Nora Roberts
Abmarsch blasen, Kate. Wir haben schließlich noch nicht gekocht.«
Als er seinen Namen hörte, hob Murphy die Hand. »Ich muß gehen. Ich rufe dich später an.« Er gab ihr Liam zurück. »Darf ich dich küssen?«
»Kuß«, stimmte Liam begeistert zu.
»Nicht dich, mein Junge.« Trotzdem gab Murphy ihm einen Kuß, ehe er sich mit einer sanften Berührung der Lippen von Shannon verabschiedete. »Bis später.«
»Ja.« Sie mußte sich zusammenreißen, sonst hätte sie wie ein Schulmädchen geseufzt, als er in Richtung seiner Familie ging. »Bis später.«
»Soll ich dich von deiner Last befreien, Tante Shannon?« Als er sah, daß er nicht mehr störte, trat Rogan neben sie. »Nein, es geht schon, vielen Dank.«
»Sieht aus, als hätte er dich ins Herz geschlossen.« Es war ein netter Zufall, dachte Rogan, daß ihm durch den Jungen der Weg für ein Gespräch geebnet war. »Ich hatte gehofft, wir könnten vielleicht ein paar Worte wechseln. Würdest du Maggie und mich nach Hause begleiten? Wir würden gern einen Tee mit dir trinken. Und Liam wäre bestimmt ebenfalls mehr als froh.«
»Tee.« Liam verlor das Interesse an dem Spiegel und hüpfte ausgelassen auf Shannons Hüfte herum. »Kuchen.«
»Genau wie seine Mutter hat er einfach einen Sinn für das Wesentliche«, stellte Rogan grinsend fest, nahm Shannon, ohne eine Antwort abzuwarten, am Arm und führte sie dorthin, wo sein Wagen stand.
»Ich muß Brianna sagen ...«
»Ich habe es ihr bereits gesagt. Maggie«, rief er. »Dein Sohn will Tee und Kuchen.«
»Was für ein Sohn?« Gerade als Shannon die Wagentür öffnete, trat Maggie neben sie. »Willst du fahren, Shannon?«
»Verdammt! Das passiert mir fast jedesmal.« Liam im Schlepptau umrundete sie den Wagen und verstaute den Jungen in seinem Kindersitz.
»Einmal ein Ami, immer ein Ami«, sagte Maggie, während sie sich ebenfalls in den Wagen schob.
Statt einer Antwort rümpfte Shannon die Nase und wandte sich wieder Liam zu.
Kurze Zeit später hatten sie das Cottage erreicht und saßen gemeinsam am Küchentisch. Es war Rogan und nicht Maggie, der den Tee bereitete, stellte Shannon fest. »Und, hat dir der Ceili gefallen?« fragte er.
»Allerdings. «
»Du bist ziemlich früh gegangen.« Mit blitzenden Augen schnitt Maggie den Kuchen an.
Shannon zog lediglich eine Braue hoch und nahm sich ein Stück. »Das ist Bries Rezept«, stellte sie nach dem ersten Bissen fest.
»Es ist Bries Kuchen. Dafür solltest du dankbar sein.«
»Sehr dankbar«, warf Rogan ein. »Brianna ist einfach zu human, um zuzulassen, daß Maggie uns vergiftet.«
»Ich bin eben keine Köchin, sondern eine Künstlerin.«
»Brianna ist ebenfalls eine Künstlerin«, setzte Shannon zur Verteidigung der abwesenden Schwester an. »Was man in jedem Zimmer ihres Hauses sehen kann.«
»Aber hallo.« Amüsiert lehnte sich Maggie auf ihrem Stuhl zurück. »Du läßt nichts auf sie kommen, was?«
»Ebensowenig wie du«, sagte Rogan in besänftigendem Ton, während er mit der Teekanne zu ihnen trat. »Die Pension ist wirklich sehr gemütlich, nicht wahr?« Nonchalant sorgte er für Harmonie zwischen den beiden Frauen, während er den Tee einzuschenken begann. »Ich habe selbst dort gewohnt, als ich zum ersten Mal hier war, um Margaret Mary zu sehen. Das Wetter war ekelhaft«, erinnerte er sich, »ebenso wie Maggies Laune, als ich ihr gegenübertrat. Die Pension kam mir in all dem wie eine kleine Insel der Ruhe und des Friedens vor.«
»Wenn ich mich recht entsinne, war deine Laune widerlich«, verbesserte Maggie. »Er hat mir wirklich zugesetzt«, klärte sie Shannon auf. »Tauchte einfach uneingeladen hier auf und hat, wie du siehst, bis heute nicht mehr das Feld geräumt.«
»Manchmal wird Beharrlichkeit eben belohnt.« Gewohnheitsmäßig nahm er Maggies Hand. »Und unsere erste Belohnung hat fürs erste genug«, murmelte er.
Maggie blickte auf Liam, der, ein Stück Kuchen in der Hand, über seiner Tasse eingeschlafen war. »Seinetwegen hat sich deine Beharrlichkeit wirklich gelohnt.« Kichernd erhob sie sich und zog den Jungen von seinem Stuhl. Als er zu jammern begann, tätschelte sie ihm säuselnd den Po. »Ist ja gut, mein Schatz, ich bringe dich erst mal ins Bett. Mal gucken, ob dein Bär auf dich wartet. Ich glaube, ja. Er wartet, daß sein Liam zu ihm kommt.«
»Sie ist eine wunderbare Mutter«, sagte Shannon spontan. »Was dich zu überraschen scheint.«
»Ja.« Zu spät bemerkte sie, daß diese Antwort unhöflich war, so
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