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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Gespräch würde in einer freundlicheren Atmosphäre verlaufen, wenn auch Frauen dabei wären.
    Eemeli borgte sich von Taneli Heikura seine frühere Frau Henna aus und ließ sich dann mit ihr und Taina zu den fremden Frauen führen.
    Sie ritten zum Kuohattijärvi-See, bis dorthin waren es elf Kilometer. Der See war zehn Kilometer lang, er lag nordnordöstlich von Nurmes, auf halbem Wege zum Feldposten am Murtovaara. Die Partisanen befanden sich gerade auf Streife und stellten die Gruppe unter ihren Schutz. Gemeinsam mit den Donkosaken führten sie Eemeli und seine beiden Frauen ans Ziel. Am Westzipfel des Sees trafen sie auf die Wächterinnen, die mit Flinten und Speeren bewaffnet waren. Die kriegerisch wirkenden Frauen verlangten einen Passierschein. Die Kosaken erklärten ihnen, dass dies nun der hiesige finnische König sei. Eemeli durfte weiterreiten. Die Partisanen und die Kosaken wurden nicht durchgelassen, sie mussten warten.
    Eemeli Toropainen ritt mit seinen beiden Frauen am Nordufer des Sees entlang. Das Lager der wandernden Frauen erstreckte sich über eine Länge von zehn Kilometern. Überall standen Zelte, und davor brannten Lagerfeuer, an denen die Frauen das Essen zubereiteten. Die meisten von ihnen trugen lange, bis auf den Boden reichende Kutten und an den Füßen Sandalen, einige waren barfuss. Es waren Frauen jeden Alters, junge und alte, und kleine Kinder tummelten sich zu ihren Füßen.
    Der Tross stand auf einer Landzunge am Nordufer, es waren Hunderte von Wagen und die dazugehörigen Zugtiere, hauptsächlich Esel, aber auch Ochsen, Pferde und ein paar Kamele. Hunde bellten in der Nähe des Trosses, und zwischen den Zelten huschten hier und da Katzen herum. Außerdem gab es Unmengen von Hühnern und Schafen. Alles in allem gewann Eemeli den Eindruck, dass die Frauen bestens ausgerüstet waren, wie eine gut geführte Armee mit gesicherter Proviant- und Versorgungslage.
    Obwohl das Lager riesengroß war, immerhin lebten dort mehr als vierzigtausend Frauen und Kinder, dazu Tausende von Tieren, war es gut organisiert und sehr sauber. Die Frauen wuschen im See Wäsche und hängten sie zum Trocknen auf die Leine, viele badeten ihre Kinder oder schwammen selbst im Wasser. Von den Zelten klang fröhliches Geplapper herüber, und aus verschiedenen Richtungen war schöner Gesang von Frauenchören zu hören. Die Worte klangen fremd in Eemelis Ohr.
    Die Anführerin war eine etwa sechzigjährige, große Frau mit einer Adlernase. Ihrer dunklen Hautfarbe nach mochte sie eine Inderin sein. Sie hatte eine königliche Haltung und war auch sonst eine eindrucksvolle Erscheinung. Im Übrigen sprach sie ausgezeichnet Englisch.
    Sie empfing Eemeli unter freiem Himmel am Ufer des Sees. Als Erstes fragte sie, welche Bedeutung der Name des Sees habe. Als sie hörte, dass dieser auf die Kastration männlicher Tiere hinwies, huschte über ihr Gesicht ein schönes, wissendes und sehr weibliches Lächeln.
    Die Königin der wandernden Frauen hielt zunächst eine kurze, aber kernige friedenspolitische Ansprache, in der sie das männliche Geschlecht wegen seines Hangs zu Kriegen und anderen Gräueltaten geißelte. Dann fragte sie, ob es in dieser Gegend in jüngster Zeit Kriegshandlungen gegeben habe. Sie wolle ihr Volk wegführen von allen Kriegen, und daher wünsche sie Informationen über die Situation in Finnland.
    Eemeli Toropainen konnte vermelden, dass in der Gegend nicht unmittelbar gekämpft worden sei, allerdings habe man Bomber und vor allem Raketen am Himmel gesehen. Und natürlich habe sich die »Junifinsternis« auch hier ausgewirkt.
    Nun teilte die Frau mit, dass sie und ihre Schicksalsgefährtinnen überlegten, ob sie sich in Ukonjärvi niederlassen sollten. Die Kosakenpatrouille habe viel versprechende Informationen von dort mitgebracht.
    Für einen kurzen Augenblick spielte Eemeli mit dem Gedanken, die vierzigtausend Frauen bei sich aufzunehmen. Im ersten Moment schien es ihm keine so üble Idee zu sein, mit den exotischen Gästen zu leben. Schade nur, dass er nicht mehr der Jüngste war. Er betrachtete das lebhafte Gewimmel im Lager und die nackten, dunkelhäutigen Gestalten, die im See schwammen. Wenn sein Herz nur nicht so schwach wäre…
    Eemeli Toropainen erklärte in offiziellem Ton, dass er keine so große Zahl von Frauen aufnehmen könne. Im Prinzip reize ihn zwar das Angebot, doch die Ressourcen von Ukonjärvi reichten bei weitem nicht aus, um so viele Mäuler zu stopfen. Außerdem sei seine

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