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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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tun, Detective“, antwortete ich ihr mit einem breiten, zynischen Lächeln. Was für eine launenhafte Tussi!, fuhr es mir durch den Kopf. Nach dem Gespräch mit der Schwester des Verstorbenen würde ich ein paar ernste Worte mit ihr reden müssen.
    „Was ist mit Bryan?“, fragte die Frau auf der anderen Seite des Fliegengitters. „Hat er etwa wieder angefangen zu drücken?“
    „Ich fürchte …“, begann ich, wurde aber jäh von einem Mann unterbrochen, der aus dem Innern der Wohnung in Richtung Tür plärrte.
    „Stella! Mach die verdammte Tür zu! Ich erfriere!“
    „Die Cops sind hier, Dusty!“, keifte sie zurück. Einen Moment später erschien Dusty an der Tür – ein verwahrloster, schlaksiger Typ mit Pferdeschwanz und vergilbter Haut.
    „Was in drei Kuckucks Namen haben Sie hier zu suchen?“, wollte er wissen, und als er erkannte, dass Shelby und ich Frauen waren, zog er eine geringschätzige Grimasse. „Hab ich etwa vergessen, meine Knöllchen zu bezahlen? Von welchem Verein seid ihr überhaupt? Parkschein-Tanten oder was?“
    Ich ignorierte seinen Kommentar und blickte stattdessen Stella Howard in die Augen. „Ma’am, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass man Ihren Bruder Bryan letzte Nacht tot aufgefunden hat.“
    Kaum hatte ich es ausgesprochen, knickten Stellas Knie ein, und ihr Körper sank mit einem herzerweichenden Laut zu Boden. Angewidert trat Dusty einen Schritt zurück und schaute Stella an, als habe sie plötzlich die Beulenpest bekommen.
    „Nein! Nicht Bryan!“, heulte Stella. „Oh, mein Bryan …“ Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen, während ihre Schultern im Rhythmus ihres Wehklagens zuckten. Ich öffnete die Tür mit dem Insektenschutzgitter und streckte meine Hand nach ihr aus.
    „Hey!“, schrie mich Dusty an. „Das ist privater Grundbesitz! Den dürfen Sie nicht betreten, also verpissen Sie sich gefälligst! Und du, Stella, hältst jetzt langsam mal die Fresse!“
    „Noch ein Wort, und ich werde meinen Fuß dahin setzen, wo sich jetzt noch die traurigen Reste Ihrer Kauleiste befinden“, knurrte ich ihn an und fuchtelte dabei mit meinem Zeigefinger drohend vor seinem Gesicht herum.
    „Dabei hab ich ihn noch gewarnt“, schluchzte Stella. „Ich hab ihm gesagt, dass ihn dieses Mistzeug umbringen wird.“ Als ich tröstend ihren Rücken streichelte, konnte ich die kalten Knochen unter ihrem dünnen Hemd spüren. Stella hob den Kopf, und ein Ausdruck von Dankbarkeit huschte über ihr Gesicht.
    Shelby trat einen Schritt auf Dusty zu. „Haben Sie etwa auch vermutet, dass Mr Howard an einer Überdosis Heroin gestorben ist, Sir?“, fragte sie ihn.
    Stella sah mich mit glasigen Augen an. „Ist das wirklich wahr, Detective?“
    „Tut mir leid, Stella, aber es sieht alles danach aus“, murmelte ich. „Man hat ihn tot auf der Straße aufgefunden.“ Die Details zu der nicht identifizierten Droge und den Punktblutungen in Bryans Augen ließ ich lieber weg.
    „Hätte ich Ihnen gleich sagen können“, grummelte Dusty. „Hab ihm oft genug erklärt, dass das Zeug seinen trotteligen Arsch früher oder später in die Kiste befördern würde.“
    „Hör auf, so über ihn zu reden!“, schrie Stella. „Es ist nicht seine Schuld gewesen!“
    „Alte, wenn du nicht gleich die Fresse hältst, dann setzt es was!“, herrschte Dusty sie an.
    „Shelby, schaffen Sie mir diesen Typen aus den Augen“, blaffte ich. „Und sollte er dabei ausrutschen und hinfallen, hab ich nichts gesehen.“
    Shelby packte Dustys Ellbogen und schob ihn ins Nebenzimmer.
    „Soll ich Ihnen ein sicheres Bett für die Nacht besorgen?“, fragte ich Stella mit ruhiger Stimme, aber sie schüttelte nur den Kopf.
    „Ich muss morgen zur Free Clinic … um sechs Uhr früh, Schlange stehen.“
    „Methadon?“, fragte ich, da ich bei dem Stichwort Free Clinic automatisch an die kostenlose Methadonausgabe in einem dieser selbstverwalteten Gesundheitsprojekte dachte. Stella blinzelte kurz und schüttelte dann ihren Kopf so energisch, dass ihr fettiges Haar die Luft peitschte.
    „Das Zeug hab ich nie angefasst!“, erklärte sie bestimmt. „Erst recht nicht, nachdem ich gesehen habe, was es bei Bryan angerichtet hat.“
    Ich zeigte auf die kreisrunden Einstichstellen in ihren Ellenbeugen. „Stella, deswegen werde ich Sie nicht festnehmen, aber wenn Sie Hilfe brauchen, sollten Sie es mir lieber jetzt sagen.“ In diesem Moment konnte ich mir selbst nicht genau erklären, wo auf einmal dieses zweite Ich –

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