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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hausgemachter Brühwurst,
als Hauptgericht eine halbe Ente mit Beilagen.«
    »Und weiter nichts?«
    Pitröder grinste. »Ich weiß,
ich esse zu viel. Aber an kalten, regnerischen Tagen habe ich Heißhunger. Und
gestern war mir danach. Ich bin bis elf Uhr geblieben... ja, ich hatte etliche
Biere... und dann nach Hause. Heute früh bin ich wieder mit der S-Bahn gekommen.
Kurz nach halb neun, glaube ich, war Ankunft im Bahnhof. Spätestens um Viertel
vor neun«, er sah Keul fragend an, »habe ich hier die Tür aufgemacht.«
    Keul nickte.
    »Allerdings«, fuhr Pitröder
fort, »bin ich nicht über die Bahnhofstraße hergekommen, sondern über den
Fußweg hinter den Grundstücken.«
    »Warum das? Die Strecke ist ein
Umweg.«
    »Mehr als zwei, drei Minuten
macht’s aber nicht aus. Mein Grund war, ich... ich musste pinkeln. Bis hierher
hätte ich’s nicht mehr geschafft. Zu viel
kaltes Bier gestern Abend. Der Fußweg ist einsam, mit massenhaft Büschen, da
kann man nicht einsehen.«
    Sondermann blickte nachdenklich
von einem zum anderen, zerrte an seiner Unterlippe und spekulierte dann
ungeniert.
    »Der Täter hat für alles keine
fünf Minuten gebraucht, vermuten wir. Vorausgesetzt er wusste von dem Geld und
hat’s gleich gefunden. Vielleicht lag’s auf dem Schreibsekretär. Ich überlege
jetzt: Wenn Sie, Pitröder, das Geld haben — wooo haben Sie es dann gelassen?«
    »Das meinen Sie nicht im
Ernst?« Pitröder tat entsetzt.

    »Ich muss jede Möglichkeit
erwägen. Und viele Möglichkeiten haben wir nicht.«
    »Herr Kommissar, ich habe
nichts damit zu tun.«
    »Ich beschuldige Sie nicht. Ich
überlege nur, ob Sie’s gewesen sein könnten. 35 000 Euro! Die legt man nicht
irgendwo hinter einen Busch, besonders nicht bei diesem Wetter.«
    Missbilligend sah er Elmert an,
der mit dem Kugelschreiber gegen seine Zähne klopfte. Das klang wie
Nordic-Walking auf hartem Asphalt. Elmert zog ein Gesicht und ließ die Hand
sinken.
    »Haben Sie, wenn Sie
herkommen«, wandte sich Sondermann an Pitröder, »eine Tasche dabei?«
    »Im Allgemeinen nicht. Da habe
ich ja alles im Wagen. Aber heute musste ich meine Aktentasche mitnehmen.«
    »Wo ist sie?«
    Sie stand noch in dem Kabuff.
Sondermann sah hinein. Sie enthielt die Morgenzeitung, eine kleine Flasche
Wodka, ein Paket Papiertaschentücher, Zahnpflegekaugummis, einen fetten
Schlüsselbund — achtfach behängt, einen zerfledderten Stadtplan, zwei
Bleistifte mit abgebrochener Spitze und ein Paar ungefütterte Lederhandschuhe.
    »In Ordnung.«
    Keul bestätigte, Pitröder hätte
keine Gelegenheit gehabt, irgendwelche Beute herauszunehmen und im Geschäft zu
verstecken.
    »Unmöglich! Das hätte ich
bemerkt. Außerdem, Herr Kommissar, für Olaf Pitröder lege ich die Hand ins
Feuer. Ich kenne ihn lange genug, um sagen zu können: Dazu ist er nicht fähig.
Himmel, diese Brutalität, eine alte Frau bewusstlos zu schlagen! Nach dem Täter müssen Sie woanders suchen, Herr Kommissar.«

11. Leon,
der Schulschwänzer
     
    Die letzte Stunde des
Vormittagsunterrichts fiel aus. Die 9b hatte Feierabend. Gaby und Karl, die
Externen, fuhren mit dem Bus vom Internat zur Stadt zurück. Tim wollte das
Mittagessen im großen Speisesaal vom Tagesplan streichen. Klößchen war
natürlich dagegen, aber Tim setzte sich durch. Also Abmeldung beim EvD (Erzieher
vom Dienst), dann holten sie ihre Regenjacken aus dem Adlernest, ihrer
Bude. Tim drückte sich gerade die Baseballmütze — ein wetterfestes Wintermodell
— auf die braunen Locken, als sein Handy die Signalmusik spielte. Er meldete
sich.
    »Hallo, Tim. Hier ist Emma
Traubisch«, sagte eine sympathische Frauenstimme.
    »Hallo, Frau Traubisch.«
    Er kannte sie. Emma Traubisch
war die Assistentin von Dr. Roland Artfeyn, dem Direktor der Kunsthalle. Ihr
Sohn Leon besuchte als externer Fahrschüler die 8a der Internatsschule und ließ
eine Menge Wünsche offen. Eigentlich kein übler Junge, aber faul wie die Sünde.
Und als Schulschwänzer unangefochten die Nummer eins. Das wussten allerdings
nur wenige Eingeweihte. Die Lehrer hielten ihn für chronisch krank, denn er
legte immer eine schriftliche Entschuldigung vor, unterschrieben von seiner
Mutter, die ihn nach der Scheidung allein erzog und bei der er lebte.
    Tim wusste zwar, dass es bei
diesen Entschuldigungsschreiben nicht mit rechten Dingen zuging, hatte sich
aber nicht eingemischt. Auf die Schliche gekommen war er Leon eines Vormittags,
als er, Tim, eine langweilige Sportdoppelstunde selbst

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