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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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mitgebracht. Nun, dann käme sie ein anderes Mal zurück. Seit einer Ewigkeit schon hatte sie keine Gelegenheit mehr zum Malen einer echten Landschaft gehabt.
    Seltsam, dachte sie, während sie weiterging. Sie hatte gar nicht gewußt, daß es ihr überhaupt ein Bedürfnis war. Aber wahrscheinlich würde es hier jeden in den Fingern jucken, der auch nur ein wenig Talent zum Zeichnen besaß, dachte sie. Die Farben, die Formen und das herrliche Licht waren einfach zu verführerisch. Sie machte kehrt, ging zu dem Baum zurück und sah ihn sich aus einem anderen Blickwinkel an.
    Der frühe Morgen wäre die beste Tageszeit, beschloß sie und kletterte über die nächste Mauer, wobei sie in Gedanken noch auf dem Weizenfeld war.
    Um ein Haar hätte sie die Kuh gerammt.
    »Himmel!« Sie stolperte rückwärts, bis sie gegen die Mauer stieß. Die Kuh jedoch bedachte den Eindringling mit einem leidenschaftslosen Blick und wedelte freundlich mit dem Schwanz. »Bist du riesig.« Shannon zog sich die Mauer hinauf und atmete keuchend aus. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie groß ihr seid.«
    Vorsichtig hob sie den Kopf und merkte, daß die Kuh nicht alleine war. Das Feld war mit grasenden Kolleginnen, großen, sanftmütigen Damen mit schwarzweißem Fell, geradezu übersät. Da keine von ihnen besonderes Interesse an ihr zu haben schien, glitt Shannon langsam und vorsichtig tiefer, bis sie auf der Mauer nicht mehr stand, sondern saß.
    »Ich schätze, mein Ausflug endet hier. Wollt ihr nicht muhen oder so?«
    Statt ihr diesen Wunsch zu erfüllen, machte die Kuh, die ihr am nächsten stand, gemächlich kehrt und graste weiter, als wäre außer ihr und ihren Artgenossinnen niemand da. Shannon entspannte sich und sah sich ein wenig genauer um. Was sie sah, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    »Babys.« Lachend beugte sie sich vor, um sich die staksigen Kälber zwischen den weniger beweglichen Alten näher anzusehen. Dann allerdings bedachte sie ihre nächste Nachbarin mit einem argwöhnischen Blick. Sie wußte nicht, ob Kühe bissen oder nicht. »Ich schätze, ich sehe mir euch doch lieber aus der sicheren Entfernung an.«
    Doch schließlich überwog ihre Neugierde, und vorsichtig, ohne die Kuh aus den Augen zu lassen, und den Hintern fest auf die Mauer gepreßt, streckte sie die Hand nach ihr aus. Sie wollte sie nur einmal berühren. Falls der Kuh die Berührung nicht gefiel, böte sich ihr immer noch der rettende Sprung auf die andere Seite der Mauer an. Eine Frau, die dreimal pro Woche trainieren ging, war sicher schneller als jede Kuh.
    Als ihre Hand über das Fell des sanftmütigen Vierbeiners strich, bemerkte sie, daß es steif und borstig war und daß die Kuh offenbar nichts gegen die Zärtlichkeit einzuwenden hatte. Zuversichtlich schob sich Shannon ein wenig näher an sie heran und ließ ihre Finger auf der Flanke des Tieres ruhen.
    »Sie hat nichts dagegen, wenn man sie berührt«, sagte Murphy hinter ihr.
    Shannons Schrei führte dazu, daß ein Teil der Herde mit ärgerlichem Muhen von dannen zog. Auch nachdem der Trupp wieder zur Ruhe gekommen war, lachte Murphy noch, und immer noch hatte er seine Hand auf Shannons Schulter gelegt, damit sie nicht von der Mauer fiel.
    »Nur ruhig. Sie sind ja ganz aufgelöst.«
    »Ich dachte, ich wäre allein.« Sie wußte nicht, ob es ihr peinlicher war, daß sie geschrien hatte oder daß sie beim Streicheln von Rindviechern erwischt worden war.
    »Ich habe meine Pferde auf die Weide gebracht, und auf dem Rückweg habe ich Sie gesehen.« Das Gesicht in die entgegengesetzte Richtung gewandt, setzte er sich gemütlich neben sie und zündete sich eine Zigarette an. »Ein schöner Morgen, nicht wahr?«
    Statt einer Antwort knurrte sie. Sie hatte nicht daran gedacht, daß sie sich auf seinem Land befand. Und jetzt saß sie offenbar hier fest. »Und all diese Kühe werden von Ihnen ganz allein versorgt?«
    »Oh, hin und wieder bekomme ich Hilfe, wenn es erforderlich ist. Machen Sie nur weiter, streicheln Sie sie, wenn Sie wollen. Es macht ihr nichts aus.«
    »Ich habe sie nicht gestreichelt.« Es war ein bißchen spät, um nun noch würdevoll zu sein, aber Shannon unternahm trotzdem einen letzten Versuch. »Ich wollte nur wissen, wie sich ihr Fell anfühlt.«
    »Haben Sie noch nie eine Kuh berührt?« Der Gedanke zauberte ein Grinsen auf sein Gesicht. »Obwohl es, wie man mir sagte, auch in Amerika Kühe geben soll.«
    »Natürlich. Nur daß man sie nicht allzu häufig die Fifth Avenue

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