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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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nämlich sicher auch bald auf.«
    Gray wartete, bis Shannon die Küche verlassen hatte, ehe er den Raum betrat. Dann jedoch trat er eilig zu seiner lautlos weinenden Frau und nahm sie tröstend in den Arm.
    »Weine dich ruhig aus, mein Schatz«, murmelte er, wobei er ihr zärtlich über den Rücken strich. »Das ist gut. Ihr beide hättet mich selbst fast zum Heulen gebracht.«
    »Grayson.« Glücklich schluchzend wiegte sie sich in seinem Arm. »Sie ist meine Schwester.«
    »Das stimmt.« Er küßte sie auf den Kopf. »Sie ist deine Schwester.«

17. Kapitel
    In New York hatte Shannon nicht oft die Sonntagsmesse besucht. Ihre Eltern waren zwar ergebene Katholiken gewesen, sie selbst hatte katholische Schulen besucht und all die Riten und Rituale durchgemacht, aber sie sah sich als moderne, feministische Katholikin an, die mit einem Großteil der Doktrinen und Gesetze des Vatikans unzufrieden war, und so hatte sie die Gewohnheit, sonntags in die Kirche zu gehen, nach ihrem Umzug nach New York einfach abgelegt.
    Aber für die Menschen in diesem Dorf in der Grafschaft Clare schien die Messe keine Gewohnheit, sondern ein fundamentaler Bestandteil ihres Lebens zu sein.
    Sie mußte zugeben, daß sie die kleine Kirche, den Geruch der flackernden Votivkerzen und den Anblick der polierten Kirchenstühle genoß. Die Statuen von Maria und Josef, die Tafeln, auf denen der Kreuzweg abgebildet war, die bestickte Altardecke riefen als weltweit gültige Symbole Erinnerungen an ihre Jugend in ihr wach.
    Die Dorfkirche hatte schmale Bleiglasfenster, durch die sanft getöntes Licht auf die Gottesdienstbesucher fiel. Die Kirchenstühle wiesen zahllose Kratzer auf, die Kniestühle waren abgenutzt, und bei jedem Kniefall wurde das Knarren des Holzbodens laut.
    Wie schlicht auch die Umgebung war, wirkte der Ritus selbst ebenso prächtig und pompös wie in der herrlichen Saint-Patrick's-Kathedrale in der Fifth Avenue. Shannon fühlte sich gefestigt und ruhig, während sie neben Brianna saß und den lyrischen Ton des Priesters, die gemurmelten Antworten der Gemeinde und das gelegentliche Schreien oder Wimmern eines Kindes auf sich wirken ließ.
    Für Murphys Familie waren zwei Stuhlreihen auf der anderen Seite des schmalen Gangs reserviert, während ihre eigene Familie – allmählich sah sie sie wirklich als ihre Familie an – Platz in einer Reihe fand.
    Als sie sich für den letzten Segen erhoben, kletterte Liam auf seinen Stuhl und streckte die Arme nach ihr aus, so daß sie ihn auf ihre Hüfte setzte und ihm wie gefordert einen Kuß auf die Wange gab.
    »Schön«, sagte er und legte seine dicken Fingerchen auf die Zitrine und Amethyste, die sie an den Ohren trug. »Haben.«
    »Nein. Die gehören mir.« Als der Gottesdienst beendet war, trug sie ihn in den spätvormittäglichen Sonnenschein hinaus.
    »Schön«, sagte er erneut und so hoffnungsvoll, daß sie in ihrer Tasche wühlte, um zu sehen, ob sich dort nicht etwas für ihn finden ließ.
    »Allerdings, das ist sie, mein Junge.« Murphy nahm ihr Liam ab und warf ihn hoch in die Luft, worauf der Kleine laut zu juchzen begann. »Schön wie ein Maimorgen, jawohl.«
    Shannon spürte, wie ihr ein wohliger Schauder über den Rücken rann. Nur wenige Stunden zuvor hatten sie beide nackt und schwitzend miteinander im Gras gerollt. Nun hatten sie sich für den Kirchgang fein gemacht und waren von Leuten umgeben, was sie allerdings nicht daran hinderte, daß sie abermaliges Verlangen nach ihm empfand.
    Sie zog einen kleinen Spiegel aus ihrer Tasche und hielt ihn Liam hin. »Da hast du was Schönes.«
    Hocherfreut nahm Liam das Geschenk, hielt es sich vors Gesicht und setzte zu fröhlichem Grimassenschneiden an.
    »Sieh nur, Ma.« In der Nähe stand Kate mit ihrem Jüngsten auf dem Arm. »Sie sehen wie eine kleine Familie aus. Hättest du es dir je träumen lassen, daß Murphy sich mal in eine Amerikanerin verliebt? Noch dazu in eine so modische Frau?«
    »Nein.« Alice sah die beiden mit gemischten Gefühlen an. »Das hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich habe mich immer gefragt, ob es nicht eine von Tom Concannons Töchtern wird, aber das hier hätte ich wirklich nicht gedacht.«
    Kate blickte auf ihren Dreijährigen hinab, der zufrieden auf dem Rasen saß und sich einen der Halme zwischen die Zähne schob. »Aber es macht dir doch nichts aus?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Mit einem Schulterzucken hob Alice ihren Enkel vom Rasen auf. »Kevin, nur Kühe fressen Gras. Laß uns zum

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