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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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vier Jahre vorgesehen hatte, wurde die Strafzeit aufgrund der guten Führung des Häftlings um ein Jahr verkürzt.
    Eemeli Toropainen verbrachte die Haft in einer Einzel­ zelle. Er durfte auf seinen Wunsch hin in der Metall­ werkstatt des Gefängnisses arbeiten. Im Laufe der Zeit setzte er die Spielmechanik der alten Orgel von Trustrup instand und richtete und reinigte die Orgelpfeifen, die er bei dem Handgemenge in der Molkerei beschädigt hatte. Als Eemeli nach Abbüßung der drei Jahre im Dezember 1995 entlassen wurde, konnte er eine gründlich repa­ rierte und prächtig schimmernde Orgel mit nach Finn-land nehmen. Womöglich war es sogar die beste in allen nordischen Ländern?
    Eemelis Zelle war für dänische Verhältnisse karg und spartanisch mit einer Fläche von gut zehn Quadratme­ tern und Betonwänden. In dem Raum befanden sich eine eiserne Bettstelle und ein Tisch, der mit Bolzen an der Wand befestigt war, in der Ecke stand ein Toiletten­ becken, und an der Wand hing ein kleines Regal für Bücher und Kleinkram. Das Fenster war mit Sicher­ heitsglas versehen, das mit Stahldraht verstärkt und einen Zentimeter dick war, in der mit Stahlblech ver­ kleideten Tür waren eine Klappe und ein Spion einge­ baut, Letzterer war nicht für den Häftling gedacht, son­ dern dafür, dass der Wärter von außen in die Zelle hineinsehen konnte.
    Trotzdem waren die Bedingungen im Gefängnis zu­ nächst recht erträglich. Tagsüber konnten sich die Häftlinge frei in der Abteilung bewegen, sie konnten im Laden einkaufen, fernsehen und Tischtennis spielen, allerdings sagten die dänischsprachigen Fernsehpro­ gramme Eemeli nicht zu, und auch Tischtennis mochte er nicht, da es ihm zu kindisch war.
    Von Zeit zu Zeit wurde den Häftlingen Urlaub ge­ währt, und auch Eemeli nutzte einmal die Gelegenheit und ließ sich zwei Tage freigeben, um nach Ukonjärvi zu fahren. Zu seinem Pech streikten gerade die Stewardes­ sen und Stewards der SAS, sodass er nicht an sein Ziel gelangte. Leider war es auch nicht möglich, mit Finnair über Helsinki nach Kajaani zu fliegen, da sich das ge­ samte Personal des Flughafens Kastrup in einem Sym­ pathiestreik befand und der Verkehr lahm gelegt war. So verbrachte Eemeli seinen kurzen Urlaub damit, nieder­ geschlagen das Menschengewimmel in Kopenhagen zu beobachten.
    Eemelis Frauen, die ehemalige und ihre Nachfolgerin, besuchten ihn im Gefängnis. Sie sahen frisch und ge­ sund aus, und bei beiden rundete sich der Bauch viel versprechend. Eemeli betrachtete nachdenklich ihre Leibesmitte. Die Frauen brachten ihm regionale Brot-und Käsespezialitäten, außerdem natürlich finnisch­ sprachige Literatur und aktuelle Zeitungen mit.
    Im ersten Winter kam auch Severi Horttanainen nach Dänemark. Zunächst machte er ein paar Tage Kopenha­ gen unsicher, bis ihm der eigentliche Zweck seiner Reise einfiel und er kurz in Ǻ rhus aufkreuzte. Horttanainen erzählte, dass angesichts Eemelis Gefängnisaufenthalts daheim derzeit die Weiber herrschten. Sonst laufe alles leidlich. Am Hiidenvaara sei der Kuhstall fertig, und es standen bereits etwa zwanzig Milchkühe und Jungbul­ len darin, von denen Letztere zu Zugochsen heranwach­ sen sollten. Im Herbst habe man zwölf Elche erlegt und mit Netzen tüchtige Mengen kleiner Maränen gefischt, die für den Winter eingesalzen worden seien. Das Fi­ nanzamt von Sotkamo schicke unfreundliche Zahlungs­ aufforderungen, da die Grünen noch keine Steuern gezahlt hatten.
    »Wie denn auch, sie haben ja gar kein Geld. Sie haben dem Steuerausschuss zur Begleichung ihrer Rückstände getrocknete Kräuter angeboten, aber die wurden abge­ lehnt.«
    Als Eemeli Toropainen zwei Jahre seiner Strafe abge­ sessen hatte, wurde in seiner Zelle ein zweiter Häftling untergebracht, ein dreißigjähriger Russe namens Igor Swerdlow, der verhaftet worden war, als er versucht hatte, illegal Dänemarks Seegrenze zu überqueren. Igor war mit einem Schlauchboot von Zelenogradsk aus gestartet, einem russischen Flottenstützpunkt an der Ostküste der Ostsee. Die letzten Jahre hatte er als an­ geworbener Obermatrose auf dem Zerstörer Rossija gearbeitet, der wegen mangelnder Wartung kurz davor war, zu versinken. Die Geldknappheit in der Flotte war so alarmierend, dass nicht einmal die Verpflegung ge­ währleistet war. Igor war zwei Wochen mit dem Boot unterwegs gewesen, und während der Zeit war er von siebzig auf fünfundvierzig Kilo abgemagert.
    In den letzten Monaten waren

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