Nora Roberts
gemacht. »Meine Klienten fürchteten, Sie wüßten vielleicht nicht, worum es geht.«
Entschlossen, Haltung zu bewahren, nahm Shannon ihren Becher wieder in die Hand. »Was hat Rogan Sweeney mit mir zu tun?«
»Mr. Sweeney ist mit Margaret Mary Concannon, der ältesten Tochter des verstorbenen Thomas Concannon aus der Grafschaft Clare in Irland, verheiratet.«
»Concannon.« Shannon schloß die Augen, bis das Bedürfnis zu erschaudern schwand. »Ich verstehe.« Als sie die Augen wieder öffnete, lag verbitterte Belustigung in ihrem Blick. »Ich nehme an, sie haben Sie beauftragt, nach mir zu suchen. Eigenartig, daß nach all den Jahren plötzlich ein derartiges Interesse besteht.«
»Ursprünglich wurde ich beauftragt, Ihre Mutter zu finden, Ms. Bodine. Mein Klient und seine Familie erfuhren erst im letzten Jahr von Ihrer beider Existenz. Sie haben sich sofort an mich gewandt, aber die Suche nach Amanda Dougherty war nicht gerade leicht. Wie Sie vielleicht wissen, verließ sie ihr Zuhause in New York sehr plötzlich und ohne ihrer Familie zu sagen, wohin sie ging.«
»Ich nehme an, das wußte sie selbst nicht so genau, denn schließlich hatte ihre Familie sie, weil sie schwanger war, vor die Tür gesetzt.« Shannon schob ihren Kaffee beiseite und faltete die Hände auf dem Tisch. »Was wollen Ihre Klienten von mir?«
»Das Hauptziel war, Ihre Mutter zu kontaktieren und sie wissen zu lassen, daß Mr. Concannon Briefe von ihr hinterlassen hat. Darüber hinaus hätten sie Ihre Mutter fragen wollen, ob vielleicht eine Begegnung mit Ihnen möglich sei.«
»Hinterlassen. Demnach ist er tot.« Sie rieb sich die Schläfe. »Ja, das hatten Sie ja bereits erzählt. Er ist tot. Dann lebt also keiner von ihnen mehr. Tja, Sie haben mich gefunden, Mr. Hobbs, womit Ihr Auftrag erledigt ist. Sie können Ihre Klienten darüber informieren, daß meinerseits kein Interesse an weiteren Kontakten besteht.«
»Ihre Schwestern ...«
Ihr Blick wurde kalt. »Ich sehe sie nicht als meine Schwestern an.«
Hobbs nickte nur. »Mrs. Sweeney und Mrs. Thane würden Sie gerne persönlich kontaktieren.«
»Wovon ich sie schwerlich abhalten kann. Aber Sie können ihnen ausrichten, daß ich kein Interesse an einer Begegnung mit zwei Frauen habe, die Fremde für mich sind. Was vor achtundzwanzig Jahren zwischen ihrem Vater und meiner Mutter vorgefallen ist, ändert nichts daran. Also ...« Sie unterbrach sich und sah ihn fragend an. »Margaret Mary Concannon, haben Sie gesagt? Die Künstlerin?«
»Ja, sie ist für Ihre Glasbläserei bekannt.«
»Das ist ja wohl ein wenig untertrieben formuliert«, murmelte Shannon. Sie selbst hatte sich eine von M. M. Concannons Ausstellungen bei Worldwide New York angesehen. Und hatte überlegt, ob sie nicht in eins der Stücke investieren sollte. »Aber Sie können Margaret Mary Concannon und ihrer Schwester ...«
»Brianna. Brianna Concannon Thane. Sie hat eine kleine Pension in Clare. Aber bestimmt haben Sie schon von ihrem Ehemann gehört. Er ist ein erfolgreicher Schriftsteller.«
»Grayson Thane?« Als Hobbs nickte, hätte Shannon fast gelacht. »Mir scheint, die beiden haben durchaus gute Partien gemacht. Schön für sie. Richten Sie ihnen aus, sie können mit ihrem Leben weitermachen wie bisher, denn genau das habe ich ebenfalls vor.« Sie stand auf. »Ich nehme an, daß das alles ist, Mr. Hobbs?«
»Ich soll Sie fragen, ob Sie die Briefe Ihrer Mutter haben möchten, und falls ja, ob Sie etwas dagegen haben, wenn meine Klienten sich Kopien davon machen.«
»Ich will sie nicht. Ich will überhaupt nichts.« Sie unter drückte ihre aufsteigende Wut, und mit einem Seufzer fuhr sie fort: »Das, was geschehen ist, ist ebensowenig ihre Schuld wie meine. Ich weiß nicht, wie Sie die Sache sehen, Mr. Hobbs, und es ist mir auch egal. Ob es nun Neugierde ist, ein falsches Schuldgefühl oder das Gefühl, der Familie verpflichtet zu sein, sagen Sie ihnen, daß sie es vergessen sollen.«
Hobbs erhob sich ebenfalls. »Angesichts der Zeit, der Mühe und des Geldes, das sie in die Suche nach Ihnen investiert haben, würde ich sagen, daß es eine Mischung aus allen drei Motiven ist. Und vielleicht noch weiteren. Aber ich werde ihnen ausrichten, was Sie mir aufgetragen haben.« Er reichte Shannon so überraschend die Hand, daß sie sie nahm. »Falls Sie es sich noch einmal anders überlegen oder falls Sie irgendwelche Fragen haben, erreichen Sie mich unter der Nummer, die auf der Karte steht. Ich fliege noch
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