Nocturne City 02 - Blutfehde
hatte, ging die Tür auf. „Luna“, begrüßte mich Sunny mit einem Stirnrunzeln, von dem ich nicht wusste, ob es eher ein Zeichen von Verärgerung oder von Überraschung war.
„Ich brauch deine Hilfe“, sagte ich kurz und kam damit ohne Umschweife zum Punkt.
„Oh mein Gott, Luna, ist dir etwas zugestoßen? Hast du dich vorletzt?“, überfiel mich Sunny mit ihren Standardfragen. Meine Cousine hatte seit jeher die lästige Angewohnheit, mich ständig In größter Gefahr zu wähnen oder mein baldiges grausiges Ableben vorauszuahnen. Leider lag sie damit häufiger richtig, als Ich es mir eingestehen wollte.
„Ich hab nichts. Mir geht s gut“, antwortete ich etwas schnippisch. „Ich möchte, dass du dir einen Tatort ansiehst, an dem ich gerade arbeite.“
Sunny blinzelte. „Ich? Warum ich? Wenn da Blut im Spiel ist, will ich lieber nichts damit zu tun haben, Luna.“
„Ach, deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Blut des Toten restlos im Feuer verdampft ist“, erklärte ich mit einem Grinsen. Augenblicklich wurde Sunny bleich, und ich musste mich mächtig anstrengen, meine zartbesaitete Cousine nicht mit weiteren widerlichen Einzelheiten aufzuziehen, wie es als Teenager wahrscheinlich noch meine Art gewesen wäre. „Bitte, Sunny, du musst mir helfen“, flehte ich sie an.
„Ich verstehe nicht, wie ich dir da helfen könnte“, erwiderte sie. „Und außerdem wird Rhoda bald wiederkommen.“
„Und was, wenn ich dir sage, dass die Mörder Magie eingesetzt haben und der Tote Patrick O’Halloran ist?“
Wie ich es erwartet hatte, wurden Sunnys Augen bei diesen Informationen so groß wie Untertassen.
„Wie haben Sie es gemacht?“, flüsterte sie.
„Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mir das sagen könntest.“
Sie nickte langsam. „Klar … natürlich. Ich hol nur schnell meine Tasche, und dann treffen wir uns draußen bei deinem Auto.“
Als wir in die Parkgarage fuhren, fing Sunny an zu zittern wie Espenlaub. „Ist dir kalt?“, fragte ich sie.
„Nein“, murmelte sie. „Es sind nur die Energien … so viele Energien und Kräfte um uns herum.“
„Das wird wohl der magische Elektrozaun sein, den die O’Hallorans rund um ihren Tower aufgebaut haben“, versuchte ich mit einem Scherz die Tatsache zu überspielen, dass auch mir ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken lief, wenn ich dieses Gefühl – dieses nadelartige Stechen zwischen meinen Augen – zu nah an mich heranließ.
„Unglaublich“, sagte Sunny. „Das ist einfach unglaublich. Ich kann noch gar nicht fassen, dass ich wirklich hier bin.“
„Und ich kann es nicht fassen, dass die O’Hallorans so dumm waren, ihre Parkgarage nicht mit Wächtern zu schützen“, war! ich ein und stieg aus dem Wagen. „Komm mit, Sunny, ich zeig dir den Tatort.“ Pete hielt ein Klemmbrett in der Hand und war gerade dabei, die letzten Zeilen seines Berichtsformulars auszufüllen, während sein Team bereits die Ausrüstung zusammenpackte.
„Detective. Miss Wilder“, grüßte er uns mit einem Nicken.
„Nicht Miss Wilder, sondern Miss Swann“, korrigierte Sunny ihn. „Ich bin eine Cousine mütterlicherseits.“
„Was auch immer Sie glücklich macht, Miss Swann“, entgegnete Pete. „Warum sind Sie überhaupt hier, wenn ich fragen darf?“
Ich nahm Pete beiseite. „Sie wissen doch, dass Sunny eine Hexe ist, nicht wahr? Und es heißt ja, dass die O’Hallorans auch Hexen sind …“
„Ja, ich kenne die Gerüchte, Detective“, antwortete Pete in dem für ihn typischen unerschütterlichen Tonfall.
„Gut, Pete … äh … ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden; würden Sie es für möglich halten, dass bei diesem Mord Magie eingesetzt worden ist?“ Nachdenklich rieb sich Pete das Kinn.
„Nun, Detective, nach der Sache mit diesen Werwölfen in Ghosttown und der Geschichte mit unserem durchgeknallten Bezirksstaatsanwalt Duncan halte ich einiges für möglich, was Ich früher als unlogisch oder unsinnig abgetan hätte. Wenn Sie mich also fragen, ob hier Magie im Spiel gewesen sein könnte, dann muss ich mit Ja antworten. Zumindest macht das mehr Sinn als eine unsichtbare Bombe oder eine CIA-Verschwörung.“
„Das denke ich auch. Meine Cousine Sunny kann uns vielleicht sagen, wie die Mörder es angestellt haben“, erklärte ich. „Dafür müsste sie sich aber etwas umsehen – natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben.“
Pete überlegte kurz
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