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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Frage der Liebe
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ihnen in den nächsten Tagen nichts
passieren. Und wenn du so felsenfest von ihrer Unschuld überzeugt bist«, sagte
er, ohne sich um ihren wütenden Blick zu kümmern, »solltest du in der Lage
sein, die Geschichte durchzustehen.«
    Er war
nicht bereit, auch nur einen Millimeter nachzugeben, stellte Jessica fest, mit
Tränen und ihrer Wut kämpfend.
    Vielleicht
war es auch besser so. Sie holte ein paar Mal tief Luft. »Ja, du hast Recht.
Und ich werde die Sache durchstehen. Arbeitest du jetzt weiter an deinem
Buch?«
    Slade ließ
nicht erkennen, ob ihn der Themenwechsel erleichterte oder nicht. »Ja, das
hatte ich eigentlich vor.«
    Jessica war
entschlossen, sich genauso sachlich zu geben wie er – zumindest nach außen
hin. »Fein. Dann geh schon mal
nach oben. Ich hole uns Kaffee und komme dann nach. Du
kannst mir vertrauen«, setzte sie schnell hinzu, um einen möglichen Einwand
abzuschmettern. »Ich werde mich
peinlichst genau an deine Vorschriften halten – nur um dir zu beweisen, dass du
dich irrst. Ich werde beweisen, dass du dich irrst, Slade«, erklärte sie
mit ruhiger Entschlossenheit.
    »Einverstanden,
aber nur, solange du dich an die Regeln hältst.«
    Jessica,
die sich mit diesem Ziel vor Augen erheblich besser fühlte, schenkte ihm ein
freundliches Lächeln. »Ich besorge uns eine
Kanne Kaffee, und während du an deinem Roman weiterschreibst, werde ich die
ersten Kapitel lesen. Das ist die einfachste Möglichkeit, mich für den Rest des
Tages zu beschäftigen.«
    Slade kniff
sie ins Ohrläppchen. »Das hört sich sehr nach Erpressung an, oder täusche ich
mich?«
    »Wenn dir
das nicht klar ist, bist du ein verdammt lausiger Cop.«

8
    Jessicas Kaffee wurde wieder einmal kalt.
Sie saß auf Slades Bett, mit dem Rücken ans Kopfteil gelehnt, rechts und links
von sich einen Stapel Manuskriptblätter. Der Stapel zu ihrer Linken mit den
gelesenen Blättern wuchs rasch über den zu ihrer Rechten hinaus. Sie war so
gefesselt von ihrer Lektüre, dass sie Betsys vorwurfsvolle Ermahnungen, doch
endlich etwas zu essen, widerspruchslos über sich ergehen ließ, als die Haushälterin
ein Tablett mit Suppe und Sandwiches nach oben brachte. Abwesend hatte sie ihr
versprochen, tüchtig zuzulangen, und ihr Versprechen in dem Augenblick schon
wieder vergessen, als Betsy die Tür hinter sich zuzog. Ebenfalls vergessen
hatte sie, obwohl die Seitenränder der Blätter mit Hinweisen und Notizen
vollgekritzelt waren, dass sie Slades Buch las. Die Geschichte und die
handelnden Personen hatten sie völlig in ihren Bann gezogen.
    Sie
durchlebte mit einer ganz normalen Familie die ersten Jahre nach dem zweiten
Weltkrieg, folgte ihnen durch das Auf und Ab der Fünfziger, durch die
Turbulenzen und die sich rasch verändernden Moralvorstellungen der Sechzigerjahre.
Kinder wuchsen heran, neue Wertvorstellungen verschafften sich Gehör. Es gab
Todesfälle und Geburten, manche Träume wurden wahr, andere zerplatzten wie
Seifenblasen. Jessica lernte die einzelnen Familienmitglieder besser kennen. Es
waren Menschen, die ihr in ihrem Leben auch hätten begegnen können – Menschen,
die sie ohne Zweifel gern gehabt hätte.
    Die Worte
flossen dahin, zeitweise sanft wie ein sprudelnder Quell, manchmal besaßen sie
aber auch eine so knirschende Härte, dass sich ihr Magen unwillkürlich
zusammenzog. Es war keine harmlose Geschichte – dafür waren seine Charaktere
zu natürlich, zu menschlich. Sie zeigte ihr Dinge, die sie nicht immer sehen
wollte, aber sie spielte nie mit dem Gedanken, die Seiten wegzulegen.
    Am Ende
eines der Kapitel griff sie automatisch zum nächsten Blatt und stellte erstaunt
und im nächsten Moment enttäuscht
fest, dass der Stapel zu Ende war und sie alle Seiten durchgelesen hatte, die
Slade ihr gegeben hatte. Zum ersten Mal seit beinahe drei Stunden nahm sie das
Klappern von Slades Schreibmaschine wahr.
    Draußen
vorm Fenster stand ein voller Mond. Auch das überraschte sie. Sein Licht schien
ins Zimmer und wetteiferte mit dem Schein der Nachttischlampe. Das Feuer im
Kamin, das Slade angezündet hatte, als sie nach oben gegangen waren, war bis
auf die Glut niedergebrannt. Jessica streckte die verkrampften Beine aus und
gönnte sich noch ein paar Minuten Rast, ehe sie zu Slade hinübergehen wollte.
    Als sie
darauf bestanden hatte, seinen Roman zu lesen, war sie sich nicht sicher
gewesen, was sie empfinden oder was sie ihm sagen würde, wenn sie ihn zu Ende
gelesen hätte. Sie wusste zwar, dass sie sich viel zu

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