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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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gekleidet und äußerst attraktiv. Lily war ihre Assistentin, eine der flüchtigen Freundinnen, von denen Shannon, wie sie allmählich merkte, ihr Leben lang umgeben gewesen war. »Ich dachte, du würdest vielleicht gerne eine kurze Pause machen.«
    »Ich habe bisher nichts getan, von dem ich pausieren muß.«
    »He!« Lily trat ein, kam an den Schreibtisch und rieb Shannon aufmunternd die Schulter. »Gib dir ein bißchen Zeit. Du bist erst seit ein paar Tagen wieder da.«
    »Am besten wäre ich zu Hause geblieben.« Verärgert schob sie sich von ihrem Schreibtisch zurück. »Ich bin vollkommen unproduktiv.«
    »Du machst eben gerade eine schwierige Phase durch.«
    »Allerdings.«
    »Warum sage ich deine Termine für heute nachmittag nicht einfach ab?«
    »Irgendwann muß ich ja mal wieder anfangen zu arbeiten.« Sie starrte aus dem Fenster, ohne den herrlichen Blick auf New York überhaupt wahrzunehmen, der immer ihr Traum gewesen war. »Aber sag Todd, daß ich nicht mit ihm zu Mittag essen kann. Ich glaube nicht, daß ich im Augenblick eine gute Gesellschafterin bin.«
    Lily machte sich eine Notiz und sah Shannon mit gespitzten Lippen an. »Ärger im Paradies?«
    »Sagen wir einfach, daß ich denke, die Beziehung ist nicht sonderlich fruchtbar – und außerdem hat sich auf meinem Schreibtisch zu viel Arbeit aufgetürmt, um mittags essen zu gehen.«
    »Falls ich dir irgendwie helfen kann, sag einfach Bescheid.«
    »Sehr gern.« Shannon sah sie an. »Ich habe dir noch gar nicht dafür gedankt, daß du während meiner Abwesenheit so viel für mich erledigt hast. Ich habe mir ein paar Sachen angesehen und finde, daß du phantastisch gearbeitet hast.«
    »Dafür werde ich schließlich bezahlt.« Lily klappte eine andere Seite ihres Notizbuchs auf. »Die Mincko-Sache braucht noch den letzten Schliff, und die Typen von Rightway scheinen einfach mit nichts zufrieden zu sein. Tilghmanton denkt, daß du sie vielleicht glücklich machen kannst. Er hat heute morgen eine Notiz rübergeschickt, in der er dich bittet, dir die Entwürfe mal anzusehen. Er hofft, daß du dir bis Ende der Woche etwas Neues überlegen kannst.«
    »In Ordnung.« Sie nickte und zog ihren Stuhl wieder an den Schreibtisch zurück. »Vielleicht ist eine derartige Herausforderung genau das richtige. Sehen wir uns also die Rightway-Sachen an, Lily. Über Mincko klärst du mich dann vielleicht später auf.«
    »Kein Problem.« Lily wandte sich zum Gehen. »Oh, was du vielleicht wissen solltest: Die von Rightway wollen etwas, das traditionell, aber zugleich anders, und das verwegen und sexy, aber zugleich nicht anstößig ist.«
    »Aber sicher doch. Ich hole sofort meinen Zauberstab aus der Aktentasche.«
    »Es ist schön, dich wiederzuhaben, Shannon.«
    Als sich die Tür hinter Lily schloß, stieß Shannon einen tiefen Seufzer aus. Es war schön, wieder da zu sein, oder nicht? Natürlich war es das.
    Es regnete Bindfäden, als Shannon nach einem anstrengenden Zehn-Stunden-Tag, der in einer letzten Kraftprobe mit dem Mann geendet hatte, von dem sie sich einredete, daB sie ihn liebte, mit dem Taxi zurück in ihr Appartement fuhr.
    Vielleicht war es richtig gewesen, daß sie so schnell wieder ins Büro gegangen war. Die Routine, die Anforderungen und die Konzentration halfen ihr ein wenig über die Trauer hinweg. Zumindest für eine gewisse Zeit. Sie brauchte Routine, sagte sie sich. Sie brauchte die harte Arbeit, durch die sie in eine Führungsposition bei Ry-Tilghmanton aufgestiegen war.
    Ihr Job, ihre Karriere waren alles, was ihr noch geblieben war. Selbst die Illusion einer befriedigenden Beziehung, mit der sich eine Ecke ihres Lebens ausfüllen ließ, hatte sich in Luft aufgelöst.
    Aber es war richtig gewesen, daß sie die Sache mit Todd beendet hatte. Sie hatten einander immer nur als attraktive Requisite gesehen. Und das Leben, so hatte sie gerade entdeckt, war zu kurz für derartige Spielereien.
    An der Ecke bezahlte sie den Taxifahrer, stieg aus und rannte mit einem freundlichen Lächeln für den Portier in das Gebäude, in dem ihre Wohnung lag. Gewohnheitsmäßig holte sie die Post und sah sich, während sie im Fahrstuhl nach oben fuhr, die Umschläge an.
    Als sie den Umschlag mit der irischen Marke entdeckte, rann ihr ein kalter Schauder den Rücken hinab.
    Fluchend schob sie ihn unter die andere Post, öffnete ihre Wohnungstür und warf sämtliche Briefe auf den Tisch. Obgleich ihr das Pochen ihres Herzens die Brust zu sprengen schien, wich sie

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