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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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Blick.
    Gray – ihr Landsmann aus Amerika. Leichtlebig – zumindest, wenn man die Oberfläche nahm. Freundlich, geistreich, ganz vernarrt in Frau und Kind. Offensichtlich machte ihm der Verzicht auf das Highlife, das er aufgrund seines Ruhms in jeder größeren Stadt genießen könnte, nicht das geringste aus.
    Maggie. Automatisch runzelte sie die Stirn. Von Natur aus mißtrauisch, hitzköpfig, offen bis hin zur Unhöflichkeit. Shannon bedauerte es geradezu, daß sie genau diese Wesenszüge respektierte und verstand. Fraglos eine liebevolle Frau und Mutter, zweifelsohne ein großes Talent. Und, dachte Shannon, übermäßig fürsorglich und leidenschaftlich loyal gegenüber den Menschen, denen sie nahestand.
    Rogan war ein kultivierter, umgänglicher Mann, dessen gutes Benehmen ebenso ein Teil von ihm wie seine Augen war. Durch und durch organisiert, nahm sie an, und äußerst klug. Gebildet und gerissen genug, um ein Unternehmen zu führen, das weltweit Anerkennung fand. Und, dachte sie grimmig, ganz sicher hatte er einen ausgeprägten Sinn für Humor und eine Engelsgeduld, denn sonst hielte er es wohl kaum mit Maggie aus.
    Dann war da noch Murphy, der gute Freund und Nachbar. Der musikalische Farmer und Charmeur. Ausgesprochen gutaussehend und ohne jede Arroganz – auch wenn er nicht annähernd so einfach war, wie sie bei ihrer ersten Begegnung angenommen hatte. Nie zuvor hatte sie einen Mann getroffen, der mit sich selbst offenbar im reinen war.
    Er wollte sie küssen, dachte sie, und ihre Lider wurden schwer, an einem Ort, an dem er mit ihr alleine war. An dem er sich Zeit lassen konnte für seine Zärtlichkeit.
    Es wäre bestimmt interessant.
    Der Mann beherrschte das ungeduldige Pferd, ohne daß es ihn auch nur die geringste Anstrengung zu kosten schien. Immer noch schlug eisiger Regen auf die Erde, was wie das Prasseln zahlloser Kieselsteine klang. Der weiße Hengst stieß schnaubend frostige Wolken rauchigen Atems aus, und der Mann und die Frau sahen einander an.
    »Du hast gewartet.«
    Sie spürte, wie ihr das Herz schmerzlich gegen die Rippen schlug. Spürte das Verlangen, das schreckliche Verlangen, das ebenso stark war wie ihr Stolz. »Auf meinem eigenen Feld spazierenzugehen hat wohl kaum etwas mit Warten zu tun.«
    Sein volles, dröhnendes Lachen erhob sich über die Hügel, auf deren Kuppe der alte Steinkreis stand.
    »Du hast gewartet.« Mit einer schwungvollen Bewegung beugte er sich zu ihr herab, legte ihr den Arm um die Taille und zog sie vor sich auf das Pferd.
    »Küß mich«, forderte er, während er ihr mit behandschuhten Fingern durch die Haare fuhr. »Und zwar vernünftig, wenn ich bitten darf.«
    Sie zog ihn dichter an sich, bis sie mit ihren Brüsten an seiner Rüstung lag. Ihr Mund war ebenso hungrig, ebenso verzweifelt, ebenso rauh wie sein Lippenpaar. Fluchend hüllte er sie in seinen Umhang ein.
    »Bei Gott, dein Geschmack ist jede kalte, widerliche Meile des Weges wert.«
    »Verdammt, dann bleib doch einfach hier.« Sie zog ihn abermals an sich und preßte ihre gierigen Lippen auf seinen Mund. »Bleib.«
    Shannon wälzte sich, halb vor Glück, halb vor Verzweiflung, in ihrem Bett, denn selbst im Schlaf war ihr bewußt, er würde wieder gehen.

8. Kapitel
    Am nächsten Morgen machte sich Shannon tatsächlich alleine auf den Weg, was für sie eine Erholung war. Während sie fuhr, hellte sich der Himmel langsam auf und tauchte die verwaschene Landschaft in ein sanftes Licht. Die Ginsterhecken zu beiden Seiten der Straße waren von gelben Blüten übersät, von den Fuchsien troffen Tropfen roten Bluts herab, und die Gärten vor den Häusern boten ein leuchtendes Farbenspiel, während das Grün der Hügel sanft im wäßrigen Licht zu schimmern schien.
    Sie machte Fotos und spielte mit dem Gedanken, die besten Aufnahmen als Vorlagen für Skizzen oder Gemälde zu benutzen.
    Die gewundenen irischen Straßen und das Fahren auf der linken Seite bereiteten ihr leichte Schwierigkeiten, aber das gäbe sie den anderen gegenüber bestimmt nicht zu.
    In den schmalen Gassen von Ennis kaufte sie Postkarten und Mitbringsel für Freunde zu Hause in Amerika. Freunde, überlegte sie, die dachten, daß sie lediglich einen lange überfälligen Urlaub nahm. Es war erniedrigend zu erkennen, daß ihr zu Hause niemand vertraut genug war, als daß sie hätte darüber sprechen können, weshalb sie tatsächlich hierhergekommen war.
    Ihre Arbeit war ihr immer das Wichtigste gewesen – dicht gefolgt von ihrem

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