Nora Roberts
in ein paar Tagen ein Treffen recht.«
Shannon schob sich das vom Schlafen wirre Haar aus dem Gesicht. »In ein paar Tagen fliege ich bereits nach New York zurück.«
»Dann treffe ich Sie gerne dort.«
Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an, denn immer noch war sie nicht ganz wach. »Hat meine Mutter Sie gekannt, Mr. Hobbs?«
»Nein, das hat sie nicht, Ms. Bodine.«
»Dann denke ich nicht, daß es zwischen uns etwas zu bereden gibt. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
»Meine Klienten haben mich beauftragt, Mrs. Amanda Dougherty Bodine eine Nachricht zu übermitteln.« Hobbs drückte weiterhin die Hand gegen die Tür, auch wenn Shannon ihn inzwischen mit bösen Blicken maß.
»Klienten?« Obwohl sie es nicht wollte, war Shannons Interesse geweckt. »Hat mein Vater etwas mit der Sache zu tun?«
Sie bemerkte, daß Hobbs unmerklich zögerte, und mit ei nem Mal schlug ihr das Herz bis zum Hals. »Es hat etwas mit Ihrer Familie zu tun, ja. Falls wir also einen Termin vereinbaren könnten, informiere ich vorher meine Klienten, daß Mrs. Bodine verstorben ist.«
»Wer sind Ihre Klienten, Mr. Hobbs? Nein, sagen Sie nicht, daß es vertraulich ist«, fuhr sie ihn an. »Sie kommen am Tag der Beerdigung meiner Mutter an meine Tür, um mit ihr über etwas zu sprechen, das meine Familie betrifft. Ich bin die einzige, die von dieser Familie übrig ist, Mr. Hobbs, so daß ich wohl annehmen darf, daß mich das, was Sie zu sagen haben, durchaus betrifft. Also, in wessen Auftrag sind Sie hier?«
»Würden Sie warten, damit ich kurz telefonieren kann? Von meinem Wagen aus.«
»In Ordnung«, stimmte sie, wenn auch nicht gerade geduldig, zu. »Ich warte.«
Als er zu der dunklen Limousine an der Ecke ging, warf sie die Tür ins Schloß und wandte sich der Küche zu. Jetzt bräuchte sie erst recht einen Kaffee.
Er telefonierte nicht lange, denn als sie den ersten Schluck Kaffee trank, klingelte es abermals. Den Becher in der Hand, ging sie erneut an die Tür.
»Ms. Bodine, meine Klienten haben mir die Erlaubnis erteilt, in dieser Angelegenheit nach eigenem Ermessen vorzugehen.« Er griff in seine Jackentasche, zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie ihr.
»Doubleday Detektei«, las sie. »New York.« Shannon zog eine Braue hoch. »Da haben Sie aber einen ganz schön weiten Weg auf sich genommen, Mr. Hobbs.«
»Mein Metier bringt es mit sich, daß ich ziemlich oft auf Reisen bin. Vor allem in diesem bestimmten Fall. Ich würde gerne hereinkommen, Ms. Bodine. Oder wenn es Ihnen lieber ist, treffe ich Sie an irgendeinem anderen Ort Ihrer Wahl.«
Am liebsten hätte sie ihm die Tür vor der Nase zugeworfen. Nicht, daß sie fürchtete, es käme vielleicht zu körperlicher Gewalt. Ihre Furcht kam tief aus ihrem Inneren, und da sie sie erkannte, ignorierte sie sie.
»Kommen Sie herein. Ich habe gerade Kaffee gekocht.«
»Vielen Dank.« Gewohnheitsmäßig unterzog Hobbs, während er Shannon folgte, das Haus einer dezenten Musterung, registrierte den subtilen Reichtum, den unaufdringlichen, guten Geschmack. Die Einrichtung paßte zu allem, was ihm während der letzten Monate über die Bodines zu Ohren gekommen war. Eine nette, eng miteinander verbundene Familie, vermögend, aber ohne jede Arroganz.
»Dies ist eine schwere Zeit für Sie, Ms. Bodine«, sagte er jetzt und setzte sich auf Shannons Aufforderung hin auf einen Küchenstuhl. »Ich hoffe, daß sie durch mich nicht noch schwerer wird.«
»Vor zwei Tagen ist meine Mutter gestorben, Mr. Hobbs. Ich glaube nicht, daß Sie es mir noch schwerer machen können, als es ohnehin bereits ist. Milch, Zucker?«
»Bitte schwarz.« Während sie seinen Kaffee in einen Becher gab, unterzog er auch sie einer unauffälligen Musterung. Sehr beherrscht, dachte er. Was seine Arbeit sicher erleichterte. »War Ihre Mutter krank, Ms. Bodine?«
»Krebs«, war ihre knappe Erwiderung.
Offenbar wollte sie kein Mitgefühl, urteilte er und schwieg. »Ich vertrete Rogan Sweeney«, setzte er nach einer Minute an. »Seine Frau und ihre Familie.«
»Rogan Sweeney?« Shannon setzte sich ebenfalls an den Tisch und sah ihn verwundert an. »Der Name ist mir natürlich ein Begriff. Worldwide Galleries hat eine Filiale in New York. Das Stammhaus ist in ...« Sie unterbrach sich und stellte eilig den Becher auf den Tisch, ehe ihre Hand zu zittern begann. Irland, dachte sie. Irland.
»Dann wissen Sie also Bescheid.« Hobbs sah es in ihrem Blick. Auch dadurch würde ihm die Arbeit leichter
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