nicht nur aus dem Club getragen, sondern auch bis zu unserem Haus gebracht. Es schien fast so, als ob das Leben immer wieder neue und auf wunderbar verrückte Weise mutierte Überraschungskaninchen aus seinem Hut zaubern würde, egal, wie viel abgefahrene Sachen ich am Tag zuvor schon erlebt hatte. „Hat Dmitri gesagt, warum er mich hergebracht hat?“
    „Frag ihn doch selbst“, antwortete Sunny. „Er sitzt im Wohnzimmer.“
    Wie der Blitz schoss ich hoch. Meine Wunde protestierte zwar, aber ich erteilte ihr mit einem kraftvollen Satz aus dem Bett kurzerhand Redeverbot. „Er ist hier?“
    „Als ich hochgekommen bin, um nach dir zu sehen, hat er zumindest noch unten gesessen. Wenn er sich also nicht in einen Kürbis verwandelt hat und aus der Tür gerollt ist, müsste er noch da sein“, meinte Sunny. „Er wollte nicht

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