Nocturne City 03 - Todeshunger
Typ dann deinen Namen in den Dreck zog, fühlte ich, wie die Dunkelheit mich erfasste, und habe es geschehen lassen. Ich habe nicht einmal versucht, mich gegen den Dämon zu wehren.«
Kaum hatte er ausgesprochen, ließ er mich los, aber schon im nächsten Moment fiel ich ihm um den Hals. »Es tut mir leid, Dmitri, es tut mir so unglaublich leid«, flüsterte ich.
»Du solltest mich jetzt lieber allein lassen«, sagte Dmitri schroff und löste sich aus meiner Umarmung. »Ich muss … ich muss versuchen, das alles zu vergessen.«
»Kommt nicht in die Tüte. Du brauchst Hilfe, und ich werde nicht zulassen, dass du hier im Dunkeln vor dich hin brütest«, erwiderte ich. »Außerdem sollte jemand diesen durchgedrehten Rudeln Einhalt gebieten. Die führen sich ja auf wie gottverdammte Tiere.«
»Luna, das mit den Rudeln ist, wie es ist. So laufen die Dinge nun mal.« Er seufzte. »Die Zeiten haben sich geändert: Seit der Sache mit O’Halloran sind die Rudel in Nocturne City unglaublich nervös. Dazu kommt, dass deine Kollegen neuerdings mit eiserner Faust gegen Drogen und Prostitution in der Innenstadt vorgehen. Wenn du wirklich etwas tun willst, um die Situation zu entspannen, dann sag den Typen von der Sitte einfach, sie sollen sich etwas zurückhalten.« Er griff sich seine Unterhose von der Bettkante, streifte sie über und verkroch sich unter die Decke. »Bitte, Luna, lass mich jetzt einfach allein. Ich brauche Ruhe, damit meine Wunden heilen können.«
»Das kannst du nicht tun, Dmitri«, presste ich verbittert hervor. »Nach all dem, was du mir gerade erzählt hast, kannst du mich jetzt nicht so einfach wegschicken. Bitte …«
Statt zu antworten, stieß er einen langen, zitternden Seufzer aus. Es war offensichtlich, dass er allein sein wollte, um den Dämon in seinem Inneren unter Kontrolle zu bringen und seine Verletzungen zu kurieren.
Nachdem eine weitere Minute ohne Antwort von Dmitri verstrichen war, verbiss ich mir den reichlich unsensiblen Kommentar, der mir auf der Zunge lag, und stapfte die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Dort legte ich mich aufs Sofa und versuchte, durch ruhiges Atmen meine Wut zu kontrollieren. Ich brauchte einige Zeit, um mich wieder so weit im Griff zu haben, dass ich nicht mehr aufspringen und das Geschirr in der Küche zerdeppern wollte. Obwohl ich mich in unserem alltäglichen Zusammenleben oft in Selbstbeherrschung üben musste, fiel es mir hin und wieder immer noch schwer, die Wölfin im Zaum zu halten.
Eines war mir in den gemeinsamen Monaten mit Dmitri klar geworden: Was auch immer in ihm wütete, wurde von Mal zu Mal stärker und würde irgendwann den Mann, in den ich mich verliebt hatte, ganz und gar verschlingen. In meiner Magengegend machte sich ein unangenehm kaltes Gefühl breit, als ich daran dachte, dass ich eines Tages neben einem Fremden aufwachen könnte, der ohne Reue morden und früher oder später auch mich für seine Beute halten würde.
Trotz der finsteren Zukunftsaussichten stand für mich fest, dass ich ihn nicht allein lassen würde, auch wenn mich der Gedanke an seine allmähliche Verwandlung um den Verstand brachte.
»Eigentlich haben wir doch schon genug Opfer gebracht. Warum wird es verdammt noch mal nicht einfacher?«, fragte ich in die Dunkelheit hinein. Nach dem Verbot unserer Beziehung durch die Rudelältesten hatte Dmitri den Redbacks den Rücken gekehrt, um mit mir zusammenzuleben. Gegen alle Widerstände und Proteste hatte er sich für mich entschieden, aber anscheinend reichte das den Schicksalsgöttern immer noch nicht, denn dieses schwarze Etwas tobte weiter in ihm und nagte unablässig an unserer Beziehung. Meine Frage blieb unbeantwortet – keine Überraschung eigentlich, denn ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die Dunkelheit zwar ein ständiger Begleiter in meinem Leben, aber keine sonderlich hilfreiche Ratgeberin war.
Die Digitalanzeige der kleinen Uhr an der Küchenwand verriet mir, dass der Tag noch nicht wirklich begonnen hatte. Trotzdem nahm ich den Telefonhörer zur Hand und wählte Brysons Nummer. Mir war klar, dass Dmitri das Gespräch wahrscheinlich mitanhören und sich in seiner Eifersucht bestätigt fühlen würde, aber so wie die Dinge momentan zwischen uns liefen, kümmerte mich das nicht sonderlich.
»Äh, ja, hallo?«, brummte Bryson schlaftrunken in den Hörer. »Wer ist da?«
»David, ich bin s, Luna.«
»Verdammt, Wilder, es ist vier Uhr früh!«
»Fünf«, berichtigte ich. »Schon mal was von
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