Nora Roberts
Enttäuschung gefaßt, denn ich bin sicher, daß das nie passieren wird.«
Statt einer Antwort zupfte er sich lächelnd am Ohr. »Ich habe dich vor ein paar Tagen gesehen, als du mit Maggie über die Felder gegangen bist. Ich hatte den Eindruck, daß ihr euch ein bißchen besser versteht.«
»Wir waren auf dem Weg zu ihrer Werkstatt. Ich hatte sie darum gebeten, daß sie sie mir zeigt.«
Er zog erstaunt die Brauen hoch. »Und das hat sie getan?«
»Allerdings. Wir haben einen Briefbeschwerer gemacht.«
Jetzt klappte ihm die Kinnlade herunter. »Du hast ihr Werkzeug angefaßt, ohne daß sie dir dafür die Finger gebrochen hat? Aber ich kann mir schon denken, wie es war«, sagte er. »Du hast sie überwältigt und irgendwo angebunden, ehe du ihr Allerheiligstes betreten hast.«
Shannon zupfte an ihrem Ärmel und sah ihn mit einem selbstgefälligen Grinsen an. »Gewaltanwendung war nicht erforderlich.«
»Dann muß es an den Feenaugen liegen, die du hast.« Er legte den Kopf auf die Seite und sah sie prüfend an. »Sie wirken weniger traurig als vorher. Du scheinst also auf dem Weg der Besserung zu sein.«
»Ich denke jeden Tag an sie. Meine Mutter. Während der letzten Jahre habe ich sie und Dad nur sehr selten gesehen.«
»Es liegt in der Natur der Sache, Shannon, daß Kinder erwachsen werden und ihrer eigenen Wege gehen.«
»Ich denke immer, ich hätte sie öfter anrufen sollen, hätte mir mehr Zeit nehmen sollen, um sie zu sehen. Vor allem, nachdem mein Vater gestorben war. Durch seinen Tod habe ich erkannt, wie kurz das Leben sein kann, und trotzdem habe ich mir keine Zeit genommen, um mit ihr zusammenzusein.«
Sie wandte sich ab und sah die in der sanften Frühlingssonne blühenden Blumen an. »Und ich habe sie beide innerhalb eines Jahres verloren und dachte, ich käme nie über ihren Verlust hinweg. Aber man tut es. Der Schmerz wird dumpfer, auch wenn man es nicht will.«
»Keiner der beiden hätte gewollt, daß du zu lange um sie trauerst. Die Menschen, die uns lieben, möchten, daß wir uns an sie erinnern, aber voller Freude, nicht voller Leid.«
Sie blickte über ihre Schulter auf ihn zurück. »Warum ist es so leicht, mit dir über diese Dinge zu sprechen? Das sollte es nicht sein.« Sie drehte sich wieder um und schüttelte den Kopf. »Ich wollte dir die Jacke einfach auf die Veranda legen, während du auf einem deiner Felder bist. Ich wollte mich von dir fern halten.«
Er ließ seine Zigarette fallen und trat sie aus. »Dann wäre ich zu dir gekommen. Nach ein paar Tagen, wenn ich gedacht hätte, daß es dir ein wenig besser geht.«
»Es wird nicht funktionieren. Einem Teil von mir tut es beinahe ein bißchen leid, denn ich fange an zu denken, daß du wirklich einzigartig bist. Aber trotzdem sage ich dir, daß es nicht funktionieren wird.«
»Warum kommst du nicht her und gibst mir einen Kuß, Shannon?« Die Einladung klang locker, freundlich und voller Selbstvertrauen. »Und dann erzählst du mir diesen Unsinn noch mal.«
»Nein.« Trotz der Entschiedenheit ihrer Antwort brach sie in lautes Lachen aus. »Eigentlich müßte ich über eine solche Großspurigkeit wütend sein.« Sie warf ihre Haare zurück. »Und jetzt gehe ich.«
»Komm rein und trink einen Tee mit mir. Dann wasche ich mich schnell.« Er trat vor, wobei er darauf achtete, daß er sie nicht berührte. »Und dann küsse ich dich.«
Ein Freudenschrei führte dazu, daß er innehielt. Er blickte über die Schulter, und ihm war klar, daß er sich in bezug auf Shannon, wenn es ihm auch schwerfiel, noch ein wenig gedulden mußte. Liam kam die Einfahrt heraufgestapft.
»Aber hallo, wer gibt uns denn da die Ehre?« Murphy ging in die Hocke, woraufhin er einen feuchten Kuß bekam. »Na, Liam, wie geht's? Ich würde dich ja auf den Arm nehmen, Junge«, erklärte er Liam, als dieser die Arme ausstreckte. »Aber dann würde ich von deiner Mutter skalpiert.«
»Dann komm doch einfach zu mir.«
Sofort wandte sich Liam begeistert Shannon zu, die ihn auf ihre Hüfte setzte, als Rogan in die Einfahrt bog.
»Sobald er auch nur in die Nähe deines Hauses kommt, Murphy, schießt er los wie ein geölter Blitz.« Mit hochgezogenen Brauen sah sich Rogan den kleinen Wagen an. »Und, wie kommst du voran?«
»Langsam wäre noch geprahlt. Shannon wollte gerade einen Tee mit mir trinken. Wie wär's? Schließt ihr euch an?«
»Wir hätten nichts dagegen, oder, Liam?«
»Tee«, sagte Liam und küßte Shannon grinsend auf den Mund.
»Es ist der
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