Nora Roberts
daß sie ins Stottern geriet. »Ich wollte nicht ...«
»Kein Problem. Es überrascht sie selbst. Zunächst hat sie sich dem Gedanken, eine Familie zu gründen, vehement widersetzt. Was zum Großteil an ihrer schwierigen Kindheit lag. Aber die Zeit heilt alle Wunden. Selbst die ältesten und schmerzlichsten. Ich weiß nicht, ob sie ihrer Mutter jemals nah sein wird, aber sie haben eine Brücke geschlagen, so daß die Distanz geringer geworden ist.«
Er stellte seine Tasse ab und lächelte sie an. »Hättest du etwas dagegen, kurz mit mir in mein Büro zu kommen?«
»Dein Büro?«
»Hier. Direkt im Nebenraum.« Er erhob sich, da er wußte, daß ihr gutes Benehmen sie zwingen würde mitzugehen.
Am besten bespräche er die Dinge mit ihr auf seinem Terrain. Er war lange genug im Geschäft, um zu wissen, daß der Heimvorteil entscheidend war. Und daß eine geschäftliche Atmosphäre gelegentlich günstiger war als die Zwanglosigkeit eines gemeinsamen Mahls.
Und im Umgang mit Shannon meinte er, daß eine strikte Trennung von Geschäft und Privatem von Vorteil war. Außer, wenn die familiäre Beziehung beiden Seiten nützlich erschien.
Neugierig folgte ihm Shannon ins Wohnzimmer und von dort aus durch eine Tür in den angrenzenden Raum.
Noch auf der Schwelle riß sie überrascht und bewundernd die Augen auf. Auch wenn die Entfernung zu grasenden Kühen und pickenden Hühnern kaum einen Steinwurf betrug, befand sie sich hier in einem professionellen Büro, das einem in irgendeiner Großstadt angesiedelten Arbeitsplatz durchaus ebenbürtig war.
Vom Bokkara-Läufer über die Tiffany-Lampe bis hin zu dem riesigen Schreibtisch aus blank poliertem Mahagoni war alles von geschmackvoller Eleganz. Und auch Maggie war im Raum vertreten – in Gestalt einer beeindruckenden Fontäne aus saphirblauem Glas, die halb bis unter die holzvertäfelte Decke ging; in einer zarten Mischung aus Farben und Formen auf einer marmornen Säule, die Shannon an Briannas Garten denken ließ.
Neben dem Stilvollen wies das Büro sämtliche praktischen Utensilien eines Geschäftsmannes auf – Fax, Computer, Modem, Kopierer –, alle in schlanker, hochtechnischer Form.
»Heilige Kuh.« Grinsend trat sie ein und strich mit dem Finger über den Monitor eines hypermodernen PCs. »Ich hätte nie gedacht, daß es hier so etwas gibt.«
»Maggie hat es so gewollt. Und ich auch.« Rogan wies auf einen Stuhl. »Dies ist während eines Großteils des Jahres unser Zuhause, aber damit das möglich ist, muß ich hier auch arbeiten können.«
»Ich hatte vermutet, du hast ein Büro in der Galerie.«
»Habe ich auch.« Um die geschäftliche Atmosphäre zu schaffen, an der ihm gelegen war, nahm er selbst hinter dem Schreibtisch Platz. »Aber wir haben beide ziemlich anstrengende Berufe, und wir haben ein Kind. Wenn es mein Terminkalender erlaubt, kann ich drei Tage die Woche hier arbeiten und mich morgens um Liam kümmern, so daß Maggie Zeit in ihrer Werkstatt hat.«
»Dieses Hin-und-her-jonglieren ist bestimmt für keinen von euch beiden leicht.«
»Man sorgt einfach dafür, daß man nur Bälle fallen läßt, die ersetzbar sind. Und dieser Kompromiß ist der einzige Weg. Aber vielleicht unterhalten wir uns erst einmal über die anderen Gemälde, die du angefertigt hast.«
»Oh.« Sie runzelte die Stirn. »Ich habe noch ein paar Aquarelle und ein Ölgemälde gemacht, aber ...«
»Das Aquarell von Brianna habe ich gesehen«, unterbrach er sie elegant. »Und das Bild von Blackthorn Cottage – das, auf dem man die Rückfront des Hauses und den Garten sieht – hast du ebenfalls fertiggestellt.«
»Ja. Und außerdem war ich bei den Klippen und habe das Meer gemalt. Ziemlich durchschnittlich, denke ich.«
»Das bezweifle ich.« Er lächelte und machte sich eine Notiz. »Aber wir werden sehen. Ich schätze, daß du in New York auch noch Bilder hast.«
»In meinem Appartement, ja. Und dann habe ich noch ein paar Gemälde aus Columbus mitgebracht.«
»Am besten veranlassen wir ihren sofortigen Hertransport.«
»Aber ...«
»Wenn du mir eine Liste der Gemälde gibst, kümmert sich der Manager meiner New Yorker Galerie um die Details wie Verpackung und so.« Als sie abermals versuchte, einen Einwand vorzubringen, ging er auch über diesen achtlos hinweg. »Bisher haben wir hier in Clare nur ein einziges Gemälde ausgestellt, und ich denke, solange wir keine genaue Strategie entwickelt haben, belassen wir es dabei. Aber ich schätze, daß du dir in der
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