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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Tür.
    28
    Eemeli Toropainen erholte sich von seinem neuerlichen Herzanfall gerade rechtzeitig, um die erstaunlichen Nachrichten vom Untergang New Yorks zu hören. Wie der »Fliegende Engel« in Sepänkylä verkündet hatte, war diese führende Weltmetropole buchstäblich im Müll ertrunken.
    Es ergab sich, dass ein Amerikaner finnischer Ab­ stammung im Herrenhaus von Ukonjärvi erschien, ein gewisser John Matto oder Jussi Mättö, ein fünfzigjähri­ ger Taxifahrer aus der Bronx. Er schob seine achtzigjäh­ rige Mutter Eveliina Matto im Rollstuhl. Die beiden waren auf einem leeren Öltanker von den USA nach Rotterdam und von dort mit dem Zug über Tornio nach Kontiomäki und Valtimo gereist, dann hatte der Sohn seine Mutter nach Ukonjärvi geschoben.
    Eveliina Mättö war im vergangenen Jahrhundert, in den Fünfzigerjahren, nach Amerika ausgewandert. Dort war sie erst eine Weile umhergezogen, ehe sie sich in New York niederließ. Zunächst hatte sie in herrschaftli­ chen Familien als Dienstmädchen gearbeitet, dann eine Anstellung beim Etagenservice eines Hotels gefunden und war später in höhere Positionen aufgerückt. Als New York nun zerstört war, hatte es sie wieder in ihr altes Land gezogen, denn sie wollte in Finnland beerdigt werden, und so hatten Mutter und Sohn die Heimreise angetreten.
    »Wir erfuhren beim Zwischenaufenthalt in Stockholm von diesem Dorf, man erzählte uns, dass es hier einen kostenlosen Friedhof gibt.«
    Eemeli Toropainen fand es unglaublich, dass die mächtigste Stadt der Welt einfach so mir nichts, dir nichts untergegangen war. Davon hatten sie in Ukonjär­ vi nichts geahnt. Sie hatten nur gehört, dass sich New York stark nach Norden und Westen ausgedehnt hatte.
    Taxifahrer John Matto erzählte, dass der Bundesstaat nicht die ganze Wahrheit hatte preisgeben wollen. Au­ ßerdem hatte sich die Stadt tatsächlich weit nach Nor-den und Westen ausgedehnt. Sie war im Grunde ge­ nommen ganz und gar von ihrem ehemaligen Standort dorthin verlegt worden.
    Die Katastrophe hatte nach den wilden Millenniums­ feiern ihren Anfang genommen. In New York hatten die Leute den Jahrtausendwechsel wie verrückt gefeiert. Die Straßen waren über und über mit Müll bedeckt gewe­ sen. Man kann sich vorstellen, was zehn Millionen Be­ trunkene bewirken. Banden waren umhergezogen, hat-ten Läden und Warenhäuser geplündert, und ganze Geschäftsviertel waren anlässlich der Feier abgefackelt worden. Als sich die Situation ein wenig entspannt hatte, waren die Angestellten der Stadtreinigung in den Streik getreten, weil ihre Löhne um die Hälfte gekürzt worden waren. Das war der Anfang vom Ende gewesen. Die Straßen hatten sich mit Abfällen gefüllt. »Der Som­ mer war für uns Taxifahrer die reinste Hölle. Die Staus waren einfach unglaublich. Müllberge verstopften die Straßen. Eine Fahrt vom Kennedy-Airport nach Manhat­ tan dauerte bis zu sechs Stunden, es war hoffnungslos.«
    Die Hauptstraßen, wie die Fifth Avenue und die 42nd Street, konnte man mit Räumfahrzeugen offen halten. In den Nebenstraßen musste man sich damit begnügen, die Müllberge einigermaßen zu glätten und festzustamp­ fen, damit die Menschen darauf gehen konnten. Über die besonders morastigen Straßenabschnitte wurden Stegbrücken gebaut. Gleich im ersten Sommer erreichte die Müllschicht mehr als einen Meter Höhe, und im nächsten Jahr bedeckte der Müll die Straßen bis an die ersten Stockwerke der Häuser. Die Bewohner der Erdge­ schosse mussten ausziehen, die untersten Türen der Fahrstühle wurden geschlossen, die Fenster zu Eingän­ gen umfunktioniert, oder es mussten Tunnel durch die Müllmassen gegraben werden, damit die Menschen in die Häuser gelangen konnten.
    Im dritten Jahr waren schon zwei Etagen vom Müll bedeckt, in den schlimmsten Gegenden sogar drei. Höher wuchs die Schicht nicht mehr, allerdings nur, weil in den Häusern niemand mehr wohnen oder Ge­ schäfte betreiben konnte. Der übliche Verlauf war der, dass aus diesen Vierteln die Einwohner und Arbeitsplät­ ze verschwanden. Die Wasserleitungen waren verstopft oder froren ein, die Fenster barsten oder wurden einge­ worfen, Drogenkriminelle zogen in die Häuser ein, bis sie schließlich völlig ausbrannten. Dergleichen war ja be­ reits im vergangenen Jahrtausend in Harlem vorge­ kommen, doch nun weitete sich diese Zerstörung bis nach Downtown aus.
    Eveliina Mättö beklagte besonders, dass sogar die prächtige Parade zum Thanksgiving Day

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