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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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blickte plötzlich in das Gesicht eines attraktiven jungen Mannes. Mit einem roten Hemd und einer schwarzen Hose bekleidet stand er lächelnd vor mir und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sodass sein silberfarbenes Piercing zum Vorschein kam.
    „Wie bitte?“, fragte ich ungläubig. Der Mann kniete sich vor mich hin und nahm meinen linken Fuß in die Hand. „Darf ich Ihre Schuhe putzen?“, wiederholte er seine Frage und reichte mir ein Getränk, das nach einer Whiskey-Cola aussah. „Vielleicht kann ich Sie ja im Gegenzug mit ein paar Drinks beglücken?“
    Obwohl ich schon viele komische Anmachen erlebt hatte – besonders in der Zeit, in der mir weder das Führungszeugnis noch die Nüchternheit meines Partners besonders wichtig gewesen waren –, verschlug mir dieses Angebot regelrecht die Sprache. Meine spontane Reaktion war nicht etwa Ekel, sondern eher ein überraschtes „Was zum Teufel soll das werden?“. Nach einem kurzen Zögern wurde mir aber klar, dass ich ihm seine Bitte unmöglich abschlagen konnte. Tatsache war, dass mein potenzieller Schuhputzer mit dem ans Unwiderstehliche grenzenden Lächeln mir bereits einen Drink spendiert hatte und eine Ablehnung in einem Laden wie dem Bete Noire – auch ohne hysterisch zu schreien und wild herumzufuchteln – höchstwahrscheinlich unser Vorhaben zunichtemachen würde.
    „Die Schuhe haben mich dreihundert Dollar gekostet, und ich hänge sehr an ihnen. Also Vorsicht, mein Freund!“, warnte ich den Stiefellecker.
    „Vielen Dank!“, rief er erfreut aus und beugte mit einer vornehmen Geste seinen Kopf. „Die meisten Neulinge haben Angst vor dieser Erfahrung“, fügte er hinzu, und als er dann lächelte, wirkte sein Gesicht durch seine Allerweltsschönheit auf eigenartige Weise vertraut.
    „Ist das wirklich so offensichtlich, dass ich zum ersten Mal hier bin?“, fragte ich, während er meinen Fuß anhob und behutsam mein Fußgelenk ergriff, als wäre er der Prinz, der dem Aschenputtel das Glaspantöffelchen anzog.
    „Ich wollte Sie nicht beleidigen, Miss. Sie mögen zwar neu hier sein, aber Sie sind auch eine der schönste^ Damen im Raum.“
    „Vielen Dank …“, sagte ich, ohne meinen Satz beenden zu können, denn in diesem Moment hatte er schon seine Zunge auf meinen Spann gelegt und damit begonnen, meinen Fuß abzulecken. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Überraschung lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter, und allein die Tatsache, dass ich schon weitaus verrücktere Situationen erlebt hatte, hielt mich davon ab, sofort meinen Fuß zurückzuziehen. Verrücktheit hin oder her – ich musste meinem Stiefellecker zugutehalten, dass er keine Geräusche machte, sondern einfach auf sehr effiziente Weise leckte, bis er jeden sichtbaren Millimeter meines Schuhs mit seiner Zunge blank geputzt hatte.
    „Dürfte ich Ihr Hosenbein etwas hochkrempeln, um auch den Rest des Schuhs genießen zu können?“, bat er mit einem süßen Lächeln. Ich brauchte zwei Sekunden, um mich zu fangen und etwas anderes als ein Quieken hervorpressen zu können.
    „Äh … sicher doch.“
    „Was geht denn hier ab?“, fragte jemand hinter mir mit lauter Stimme. Ich drehte mich vorsichtig um, um den Stiefelnarren nicht aus dem Konzept zu bringen, und sah Shelby, die zwei Club Soda in den Händen hielt.
    „Shelby, das ist …“
    „Mark“, ergänzte der Stiefellecker, ohn e von meinen Schuhen abzulassen.
    „Mark, genau …“, wiederholte ich. „Wir haben gerade mit einer kleinen Stiefelputz-Session begonnen. Danke für den Drink übrigens.“ Mit meinem Blick flehte ich Shelby an, ruhig zu bleiben, da mir ihre Körperhaltung verriet, dass sie am liebsten sofort schreiend aus dem Club gerannt und nach Mexiko geflüchtet wäre.
    „Nun … äh … das ist … das ist einfach großartig!“, stammelte sie und ließ sich auf ihren Stuhl plumpsen. Schon lange hatte ich niemanden mehr mit einem derart elenden Gesichtsausdruck gesehen, und ich würde lügen, wenn ich behauptete, den Anblick meiner Partnerin in diesem Moment nicht auch ein klein wenig genossen zu haben.
    Nachdem Mark mit beiden Schuhen fertig war, ging er von der knienden Position in die Hocke über und sagte: „Danke sehr, Miss! Es war ein Hochgenuss. Würde Ihre Begleitung etwas dagegen einzuwenden haben, wenn ich bei ihr fortfahre?“
    „Oh ja, das würde sie sehr wohl!“, geiferte Shelby ihn an und zog damit die Blicke der Nachbartische auf sich. Mit einem leichten Stupser in die Rippen

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