Nocturne City 02 - Blutfehde
ob’s daran liegt, dass ich eine Werwölfin hin oder dass ich nicht jedes Mal aufspringe und einen Knicks mache, wenn Sie an meinem Schreibtisch vorbeischlendern. So oder so bin ich aber eine gute Polizistin und reiße mir jeden Tag den Hintern fürs NCPD und meinen Job auf. Wenn Sie das nicht anerkennen können oder wollen, nur weil Ihnen meine Visage nicht in den Kram passt, dann soll Sie verdammt noch mal der Teufel holen!“
Ihr Blick hatte sich kein bisschen verändert. Obwohl sie wegen ihrer geringen Körpergröße zu mir aufblicken musste, wirkte sie in keiner Weise eingeschüchtert. Stattdessen starrte sie mich noch immer wütend an. Ich hingegen hatte beschlossen, meine Zeit nicht länger an solchen Kindergartenkram zu verschwenden: „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen. Meine Partnerin ist eben fast gestorben, und ich würde jetzt lieber den Mistkerl schnappen, der dafür verantwortlich ist, anstatt hier weiter über persönliche Befindlichkeiten zu diskutieren.“
Morgans Augen wurden schmaler. Mit einem durchdringendem Blick versuchte Sie, ihre Macht mir gegenüber zu demonstrieren und mich dazu zu bringen, mit eingezogenem Schwanz davonzuschleichen. Mac stand weiterhin mit gefasster Miene stumm neben Morgan, aber als er merkte, dass ich ihrem Blick standhielt und keineswegs gewillt war, auch nur einen Millimeter zu weichen, kroch unter seinem abgetragenen Anzug der säuerliche Geruch des Angstschweißes hervor. Ich erwartete, dass Morgan explodieren würde, als unser Blickduell unentschieden auszugehen drohte, doch nach ein paar Augenblicken lockerte sich ihre finstere Miene überraschenderweise auf. „Dann tun sie das, Detective“, sagte sie seelenruhig, als wäre sie nach reiflicher Überlegung zu einer Entscheidung gelangt. „Ich denke, wir sind hier fertig, Lieutenant McAllister.“ Mit einer schwungvollen Bewegung drehte sie sich auf der Stelle um, marschierte in Richtung ihres Wagens und verschwand nach wenigen Sekunden hinter den herannahenden Technikern der Spurensicherung.
Mac griff meinen Arm. „Kommen Sie jetzt bloß nicht auf falsche Gedanken, Wilder … ich weiß zu schätzen, was Sie gesagt haben, aber ich rate Ihnen, das nie wieder zu tun. Sie sind mein Detective, und wenn Sie noch einmal gegen die Richtlinien des NCPD verstoßen, dann werde ich Sie höchstpersönlich suspendieren.“
„Reizend, wie fürsorglich Sie sich um mich kümmern, Mac“, kommentierte ich seine Ansage und verdrehte die Augen. Mac presste kopfschüttelnd die Lippen aufeinander und sah mich mit einem väterlich besorgten Blick an. „Irgendwas ist noch nicht in Ordnung mit Ihnen, Wilder, und dieses ganze Chaos hier ist der beste Beweis dafür. Sie können keine Sonderbehandlung von mir erwarten. Wenn Sie nicht hundertprozentig fit sind, sollten Sie lieber keinen Dienst schieben.“
Ich driftete kurz ab und dachte darüber nach, warum auf einmal alle Männer in meinem Leben so taten, als wüssten Sie genau, was gut für mich sei.
„Luna? Ich spreche mit Ihnen“, drängte Mac mit verschränkten Armen und besorgtem Gesichtsausdruck. Gerade als ich anfangen wollte, mir eine Antwort aus den Rippen zu leiern, tippte mir ein Techniker der Spurensicherung auf die Schulter. „Detective Wilder? Wir brauchten Sie mal da drüben.“
„Sorry, Mac, aber ich muss mich jetzt wirklich um den Tatort kümmern“, sagte ich schnell und ergriff damit die Chance, mich sowohl um die Antwort als auch um die unangenehme Wahrheit zu drücken. Obwohl er so aussah, als würde er noch etwas sagen wollen, drehte sich Mac daraufhin wortlos um und ging zurück zu seinem Wagen.
„Dachte, Sie könnten vielleicht ein wenig Hilfe brauchen“, brummte der Techniker.
„Danke, Sie haben mir eben tatsächlich den Arsch gerettet. Mein Lieutenant wollte mich nämlich gerade …“, begann ich zu erklären, hielt dann aber inne, als ich einen Blick in das dunkelhäutige und überaus gut aussehende Gesicht des Technikers warf. „Verdammt noch mal, Pete, ich hab Sie gar nicht erkannt!“
Anderson grinste nur und schüttelte mir die Hand. „Schön, Sie wiederzusehen, Detective.“
Ich hatte Pete während des Duncan-Falls kennengelernt. Damals war er als Labortechniker für die Identifizierung von Leichen zuständig gewesen und hatte sich zu einer unersetzlichen Hilfe bei der Lösung des Falls gemausert. Noch lange Zeit später hatte ich ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich ihn quasi dazu genötigt hatte, nicht nur
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