Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
Vom Netzwerk:
Fitneß-Studio?« fragte sie verwirrt.
    Shannon öffnete den Mund, doch dann klappte sie ihn wieder zu. »Ich trainiere drei- bis viermal die Woche. Du weißt schon, Laufbänder, Treppengehen, Gewichtestemmen.«
    »Oh.« Brianna stellte eine gußeiserne Pfanne auf den Herd und dachte darüber nach. »Nein, so etwas haben wir hier nicht. Ein Laufband, ist das etwas, auf dem man läuft?«
    »Ja.«
    »Dafür haben wir hier Felder. Man kann wunderbar spazierengehen. Und neben der Bewegung bekommt man obendrein noch frische Luft. Es ist ein wunderbarer Morgen, um draußen zu sein. Ich denke, daß es erst heute nachmittag regnen wird. Du willst sicher eine Jacke mitnehmen«, fuhr sie fort und nickte in Richtung einer dünnen Jeansjacke, die neben der Tür an einem Haken hing.
    »Eine Jacke?«
    »Es ist ein bißchen kühl draußen.« Brianna warf ein paar Scheiben Speck in das siedende Fett. »Die Bewegung wird dich sicher hungrig machen. Du kannst ja dann frühstücken, wenn du wiederkommst.«
    Hinter Briannas Rücken runzelte Shannon die Stirn. Es sah wohl so aus, als würde sie einen Spaziergang machen. Ein wenig überrascht, stellte sie ihre Tasse ab und streckte die Hand nach der Jacke aus. »Ich bin bestimmt bald wieder zurück.«
    »Laß dir nur Zeit«, sagte Brianna in fröhlichem Ton.
    Einigermaßen amüsiert voneinander trennten sie sich.
    Shannon hatte sich selbst nie als Naturfreundin gesehen. Spaziergänge waren ihr ein Graus. Sie bevorzugte die zivilisierte Atmosphäre der gut ausgestatteten Gesundheitsclubs, in denen es Mineralwasser aus der Flasche, die Morgennachrichten im Fernsehen sowie Maschinen gab, die einem sagten, wie fit man war. Jede Woche schob sie dreimal fünfzig Minuten Fitneß-Studio ein und fand, daß sie kräftig, gesund und mit wohl ausgebildeten Muskeln gesegnet war.
    Menschen, die mit schweren Schuhen und Rucksäcken über schmale Pfade wanderten oder gar Berge erklommen, verstand sie einfach nicht, aber um auf jede Form der Bewegung zu verzichten, war sie zu diszipliniert. Und ein einziger Tag im Blackthorn Cottage hatte ihr gezeigt, daß Briannas Kochkunst nicht ungefährlich war.
    Also würde sie eben spazierengehen. Shannon vergrub ihre Hände in den Taschen der geborgten Jacke, denn die Luft war wirklich ziemlich kühl. Zugleich allerdings vertrieb der beißende Wind auf angenehme Weise auch noch die letzte Müdigkeit.
    Sie ging durch den Garten und sah sich die taubenetzten Primeln und das Gewächshaus an. Sie schirmte ihr Gesicht mit den Händen ab, blickte durch das Glas, und vor Erstaunen blieb ihr der Mund offen stehen. Zusammen mit ihrer Mutter hatte sie professionelle Gärtnereien besucht, die weniger organisiert waren und weniger gut bestückt.
    Beeindruckt wandte sie sich ab, starrte auf die sanften Hügelketten hinaus und blieb abermals beeindruckt stehen. Es war alles so groß, dachte sie. So leer. Unbewußt zog sie schützend die Schultern hoch. Sie ging ohne Probleme durch die Straßen von New York, wich anderen Fußgängern aus, hütete sorgsam den wenigen Platz, den es für sie gab. Der Verkehrslärm, die heulenden Sirenen, die erhobenen Stimmen waren ihr im Gegensatz zu der hier herrschenden schimmernden Stille vertraut.
    »Nicht ganz dasselbe, wie wenn man im Central Park joggen geht«, murmelte sie, denn der Klang ihrer eigenen Stimme hatte etwas Tröstliches. Und da es eine geringere Herausforderung für sie war, weiterzugehen, als in die Küche zurückzukehren, in der Brianna gerade werkelte, marschierte sie entschlossen los.
    Sie bemerkte, daß die Stille doch nicht so allumfassend war. Vogelgezwitscher, das entfernte Summen einer Maschine, der Widerhall von Hundegebell drangen an ihr Ohr. Doch die Einsamkeit kam ihr gespenstisch vor, so daß sie ihre Schritte beschleunigte. Ein gemächliches Tempo täte weder ihren Nerven noch ihren Muskeln gut.
    Als sie an die erste Mauer kam, überlegte sie, ob sie an ihr entlanggehen oder über sie hinweg ins nächste Feld klettern sollte, und schließlich schwang sie beherzt ihre Beine über den Stein.
    Sie erkannte Weizen, gerade hoch genug, als daß er leicht in der Brise schwang, und, genau in der Mitte des Feldes, einen einzelnen Baum. Obgleich er ihr ungeheuer alt erschien, wiesen seine Blätter das zarte Grün des Frühlings auf. Auf einem der höher gelegenen, knorrigen Äste saß ein Vogel und zwitscherte sich das Herz aus dem Leib.
    Sie blieb stehen, um ihn zu beobachten, und wünschte, sie hätte ihren Skizzenblock

Weitere Kostenlose Bücher