Nora Roberts
Zwischenzeit schon einmal« – er öffnete die oberste Schreibtischschublade und zog einen Stapel Blätter hervor – »die Verträge ansehen willst.«
»Rogan, ich habe noch lange nicht zugestimmt.«
»Natürlich nicht.« Er lächelte, und sein Ton verriet ruhige Gelassenheit. »Du hast sie ja noch gar nicht gelesen. Falls du es möchtest, spreche ich die einzelnen Klauseln gerne mit dir durch oder empfehle dir einen Anwalt, mit dem du dich beraten kannst. Ich bin sicher, daß du einen eigenen Anwalt hast, aber jemand von hier wird dir sicher lieber sein.« Und schon hatte er ihr eine Kopie des Vertrags in die Hand gedrückt.
»Aber ich habe bereits einen Job.«
»Was dich von der Malerei nicht abzuhalten scheint. Ich möchte, daß du nächste Woche oder so mit meiner Sekretärin sprichst. Wir brauchen noch ein paar Informationen für deine Biographie, für Presseerklärungen und so.«
»Presseerklärungen?« Sie hob eine Hand an die Stirn.
»Wie du dem Vertrag entnehmen kannst, organisiert Worldwide die Publicity für dich. Je nachdem, wie viele Bilder du aus New York herüberholen kannst, sollte im Oktober vielleicht oder auch schon im September die erste Ausstellung möglich sein.«
»Eine Ausstellung.« Ohne die Hand von der Stirn zu nehmen, starrte sie ihn mit großen Augen an. »Du willst – eine Ausstellung organisieren?« wiederholte sie wie betäubt. »In deiner Galerie?«
»Zuerst hatte ich wie bei Maggies erster Ausstellung an Dublin gedacht, aber inzwischen glaube ich, daß die Galerie hier in Clare wegen deiner Beziehung zu dieser Gegend besser ist.« Er legte den Kopf auf die Seite und lächelte sie freundlich an. »Was denkst du?«
»Ich denke gar nichts«, murmelte sie. »Ich kann nicht mehr denken, Rogan, ich habe zwei Ausstellungen von Worldwide besucht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß du tatsächlich meine Bilder zeigen willst.«
»Du wirst ja wohl nicht allen Ernstes behaupten wollen, du hättest Zweifel an deinem Talent?«
Sie öffnete den Mund, aber angesichts der Art, wie er es ausdrückte, die Art, wie er sie abwartend musterte, klappte sie den Mund wieder zu. »Es ist einfach so, daß ich meine Malerei nie unter kommerziellen Gesichtspunkten betrieben habe.«
»Weshalb solltest du auch? Das ist schließlich meine Aufgabe. Deine Aufgabe ist die Malerei, Shannon. Einzig und allein die Malerei. Den Rest erledige ich dann. Apropos Rest ...« Siegesgewiß lehnte er sich zurück. »Wir brauchen ein paar Fotos von dir. Für solche Dinge benutze ich immer einen hervorragenden Mann in Dublin. In ein paar Tagen muß ich sowieso dorthin. Wenn du willst, kommst du einfach mit, und wir kümmern uns darum, daß die Sache erledigt wird.«
Sie schloß die Augen, aber so sehr sie es auch versuchte, konnte sie sich nicht daran erinnern, an welcher Stelle ihr die Kontrolle über das Gespräch abhanden gekommen war. »Du willst also, daß ich nach Dublin fliege.«
»Für ein, zwei Tage, länger nicht. Es sei denn, daß du länger bleiben willst. Unser Haus dort steht dir zur Verfügung, solange du willst. Ich werde einen Termin mit einem Anwalt für dich machen, der sich den Vertrag ansehen und dich beraten kann.«
»Ich habe am College Wirtschaftswissenschaft belegt«, murmelte Shannon. »Ich glaube also, daß ich den Vertrag durchaus allein lesen kann.«
»Wie du willst.« Obgleich es nicht nötig war, blätterte Rogan seinen Kalender durch. »Wäre dir Dienstag recht?«
»Dienstag?«
»Als Abreisetag. Dann mache ich mit dem Fotografen einen Termin für Mittwoch aus.«
»Vielleicht ist dein Fotograf Mittwoch ja bereits ausgebucht.«
»Ich bin sicher, daß er uns dazwischen bekommt.« Und ob er sich sicher war, denn schließlich hatte er den Termin bereits ausgemacht. »Also dann Dienstag, ja?«
Shannon stieß einen Seufzer aus, der ihr das Haar aus der Stirn fliegen ließ, und warf hilflos die Hände in die Luft. »Sicher. Warum nicht?«
Warum nicht, dachte sie noch auf dem Rückweg zu Briannas Haus, doch dann wechselte sie die Richtung ihrer Gedanken und fragte sich, warum? Warum ließ sie sich auf diese Sache ein? Warum wurde sie derart von Rogan bedrängt?
Ja, sie hatte Talent. Das sah sie selbst, wenn sie ihre Werke betrachtete, das hatten ihr im Lauf der Jahre zahlreiche Kunstlehrer gesagt. Aber die Kunst war kein Geschäft, und bisher hatte das Geschäft für sie immer an erster Stelle rangiert.
Sich mit Rogans Vorschlag einverstanden zu erklären,
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