Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
Vom Netzwerk:
Amüsiert und in dem wunderbaren Gefühl, begehrt zu werden, wandte sie sich, das Baby auf dem Arm, lächelnd an ihren Ehemann. »Vielleicht solltest du einen Teil deiner überschüssigen Energie aufs Unkrautzupfen verwenden. Ich habe noch in der Küche zu tun.«
    »Aha.« Mit offensichtlichem Bedauern sah er, wie seine Frau und damit auch seine Hoffnung auf eine Stunde trauter Zweisamkeit im Haus verschwand. »Sie hat in der Küche zu tun.«
    »Tut mir leid.« Shannon zuckte mit den Schultern. »Offenbar habe ich für meinen Auftritt einen ziemlich ungünstigen Zeitpunkt gewählt.«
    »Das kannst du wohl sagen.« Er legte ihr einen Arm um den Hals. »Dafür mußt du mir jetzt beim Unkrautzupfen helfen.«
    »Das ist wohl das mindeste.« Sie hockte sich neben ihm ins Gras. »Ich schätze, sämtliche Gäste sind unterwegs.«
    »Um sich die verschiedenen Sehenswürdigkeiten anzusehen. Wir haben die Neuigkeiten bereits gehört. Gratuliere.«
    »Danke. Ich schätze, ich stehe immer noch ein wenig unter Schock. Rogan hat so eine Art, sämtliche Einwände, die man haben könnte, zu umgehen, bis man schließlich nur noch stumm und ergeben nickt und allem zustimmt, was er sagt.«
    »Allerdings.« Gray bedachte sie mit einem interessierten Blick. »Du hast also etwas dagegen, mit Worldwide in Verbindung zu stehen?«
    »Nein. Das heißt, ich weiß es nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es kam alles ein wenig plötzlich für mich. Ich habe es lieber, wenn ich vorbereitet bin. Ich habe bereits eine Karriere, mit der ich zufrieden bin.« Allerdings hatte sie, wie sie plötzlich bemerkte, seit Wochen nicht mehr auch nur eine Sekunde lang an diese Karriere gedacht. »Ich bin Termine, Zeitdruck, das Treiben in einem großen Unternehmen gewöhnt. Die Malerei, diese Art der Malerei hingegen ist eine einsame Beschäftigung, die sich eher an Stimmungen als an den Anforderungen des Marktes orientiert.«
    »Ein bestimmtes Leben gewohnt zu sein bedeutet nicht, daB man es nicht ändern kann, wenn man das Gefühl hat, daß es sich lohnt.« Er blickte in Richtung des Küchenfensters. »Es kommt darauf an, was man will und wie sehr man es will.«
    »Und genau das weiß ich eben noch nicht. Ich bin verwirrt, Gray. Und das bin ich nicht gewöhnt. Ich habe immer gewußt, welchen Schritt ich als nächsten zu gehen hatte, und ich war immer voller Selbstvertrauen, vielleicht zu großem Selbstvertrauen, was meine Person und mein Leben betraf.«
    Nachdenklich strich sie über die leuchtend violette Blüte eines Stiefmütterchens. »Vielleicht lag es daran, daß es immer nur mich und meine Eltern gab – sonst niemanden –, daß ich immer sehr eigenständig war und genau wußte, was ich wollte. Als Kind hatte ich nie wirklich enge Freundinnen, denn durch unsere häufigen Umzüge war ich nie lange genug an einem Ort. Ich kam problemlos mit Fremden zurecht, fühlte mich an neuen Orten, in neuen Situationen immer wohl, aber nie hatte ich außer zu meinen Eltern zu irgendwem einen echten Bezug. Als wir nach Columbus zogen, hatte ich mir bereits meine Ziele gesetzt und konzentrierte mich ganz darauf, daß ich ihnen Schritt für Schritt näherkam. Und jetzt habe ich innerhalb einen Jahres meine Eltern verloren und habe erfahren, daß mein Leben eine Lüge war. Plötzlich schwimme ich in einer Familie, von der ich bis vor kurzem gar nicht wußte, daß es sie gibt. Ich weiß nicht, was ich für sie, oder auch nur für mich selbst, empfinden soll.«
    Mit einem schüchternen Lächeln blickte sie auf. »Himmel! Das war eine Menge, was?«
    »Normalerweise hilft es, wenn man über seine Gefühle spricht.« Er fuhr ihr sanft durchs Haar. »Mir scheint, wenn jemand das Talent hat, Schritt für Schritt in eine Richtung zu gehen, kann er das auch andersherum. Du brauchst nur allein zu sein, wenn du es willst. Um das zu begreifen, habe ich selbst sehr lange gebraucht.« Er küßte sie auf die Wange, und ihr Lächeln verbreiterte sich. »Shannon, mein Schatz, entspann dich einfach und genieß die Reise, auf der du bist.«

13. Kapitel
    Am nächsten Morgen entschloß sich Shannon, im Garten zu malen, da dies der beste Ort für die Vervollkommnung des Aquarells von Brianna war. Aus dem Haus drang fröhlicher Lärm, da eine Familie aus der Grafschaft Mayo im Aufbruch zum nächsten Abschnitt ihrer Reise in den Süden war.
    Sie roch die Brötchen, die Brianna fürs Frühstück gebacken hatte, und die blühenden Kletterrosen an der Wand.
    Einen Finger an die Lippen

Weitere Kostenlose Bücher