Nocturne City 02 - Blutfehde
mit der Flachzange von der Tagesschicht abplagen zu müssen. Sie wissen schon … der Typ, der so aussieht wie Gene Hackman mit hundertsechzig.“
„Bombenattentat?“, fragte Kronen. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Luna, aber ist ja auch egal. Ich rufe an, weil da ein paar ungewöhnliche Ergebnisse bei dem Fall mit der Überdosis aufgetaucht sind.“
Ich setzte mich auf die Treppe und biss mir vor Spannung auf die Unterlippe. „Der Junge der Blackburns?“
„Genau. Die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung weisen ein paar … nun ja, sagen wir einfach, sie weisen ein paar Interessante Marker auf“, erklärte Kronen. Im Hintergrund hörte ich, wie am anderen Ende der Leitung eine Tür zugeschlagen wurde. Leise sprach Kronen weiter: „Könnten Sie vielleicht bei mir im Büro vorbeikommen? Ich denke, dass wir diese Ergebnisse persönlich besprechen sollten.“
Sein geheimnisvoller Ton machte mir Sorgen. „Stimmt was nicht, Bart?“, fragte ich und musste lange auf seine Antwort warten. „Vielleicht …“, sagte er vieldeutig. „Ich werd’s wahrscheinlich erst mit Sicherheit sagen können, wenn ich Ihre Meinung zu den Ergebnissen gehört habe.“
17
Als ich an der Wirkungsstätte von Bart Kronen ankam, fand ich seine Bürotür verschlossen vor. Mit einem kurzen Blick nach links und rechts vergewisserte ich mich, dass außer mir niemand sonst auf dem Flur war, und klopfte. Kurz darauf linste Kronen durch den Türspalt und bat mich einzutreten.
„Kommen Sie, Detective.“ Sein relativ unaufgeräumtes Büro war wie immer schlecht beleuchtet, und aus den billigen Computerboxen ertönte seichte Jazzmusik. „Schließen Sie doch bitte die Tür“, forderte er mich auf.
„Was ist los, Bart?“, fragte ich ihn ohne Umschweife. „Haben Sie etwa Alien-DNA bei dem Toten gefunden, oder warum diese Heimlichtuerei?“
Mein Scherz konnte ihm nicht mal die Spur eines Lächelns abringen, was ich als schlechtes Zeichen wertete. „Bevor ich die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung mit Ihnen bespreche, Detective, möchte ich noch einmal betonen, dass ich nach den höchsten Qualitätsstandards arbeite und die Mitarbeiter meines Labors absolut zuverlässig sind. Ich habe keinen Zweifel daran, dass diese Ergebnisse korrekt sind.“
„Ich habe nie einen Grund gehabt, etwas anderes anzunehmen, Bart“, versicherte ich ihm. Im Morddezernat hatte ich gleich zu Anfang gelernt, dass man einen Cop mit etwas Geduld zwar zu einem perfekten menschlichen Lügendetektor ausbilden konnte, er aber selbst nach langjähriger Berufserfahrung niemals in der Lage sein würde, Beweismittel und Spuren so verlässlich auszuwerten wie ein Gerichtsmediziner. Exaktes Arbeiten und die Welt des Obskuren waren die zwei großen Leidenschaften der Gerichtsmediziner, und genau das machte sie zur wertvollsten Waffe des NCPD im tagtäglichen Kampf gegen das Verbrechen. Die Polizei ohne Gerichtsmediziner war wie Batman ohne seinen Utensiliengürtel – mit einem Wort: hilflos.
„Ich wollte das nur klarstellen, bevor wir die Details besprechen“, erklärte Bart. „Die ganze Sache ist nämlich seltsam. Überaus seltsam.“ Dann schlug er eine der überall in seinem Arbeitszimmer verstreuten braunen Aktenmappen auf und reichte mir einen toxikologischen Bericht, auf dem der Name Vincent Blackburn und die entsprechende Fallnummer vermerkt waren. Ich starrte angestrengt auf die gezackten Linien in den Diagrammen und die Symbole der chemischen Elemente, die in Vincents Leiche gefunden worden waren, konnte aber so gut wie nichts damit anfangen.
„Das hier“, begann Kronen seine Erklärung und zeigte dabei mit dem Finger auf eine der Linien, „ist die Blutgruppe des Opfers. A positiv, wie Sie sehen können.“ Dann deutete er auf die nächste Linie. „Und das hier ist die Blutgruppe, die ich an der Einstichstelle und in geringen Mengen auch in seinem Blutkreislauf gefunden habe.“
„Und ich dachte immer, der liebe Herrgott würde seinen Schäfchen nur eine Blutgruppe spendieren“, murmelte ich.
„Eigentlich schon“, antwortete Kronen. „Anscheinend hat jemand dem Opfer fremdes Blut injiziert.“
Als ich das hörte, überkam mich eine schlimme Vorahnung. „Hmm … und welche Folgen hat das?“
„Wenn man einem Menschen mit A positiv ausreichend Blut einer anderen Blutgruppe injiziert, dann führt das zu einem anaphylaktischen Schock“, erklärte Kronen.
Ich schloss die Augen und stellte mir die letzten Minuten von
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