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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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geheimnisvolles Instrument, dienten womöglich zum Schutz vor atomarer Strahlung.
    Der Somali Josif Nabulah hatte die Platten in seiner Schmiede erhitzt und mit dem Hammer bearbeitet. Er hatte festgestellt, dass sie außerordentlich bruchfest waren, sie schmolzen nicht leicht, und so ließen sich aus ihnen ausgezeichnete Gleitlager herstellen. Eine weitere Verwendung der Platten wurde durch ihre ungewöhnliche Härte erschwert, sie ließen sich nur sehr schwer verformen.
    Severi Horttanainen hatte sich für die Platten eine, wie er fand, ausgezeichnete Verwendung ausgedacht. Er hatte damit den Ofen in seiner Hütte am Hiidenvaara gekachelt. Und weil genügend Platten da waren, hatte er auch noch den Fußboden vor dem Ofen gefliest. Er fand, dass sein Ofen außerordentlich schön geworden war. Die französischen Platten bewirkten, dass er immer einen schwachen Schein abgab, auch wenn er gar nicht in Betrieb war. Am schönsten aber sah es aus, wenn Severi im Ofen ein Feuer entzündete. Dann loderten die Flammen hinter der glühenden Außenhaut, und es war äußerst gemütlich. Dass die glühenden Platten eine gefährliche Strahlung absondern könnten, kam ihm gar nicht in den Sinn.
    Seppo Sorjonen entschlüsselte schließlich das Geheimnis um die ominösen Platten. Er besorgte sich ein französisches Wörterbuch, mit dessen Hilfe er die mitgeschickte Gebrauchsanweisung übersetzte.
    Aus der Anweisung ging hervor, dass die Sendungen vom Ersatzlager für Spezialwaffengattungen der militärisch-technischen Industrie des Vereinigten Europa kamen. Die Platten waren für Dichtungsmessungen in der Atmosphäre und für die Analyse der erhaltenen Ergebnisse vorgesehen. Sie waren so etwas wie Impulsgeber, mit deren Hilfe festgestellt wurde, welche Stoffe jeweils in der Luft schwebten.
    Die Anweisungen besagten, dass die Platten vorsichtig aus der Kiste herausgenommen werden sollten, wobei die sensible glühende Oberfläche nicht berührt werden durfte. Anschließend sollten sie in zwei Metern Höhe angebracht werden, zum Beispiel an einem Baum oder einem Gebäude, etwa so wie die Kontrollhäuschen für die Wetterbeobachtung. Der Abstand zwischen den einzelnen Indikatoren sollte einen Kilometer betragen. Nachdem die Platten drei Tage und drei Nächte draußen unter freiem Himmel gewesen waren, sollten sie durch ein spezielles Analysegerät geschickt werden. Die gebrauchten Platten und die Analyse hätten schnellstens und auf geheimem Wege nach Frankreich zurückgeschickt und gleichzeitig hätten wieder neue Platten draußen angebracht werden müssen. All das wäre Aufgabe der Partisanenkompanie gewesen. In dem Papier wurde auf die militärische Bedeutung der Messungen hingewiesen und betont, dass die Unterlassung ein Kriegsverbrechen sei, auf das unter Umständen die Todesstrafe folge.
    Als Eemeli Toropainen die Übersetzung las, wurde er nachdenklich. Er hätte sich besser gleich, als die Kisten auftauchten, darum kümmern sollen, was es damit auf sich hatte. Hier hatte er jetzt ein Problem, das nicht so einfach zu lösen war. Eemeli fuhr nach Hiidenvaara, um sich mit Severi Horttanainen zu beraten. Vielleicht fiele dem alten Freund etwas ein.
    Severi überflog den Text und war keineswegs beunruhigt. Den Hinweis auf die Todesstrafe tat er mit einem Lachen ab. Seiner Meinung nach sollten die Bürokraten des Absenders, also des Ersatzlagers für Spezialwaffengattungen, wenn sie ihre eigene Haut retten wollten, lieber in Frankreich bleiben. Die Partisanen von Ukonjärvi ließen sich nicht durch diese Rotweinnasen ins Bockshorn jagen.
    Eemeli staunte, dass Severis Ofen so merkwürdig glühte. Bei seinem letzten Besuch hatte das Ding ganz gewöhnlich ausgesehen.
    Daraufhin erzählte Severi, dass er ihn mit den französischen Platten gekachelt habe. Besonders abends im Dunkeln sehe es sehr schön aus, wenn sie glühten.
    Eemeli Toropainen bekam einen Schreck. Hatte Severi keine Angst vor Strahlung? Der Kerl hatte wahrhaftig rotzfrech seinen Ofen mit geheimem Kriegsmaterial verziert.
    Severi ließ sich nicht von Eemelis Furcht anstecken. Er sagte, dass er sich nichts aus Strahlung mache, das bisschen Glühen könne einem alten Haudegen wie ihm nichts anhaben, es sei ebenso ungefährlich wie das der Glühwürmchen in der Sommernacht.
    »Schreib den Kerlen in Frankreich, dass wir nie ein Analysegerät besessen haben und dass sie sich von jetzt an die Platten in den Hintern stecken sollen.«
    Eemeli Toropainen schickte tatsächlich eine

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