Nora Roberts
neben sie legte. »So, und jetzt schlaf noch ein
Stündchen«, sagte er in mildem Befehlston, doch als er aufstehen wollte,
schlang sie die Arme um seinen Nacken und hielt ihn fest.
»Ich war in
meinem Leben noch nie wacher. Was hast du heute mit mir vor, Slade? Lässt du
mich noch mehr von diesen dämlichen Karten ausfüllen?«
»Diese
dämlichen Karten«, entgegnete er und schob eine Hand unter ihre Knie, »sind ein
wesentlicher Bestandteil jeder übersichtlich geführten Bibliothek.«
»Ich finde
sie langweilig«, meinte sie trotzig.
»Verzogener
Fratz«, grinste er und trug sie ins Badezimmer.
»Das bin
ich mit Sicherheit nicht.« Zwischen ihren Brauen erschien wieder diese steile
Falte, als er die Dusche anstellte.
»Bist du
schon«, insistierte er. »Aber das ist in Ordnung. Irgendwie mag ich dich so.«
»Oh, vielen
Dank. Da habe ich ja Glück gehabt.«
Mit einem
schmatzenden Kuss auf den Mund stellte er sie in der Duschkabine wieder auf die
Füße. Im nächsten Augenblick stieß Jessica einen gellenden Schrei aus. »Slade!
Das Wasser ist ja eiskalt!«
»Natürlich,
das ist beste Mittel, um morgens den Kreislauf in Schwung zu bringen.« Er stieg
zu ihr in die Dusche und hielt mit seinem Rücken den eiskalten Wasserguss zum
Teil von ihr ab. »Nein, das zweitbeste Mittel«, verbesserte er sich und
erstickte ihre undamenhafte Fluchtirade mit einem Kuss.
»Dreh das
heiße Wasser an«, verlangte sie, als er ihren Mund wieder freigab. »Ich bin
schon ganz blau gefroren.«
Er kniff
sie grinsend in den Arm. »Noch nicht ganz«, widersprach er und reichte ihr die
Seife.
»Nein,
vielen Dank. Ich gehe unter meine eigene Dusche.« Sie versuchte hastig aus der
Duschkabine zu entkommen, doch Slade packte sie und stellte sie direkt unter
den eiskalten Strahl. »Lass mich los! Das ist brutal.« Sie hob das Gesicht, um
ihren Worten mit einer drohenden Gebärde Nachdruck zu verleihen, und bekam die
nadelspitzen Wasserstrahlen jetzt erst richtig ab. Prustend blinzelte sie sich
das Wasser aus den Augen. Ihren vor Kälte zitternden Körper hielt er fest an
sich gedrückt. »Warte, dafür wirst du bezahlen, da kannst du Gift drauf
nehmen.«
Jessica,
der die nassen Haare vor den Augen klebten, versuchte sich wild strampelnd von
Slade freizumachen. Doch der hielt sie mit einer Hand gekonnt im Polizeigriff
fest und seifte sie mit der anderen gründlich ein.
»Aufhören!«,
brüllte sie, wütend und schon wieder sinnlich erregt. Als er ihr seelenruhig
den Rücken und anschließend den Hintern einseifte, wurde ihr Widerstand immer
geringer. Doch dann hörte sie ihn lachen. Und sofort gewann ihre Empörung
wieder die Oberhand. Sie warf den Kopf zurück und scherte sich nicht darum,
dass ihr das Wasser ins Gesicht spitzte und ihr die Sicht nahm.
»Jetzt hör
mir mal zu«, begann sie. Seifige Finger zupften an ihren Brüsten. »Slade, lass
das!« Leise aufstöhnend wich sie zurück. Seine Hand schlüpfte zwischen ihre
Oberschenkel. »Nein.«
Doch ihr
Mund suchte blind den seinen. Und plötzlich war es Jessica nicht mehr kalt.
Als sie aus
der Dusche stieg, glühte sie am ganzen Körper. Sogar ihre Wangen hatten wieder
etwas Farbe angenommen, was Slade mit einer Mischung aus Erleichterung und
Zufriedenheit feststellte, obwohl Jessica ihr Bestes tat, nach außen hin die
Empörte zu mimen.
»Ich gehe
mich jetzt anziehen«, ließ sie ihn wissen, während sie ein Handtuch um ihre
nassen Haare schlang. Da sie ansonsten splitternackt vor ihm stand, fiel es
Slade schwer, sich von ihrem barschen Tonfall beleidigt zu fühlen. Erfrischt
wickelte er sich sein eigenes Handtuch um die Hüften.
»Okay, dann
treffen wir uns in zehn Minuten unten beim Frühstück.«
»Ich werde
kommen«, erklärte sie würdevoll und hob im Gehen sein Hemd auf, »wenn ich
fertig bin.«
Grinsend
sah er ihr dabei zu, wie sie in sein Hemd schlüpfte und es zuknöpfte. »Ich
könnte mich an diesen Anblick von dir gewöhnen«, meinte er aufgeräumt. Auf
ihren bitterbösen Blick hin floss sein Grinsen noch mehr in die Breite. »Nass
und halb nackt«, erläuterte er.
»Da kommt
schon wieder der Macho bei dir durch«, maulte Jessica, ein Lachen
unterdrückend. Dann drehte sie sich um und stolzierte zur Tür.
»In zehn
Minuten«, erinnerte er sie.
Jessica
bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick über die Schulter und knallte die
Tür hinter sich zu. Draußen ließ sie ihrem Grinsen freien Lauf, doch das
verblasste augenblicklich, als sie David vor ihrer
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