Nocturne City 02 - Blutfehde
würde ich gern mal einen Ausweis sehen, Lady.“ Skeptisch beäugte er meine Dienstmarke, nickte sie dann aber ab und schob das Gitter zur Seite.
„Vincent Blackburn, was? Hab gehört, dass man die Schwuchtel tot in einer Toilette gefunden hat …“
Bis zu diesem Augenblick hatte ich es nicht für möglich gehalten, dass ein Werwolf wie Joubert, der von den meisten mit einer Inbrunst gehasst und verabscheut wurde, die sonst nur Steuerprüfern vorbehalten war, derart niederträchtig über eine lindere Randgruppe sprechen konnte.
„Mr Blackburn ist ermordet worden“, sagte ich bestimmt. „Und ich bin der ermittelnde Detective in diesem Fall. Wie ich erfahren habe, sind Sie Mitinhaber des Clubs, in dem Mr Blackburn gearbeitet hat?“
Joubert zuckte mit den Schultern. „Um das Personal kümmert sich jemand anders. Wenn ich da was zu sagen hätte, gab s nicht so verdammt viele Tunten im Club.“
„Also, Mr Supermacho“, sagte ich und gab der Ironie in meinem Ton einen Moment Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten, „die Personalfragen Ihres Clubs interessieren mich, ehrlich gesagt, einen feuchten Kehricht. Ich bin hier, weil ich mehr über die Drogen wissen will, die Sie und Vincent in dem Club verkauft haben.“
Meine Worte schienen wie ein Blitz durch Jouberts schlaffen Körper zu fahren. Augenblicklich nahm er eine kerzengerade Haltung ein und verriet mir durch seinen aggressiven Gesichtsausdruck, dass ich mich gerade von „lästig, aber belanglos“ zu „störend und gefährlich“ hochgearbeitet hatte.
„Was zum Teufel haben Sie da gerade gesagt?“, fuhr er mich mit heiserer Stimme an und riss dabei empört seine winzigen Augen auf. Ganz offensichtlich hatte er mich spätestens jetzt als Beute gewittert. Mit mehr Mut als Verstand trat ich auf ihn zu und baute mich vor ihm auf. „Nun … ich habe gesagt, dass Sie ein gottverdammter Drogendealer sind, Joubert! Und da wir gerade von persönlichen Schwächen reden; haben Sie schon mal was von einer Erfindung namens Deodorant gehört?“
Eigentlich hätte ich erwartet, dass Joubert ausrasten und mir einen handfesten Grund liefern würde, um ihn zu verhaften Stattdessen prustete er nur heftig, sodass sich seine Nasenflügel blähten, und lachte dann laut. „Denken Sie vielleicht, das macht mir Angst – Ihr Hausbesuch und Ihre alberne Polizeimarke?“, knurrte er. Dann fuhr er mit einer für seinen pummeligen Kör per erstaunlich gewandten Bewegung blitzschnell die Hand aus, packte meine Haare und riss meinen Kopf nach hinten, sodass meine Kehle freigelegt wurde. „Sie wissen doch überhaupt nicht, was es heißt, wirklich Angst zu haben, Sie verdammter Insolidreck.“
Scheiße!, fuhr es mir durch den Kopf, aber da rammte Joubert meinen Schädel schon so heftig gegen das Stahlgitter vor seiner Tür, dass ich Sterne sah. An den Haaren zerrte er mich durch die Eingangstür und schleuderte mich dann in das Vorzimmer seiner Wohnung, wo ich benommen am Boden liegen blieb. Nachdem er die Tür zugeknallt hatte, kam er in großen Schritten auf mich zu und öffnete dabei den Reißverschluss seiner verdreckten Kakihose. „Jetzt werden wir uns mal richtig miteinander bekannt machen, du Schlampe, und wenn wir fertig sind, wirst du hier auf allen vieren rauskriechen!“
Mein Schädel brummte, meine Ohren klingelten, und ich blutete noch stärker als bei meinem unfreiwilligen Cage Fight im Bete Noire. Jetzt hat er dich erledigt, flüsterte meine linke Gehirnhälfte. Du erlebst gerade die letzten Momente mit einem funktionierenden Gehirn, also mach dich bereit für ein Leben als Matschbirne. Ich hatte keine Ahnung, wieso, aber irgendwie hatte der logische Teil meines Gehirns seit jeher die unliebsame Angewohnheit, in den ungünstigsten Momenten äußerst pessimistische Kommentare abzugeben.
Joubert packte erneut mein Haar und riss meinen Kopf zu seinem offenen Reißverschluss hoch. „Manchmal muss man den Schlampen da draußen zeigen, wie sie ihr Mundwerk richtig zu gebrauchen haben. Wenn sie aber einmal dabei sind, lernen sie es meist recht schnell.“
Soll das jetzt ein Seminar zur Mitarbeiterführung im Rotlichtmilieu werden, Professor Doktor Joubert?, fragte ich mich selbst und wunderte mich nicht mal mehr über die gleichgültige Gelassenheit, mit der ich dem ganzen Treiben beiwohnte. Ich wusste, dass mein großer Blutverlust dafür verantwortlich war. Kopfwunden bluten schnell und heftig und sind für gewöhnlich nur schwer zu stoppen.
„Verstanden, du
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