Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Frage der Liebe
Vom Netzwerk:
riesengroß, dunkel und umschattet; ihre Gesichtszüge weich
und sanft gerötet von dem Nachglühen der Lust, aber er sah auch ihre
Erschöpfung. Er hatte kein Recht, dachte er schuldbewusst, ihre letzten Kraftreserven
zu erschöpfen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen.
    »Nein,
bitte nicht.« Jessica sah die Veränderung in seinem Ausdruck. Schon jetzt,
dachte sie, wollte er wieder zurücknehmen, was er ihr eben noch so freimütig
gegeben hatte. »Schließ mich nicht aus«, sagte sie hastig. »Nicht so schnell.«
    Ohne sich
bewusst zu sein, was er tat, strich er ihr mit dem Daumen sanft über die
Lippen. »Schlaf heute Nacht bei mir«, war alles, was er sagte.
    Slade wartete, bis er sicher sein konnte,
dass sie fest eingeschlafen war, ehe er leise aus dem Bett stieg. Ohne Jessica
aus den Augen zu lassen, kleidete er sich an. Silbriges Mondlicht
ergoss sich über ihr Gesicht und ihre Schultern und verdüsterte sich, als sich
eine Wolke vor den Mond schob. Mit etwas Glück, überlegte er, könnte er sich
ausgiebig im ersten Stockwerk umsehen und anschließend den Salon unter die Lupe
nehmen und wieder im Bett liegen, ohne dass Jessica überhaupt etwas von seinen
nächtlichen Manövern merkte. Nach einem letzten Blick auf die Schlafende
schlüpfte er durch die Tür.
    Mit der
absolut lautlosen Gründlichkeit, die von jahrelanger Erfahrung herrührte,
untersuchte Slade sämtliche Türen und Fenster, und stellte verdrossen fest,
dass die einfachen Schlösser und Riegel höchstens einem stümperhaften Amateur
standhalten würden.
    Dieses Haus
ist voll gestopft mit Tafelsilber und tausend kleinen, leicht zu
transportierenden Kunstgegenständen, überlegte er. Ein wahres
Einbrecherparadies – das Jessica mit billigen Kaufhausschlössern zu sichern
glaubte. Eine Kreditkarte und eine Haarnadel, mehr brauchte man nicht, um sich
hier Einlass zu verschaffen, konstatierte Slade, als er die hintere Küchentür
in Augenschein nahm. Er musste unbedingt dafür sorgen, dass Jessica anständige
Schlösser anbringen ließ, ehe er dieses Haus verließ.
    Vor der
Hintertür, auf dem nackten Fliesenboden, lag Ulysses, ein weißer Fellhaufen,
der leise vor sich hinschnarchte und sich nicht rührte, als Slade über ihn
hinwegstieg. Auch als er versuchsweise an der Tür rüttelte, schnarchte der Hund
selig weiter.
    »Wach auf,
du nutzloser Bettvorleger.«
    Auf das
Kommando hin öffnete Ulysses ein Auge, schlug mit dem Schwanz zwei Mal träge
auf den Boden und sank schnaufend wieder in tiefsten Schlaf.
    Slade rieb
sich ungehalten den Nacken, befand, dass ein gewöhnlicher Einbrecher im
Augenblick nicht das eigentliche Problem darstellte, und überließ den Hund
seinen Träumen.
    Vorsichtig
schlich er durch den Flügel, in dem die Hausangestellten ihre Zimmer hatten.
Unter einer der Türen schimmerte Licht und er hörte das gedämpfte Lachen einer
Late-Night-Show im Fernsehen. Hinter den anderen Türen war es still. Ein
Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass es kurz nach Mitternacht war. Slade
ging zurück in den Salon, um dort zu warten.
    Er setzt
sich in den großen Ohrensessel, der jetzt völlig im Schatten lag. Ohren spitzen
und warten. Mehr konnte er im Moment nicht tun. Dabei juckte es ihn in den
Fingerspitzen, etwas zu unternehmen – irgendetwas, das die Ermittlungen
voranbrachte. Vielleicht hatte der Commissioner am Ende doch auf den falschen
Mann gesetzt, überlegte er. Diesmal war Slade wirklich auf Ärger aus. Wer immer
diesen Killer angeheuert hatte, würde dafür bezahlen, diesbezüglich hatte er
nicht die geringsten Zweifel. Und er wollte die Bezahlung persönlich
entgegennehmen.
    Die Frau,
die dort oben in seinem Bett schlief, war das Einzige, was im Moment für ihn
zählte. Die Diamanten waren nebensächlich – Steine im Grunde genommen, mit
einem gewissen Marktwert. Jessica hingegen war unbezahlbar. Mit einem stummen
Lachen streckte er die Beine aus. Dodson hatte kaum vorhersehen können, dass
sein handverlesener Bodyguard sich in seine Schutzbefohlene verlieben würde.
Slade kannte seinen Ruf: gründlich, verlässlich, abgebrüht.
    Nun ja,
dachte er, seine Abgebrühtheit hatte er in dem Augenblick verloren, als er zum
ersten Mal diesem blonden Wirbelwind mit den Wikinger-Backenknochen
gegenüberstand. Er dachte nicht mehr wie ein Cop, sondern wie ein Mann – ein
Mann, der auf Rache sann. Und das war gefährlich. Solange er seinen Job als
Polizist versah, musste er sich an die Regeln halten. Und die Regel Nummer
eins

Weitere Kostenlose Bücher