Nora Roberts
Neugierde aus. Ihre Stimme wurde nicht unbedingt kühl, doch sie bekam einen förmlichen Unterton. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Shannon Bodine.« Sie reichte der jungen Frau die Hand.
Shannon merkte, daß sie ihre eigenen Hände an der Hose abwischte, ehe sie den Gruß erwiderte. »Freut mich ebenfalls, Mrs. Brennan.« Und jetzt? »Murphy sieht Ihnen sehr ähnlich.«
»Vielen Dank. Auf jeden Fall ist er ein hübscher Kerl. Und Sie leben in New York City und sind Malerin?«
»Ja.« Voller Unbehagen nahm sie einen Schluck von ihrem Bier, und als Maggie lärmend durch die Hintertür gepoltert kam, hätte sie ihr am liebsten die Füße geküßt.
»Wir sind ein bißchen spät«, verkündete Maggie, »und Rogan ist ganz versessen darauf, allen zu erklären, daß es meine Schuld war, also gestehe ich es lieber selbst. Ich hatte noch zu tun.« Sie stellte eine Schüssel auf den Tisch und setzte Liam auf dem Boden ab. »Außerdem bin ich halb verhungert.« Sie griff nach einem von Briannas gefüllten Champignons und schob ihn sich genüßlich in den Mund. »Mrs. Brennan, genau Sie habe ich gesucht.«
All die steife Förmlichkeit wich aus Alices Gesicht, als sie sich um den Tisch schob und Maggie herzlich in die Arme nahm. »Himmel, schon als Kind hast du ständig irgendwelchen Lärm gemacht.«
»Es tut Ihnen bestimmt leid, daß Sie etwas so Garstiges über mich gesagt haben, wenn ich Ihnen erst Ihr Geschenk überreiche. Nun komm schon, Rogan.«
»Ein Mann hat ja wohl das Recht, eine Pause zu machen, um sich ein Bier zu holen.« Eine Flasche in der Hand, manövrierte er sich und das Paket, das er trug, durch die Tür.
Sein Erscheinen hatte zur Folge, daß Shannon im Zuge der lautstarken Begrüßungen und des fröhlichen Geplauders die Gelegenheit zum Rückzug in den Flur bekam.
»Oh nein, das wirst du nicht tun, du Feigling.« Mit einem amüsierten Grinsen trat Gray ihr in den Weg und schlang ihr einen Arm um die Taille, so daß sie so gut wie gefesselt war.
»Gönn mir einen Moment Ruhe, Gray.«
»Keine Chance.«
Derart gefangen, beobachtete sie, wie Alice vorsichtig das braune Papier von dem Gemälde zog. Andere Gäste drängten sich um sie, um ebenfalls etwas zu sehen, und plötzlich brach ein wahrer Sturm der Bewunderung los.
»Oh, das ist Murphy, wie er leibt und lebt«, murmelte Alice. »Genauso hält er immer den Kopf, meint ihr nicht? Und wie er steht. Noch nie im Leben hat mir jemand ein schöneres Geschenk gemacht, Maggie. Ich kann dir gar nicht genug dafür danken, daß du mir so etwas Wundervolles schenkst.«
»Sie können mir dafür danken, daß ich es Ihnen geschenkt habe. Aber Shannon hat es gemalt.«
Sämtliche Köpfe fuhren zu der Amerikanerin herum.
»Sie haben wirklich Talent«, sagte Alice nach einem Augenblick, und wieder hatte ihre Stimme den weichen Klang. »Und Sie scheinen Ihre Modelle statt mit den Augen mit dem Herzen zu sehen. Ich bin sehr stolz auf dieses Bild.«
Ehe Shannon etwas erwidern konnte, platzte eine kleine, schwarzhaarige Frau in den Raum. »Ma, du rätst nie, wer – was ist denn das?« Als sie das Gemälde sah, bahnte sie sich mit den Ellbogen einen Weg dorthin. »Himmel, das ist ja Murphy mit seinen Pferden.«
»Das hat Shannon Bodine gemalt«, erklärte Alice ihr.
»Oh?« Mit leuchtenden, neugierigen Augen überflog die junge Frau die Küche, und innerhalb weniger Sekunden hatte sie die Fremde entdeckt. »Ich bin Kate, seine Schwester, und es freut mich, Sie kennenzulernen. Sie sind die erste Frau, die je von ihm hofiert worden ist.«
Shannon sackte ein wenig in sich zusammen. »Es ist nicht – wir sind nicht – Murphy übertreibt«, stotterte sie, während sie von mehreren Augenpaaren durchbohrt zu werden schien. »Wir sind Freunde.«
»Es ist vernünftig, befreundet zu sein, wenn man mehr voneinander will«, stimmte Kate ihr zu. »Meinen Sie, Sie könnten auch mal meine Kinder malen? Maggie weigert sich, es zu tun.«
»Ich bin Glasbläserin«, erinnerte Maggie sie und häufte sich zahlreiche Köstlichkeiten auf einem Teller auf. »Außerdem mußt du dich nicht an sie, sondern an Rogan wenden. Er managt sie.«
»Ich habe den Vertrag noch nicht unterschrieben«, sagte Shannon schnell. »Ich habe noch nicht einmal ...«
»Vielleicht könnten Sie die Kinder malen, ehe er Sie unter Vertrag genommen hat«, unterbrach Kate. »Ich kann mit ihnen vorbeikommen, wann immer es Ihnen paßt.«
»Hör auf, die Frau zu bedrängen«, sagte Alice in sanftem Ton. »Und
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