Nördlich des Weltuntergangs
Flugzeugrumpfes fort. In dem Düsenbomber fand sich erstaunlich viel Verwertbares. Allein hunderte Meter starken Kabels, das als Zugseil geeignet war, holte er aus dem Wrack. Für das Dampfkraftwerk gewann er ebenfalls viele nützliche Teile, und die Spulen aus der Turbine des Elektrizitätswerkes am Fluss konnte er bei der Gelegenheit gänzlich erneuern. Weitere Teile der Düsenmotoren legte Nabulah für eine künftige Molkerei beiseite, die teuren Metalllegierungen des Rotors würden sich ausgezeichnet als Material für eine Buttermaschine eignen. Zahlreiche Messgeräte wurden ebenfalls einer neuen Verwendung zugeführt, zum Beispiel bekam die Kräutertrocknungsanlage von Grünberg ein hoch empfindliches Gerät für die Messung der Luftfeuchtigkeit. Auf dem Dachreiter der Kirche brachte Nabulah den Impulsgeber eines Windmessers an, die Anzeigentafel, die er dem Cockpit des Flugzeugs entnommen hatte, befestigte er an der Schranktür in der Sakristei. Aus den Spanten des Flugzeugrumpfes schmiedete er Stubbenhaken und Pflugschare.
32
In diesem Winter wurden in Ukonjärvi zwei neue Zuggarne fertig. Das Fischen mit dem Wintergarn erwies sich im Vergleich zum Sommer sofort als lohnender. Die Fangplätze im Südteil des Laakajärvi-Sees waren sehr ertragreich; gleich beim ersten Mal holten die Männer an die sechshundert Kilo kleiner Maränen heraus.
Im Spätwinter fischten die Männer beinah jeden Tag. Eemeli Toropainen konnte sich wegen seiner Herzkrankheit nicht mehr an der schweren Arbeit beteiligen, aber er gab kompetente Ratschläge und war gern mit draußen auf dem schimmernden Eis des großen Sees. Er pflegte sich in seinen Kirchenschlitten zu setzen, der an den Fangplatz herangefahren wurde. Der Schlitten wurde so gedreht, dass Eemeli die Sonne von vorn hatte und sich bräunen konnte, während er die Männer bei ihrer Arbeit beaufsichtigte. Der frische Wind rötete sein Gesicht, und die Sonne besorgte den Rest. Oder war die Gesichtsfarbe auf den feurigen Kräuterschnaps zurückzuführen, von dem Eemeli ab und an einen Schluck nahm?
An diesen goldenen Wintertagen war hoch oben am blauen Himmel hin und wieder ein weißer Streifen zu sehen, der sich schnell vorwärts bewegte. Es war nicht die Spur eines Düsenflugzeugs, sondern die einer kleineren Energiequelle. Wenn man solch einen sonderbaren Streifen durchs Fernglas betrachtete, konnte man feststellen, dass da eine Rakete, die auf tödliche Mission geschickt worden war, am Himmel entlangflog. Die Flugbahnen durchkreuzten den Himmel im Nordosten und Südwesten. Die Massenvernichtungswaffen hinterließen ein wunderschönes Schnittmuster im All, obwohl sie in furchtbarem Auftrag unterwegs waren. Wahrscheinlich würden Hunderttausende Menschen sterben, wenn die mit Atomsprengköpfen bestückten Raketen ihr Ziel erreichten.
Jedes Mal, wenn einer dieser Boten des Weltkrieges über den Fangplatz hinwegflog, verstummte das fröhliche Gespräch der Männer, sie schauten zu diesem Selbstmordwerkzeug der Menschheit auf, und es dauerte eine Weile, ehe ihre Unruhe verflog und sie sich wieder ihren alltäglichen Verrichtungen zuwenden konnten.
Die Fangstellen der Stiftung waren zweihundert Meter breit und mehr als dreihundert Meter lang. Am Anfang befand sich die Einlassöffnung, von dort ging nach beiden Seiten je eine Reihe von Eislöchern weg, und zwar in zweimal winklig gebrochener Linie bis hin zur Aufholeöffnung. Der Abstand zwischen den Eislöchern betrug dreißig Schritt. Die Zugleinen wurden an langen Flößstangen von Loch zu Loch geschoben, wobei die Stangen aus mehreren Teilstücken zusammengesetzt waren, und an einem Ende befand sich der Ring für die Zugleine.
Eemeli Toropainen besaß zwei Garne für diese Art des Fangs. Mit dem einen wurde hier im Laakajärvi gefischt, mit dem anderen im Hiidenjärvi, im Ukonjärvi oder in einem anderen See. Das Garn für den Laakajärvi war das größere, es war mehr als zweihundert Meter lang und zwölf Meter hoch. Die Simme bestanden aus selbst gewebtem Hanf, als Zugleinen diente Kabel aus dem arabischen Düsenbomber.
Am frühen Morgen rückte der Trupp mit Sack und Pack an: sechs Männer und ein paar junge Burschen als Gehilfen, dazu Eemeli Toropainen als Chef mit Pferd und Schlitten, ferner zwei Ochsen, die die Schlitten mit dem Garn und den übrigen Geräten zogen und die auch nachher bei der Arbeit als Zugtiere eingesetzt wurden. Oft kam auch Feldpröbstin Tuirevi Hillikainen mit hinaus, die bei der Arbeit gut
Weitere Kostenlose Bücher