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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Stockholm von diesem Dorf, man erzählte uns, dass es hier einen kostenlosen Friedhof gibt.«
    Eemeli Toropainen fand es unglaublich, dass die mächtigste Stadt der Welt einfach so mir nichts, dir nichts untergegangen war. Davon hatten sie in Ukonjärvi nichts geahnt. Sie hatten nur gehört, dass sich New York stark nach Norden und Westen ausgedehnt hatte.
    Taxifahrer John Matto erzählte, dass der Bundesstaat nicht die ganze Wahrheit hatte preisgeben wollen. Außerdem hatte sich die Stadt tatsächlich weit nach Norden und Westen ausgedehnt. Sie war im Grunde genommen ganz und gar von ihrem ehemaligen Standort dorthin verlegt worden.
    Die Katastrophe hatte nach den wilden Millenniumsfeiern ihren Anfang genommen. In New York hatten die Leute den Jahrtausendwechsel wie verrückt gefeiert. Die Straßen waren über und über mit Müll bedeckt gewesen. Man kann sich vorstellen, was zehn Millionen Betrunkene bewirken. Banden waren umhergezogen, hatten Läden und Warenhäuser geplündert, und ganze Geschäftsviertel waren anlässlich der Feier abgefackelt worden. Als sich die Situation ein wenig entspannt hatte, waren die Angestellten der Stadtreinigung in den Streik getreten, weil ihre Löhne um die Hälfte gekürzt worden waren. Das war der Anfang vom Ende gewesen. Die Straßen hatten sich mit Abfällen gefüllt. »Der Sommer war für uns Taxifahrer die reinste Hölle. Die Staus waren einfach unglaublich. Müllberge verstopften die Straßen. Eine Fahrt vom Kennedy-Airport nach Manhattan dauerte bis zu sechs Stunden, es war hoffnungslos.«
    Die Hauptstraßen, wie die Fifth Avenue und die 42nd Street, konnte man mit Räumfahrzeugen offen halten. In den Nebenstraßen musste man sich damit begnügen, die Müllberge einigermaßen zu glätten und festzustampfen, damit die Menschen darauf gehen konnten. Über die besonders morastigen Straßenabschnitte wurden Stegbrücken gebaut. Gleich im ersten Sommer erreichte die Müllschicht mehr als einen Meter Höhe, und im nächsten Jahr bedeckte der Müll die Straßen bis an die ersten Stockwerke der Häuser. Die Bewohner der Erdgeschosse mussten ausziehen, die untersten Türen der Fahrstühle wurden geschlossen, die Fenster zu Eingängen umfunktioniert, oder es mussten Tunnel durch die Müllmassen gegraben werden, damit die Menschen in die Häuser gelangen konnten.
    Im dritten Jahr waren schon zwei Etagen vom Müll bedeckt, in den schlimmsten Gegenden sogar drei. Höher wuchs die Schicht nicht mehr, allerdings nur, weil in den Häusern niemand mehr wohnen oder Geschäfte betreiben konnte. Der übliche Verlauf war der, dass aus diesen Vierteln die Einwohner und Arbeitsplätze verschwanden. Die Wasserleitungen waren verstopft oder froren ein, die Fenster barsten oder wurden eingeworfen, Drogenkriminelle zogen in die Häuser ein, bis sie schließlich völlig ausbrannten. Dergleichen war ja bereits im vergangenen Jahrtausend in Harlem vorgekommen, doch nun weitete sich diese Zerstörung bis nach Downtown aus.
    Eveliina Mättö beklagte besonders, dass sogar die prächtige Parade zum Thanksgiving Day auf den Franklin D. Roosevelt Drive verlegt werden musste. Als dann später auch der verstopft war, hatte man ganz auf diese Tradition verzichtet.
    Der Autoverkehr wurde schließlich unmöglich. John blieb eines Nachts mit seinem Taxi an der Brooklyn Bridge stecken; er hatte versucht, den Wagen von Manhattan über die Park Row auf die Brücke zu retten, aber die Karre versank bis zu den Fenstern im Morast. Da musste er sie dann wohl oder übel aufgeben.
    »Aus Bosheit ließ ich den Motor laufen. Die Straßen waren voll von verlassenen Autos. Manch einer hatte versucht, sein Auto auszugraben, aber es war hoffnungslos. Wenn das Auto auch nur für eine Nacht im Morast stecken blieb, brauchte man am nächsten Tag gar nicht erst den Versuch zu machen, es herauszuholen, es war zerstört und von anderen Autos eingekreist. Nagelneue Limousinen versanken zu Tausenden im Dreck. Die Passanten liefen über die glatten Autodächer. Wegen des Morasts mussten sich die Leute Gummistiefel kaufen. Die wurden regelrecht gehamstert, und bald kostete ein Paar von Nokia auf dem Schwarzmarkt hundert Dollar.«
    Als der Verfall erst weit genug fortgeschritten war, war er durch nichts mehr zu stoppen. Die Verteilung von Gas und Strom brach ab, die Wasserleitungen waren verstopft, die Abflüsse nahmen schon lange nichts mehr auf. In einigen Wolkenkratzern wohnten die Angestellten inzwischen in ihren Büros, da das

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