Nora Roberts
früh?«
»Zu früh.«
Er beugte sich über sie, um sie noch einmal zu küssen, ehe er aufstand, doch
sie zog ihn schnell an sich.
»Zu früh
für was?«
Sie spürte,
wie sich seine Lippen an den ihren bewegten. »Du bist ja noch nicht einmal
richtig wach.«
»Wollen wir
wetten?«, gab sie zurück und strich mit der Hand über seinen flachen Bauch. In
ihrem verschlafenen Kuss begann aufkeimende Leidenschaft zu schwelen. »Vielleicht
reichen dir drei oder vier Stunden Schlaf doch nicht ganz.«
Stade zog
eine Augenbraue hoch und sah sie grinsend an. »Wollen wir wetten?«
Seine
Lippen dämpften ihr Lachen.
So war es
für sie noch nie gewesen. Jedes Liebesspiel mit Stade überraschte sie,
verführte sie und nahm sie schlussendlich gefangen. In seinen Armen, wenn
seine Hände und Lippen wild und ungehemmt ihren Körper vereinnahmten, konnte
sie sich absolut fallen lassen. Und das brauchte sie jetzt wie nichts anderes.
Er wusste
von Anfang an, wie er sie nehmen musste. Jedesmal, wenn
sie sich liebten, überraschte er sie mit neuen Variationen, gab ihr keine
Gelegenheit, sich an eine Berührung zu gewöhnen oder eine Liebkosung
vorherzusehen. Gänzlich mühelos beherrschte er ihre Sinne und entführte sie in
eine Welt, die nur aus heftigen Gefühlen und intensiven Eindrücken bestand.
Jede
Berührung verzauberte sie, vom federleichten Streicheln einer Fingerspitze bis
hin zum beinahe brutalen Druck seiner Lippen. Jessica glaubte sogar, jede einzelne
Faser des Bettlakens an ihrem nackten Rücken zu spüren, so sensibel machte er
sie. Das Wispern der Uhr klang wie ein Gewitter. Das bleiche Morgenlicht tanzte
durch den Raum, grau und gespenstisch. Sie sah es über sein Haar fallen und die
dunklen Farbnuancen hervorheben, als ihre Hände in seinen dichten Haarschopf
eintauchten.
Slade
flüsterte etwas Poetisches, Törichtes über die Beschaffenheit ihrer Haut an
ihr Ohr. So schwach seine Stimme klang, so fordernd waren seine Hände, die sie
zur Raserei brachten und gleichzeitig betäubten. Sie ließ ihn wissen, was sie
wollte und erfüllte im Gegenzug seine Bedürfnisse.
Als er in
sie eindrang, tat er es ohne Eile und beobachtete dabei das Aufflackern von
Leidenschaft und Lust auf ihrem Gesicht. Er genoss die köstlichen Schauder, die
durch seinen Körper jagten, wenn sie sich bewegte, und knabberte dabei zärtlich
an ihren geöffneten Lippen. Er verkostete sie, ehe er ihre geschlossenen Lider
küsste. Sie wirkte so zerbrechlich, dachte er, obwohl ihre Hüften ihn drängten,
sie zu nehmen, sie schnell zu nehmen. Mit eiserner Beherrschung behielt er
seinen gemächlichen Rhythmus bei, um den Höhepunkt so lange wie möglich
hinauszuzögern.
»Jess.«
Sein Atem ging so schwer, dass er kaum ihren Namen aussprechen konnte. »Mach
die Augen auf, Jess. Ich möchte deine Augen sehen.« Ihre Lider flatterten, als
drückten die goldenen Wimpern sie nieder. »Mach die Augen auf, Liebling, und
schau mich an.«
Er war kein
Mann für schmachtende Liebeserklärungen, das wusste sie, auch wenn Verlangen
und Leidenschaft ihre Sinne trübten. Eine unbekannte Wärme erfüllte sie – ein
ganz reines Gefühl –, das ihre körperliche Lust noch verstärkte Sie schlug die
Augen auf.
Sie waren
trüb, der satte Bernsteinton von Leidenschaft verschleiert. Als er sich in ihr
bewegte, flatterten ihre Wimpern und die schweren Lider drohten sich wieder zu
senken. »Nein, schau mich dabei an.« Seine Stimme war nur noch ein heiseres
Flüstern. Ihre Lippen waren sich so nah, dass ihr Atem sich bei jedem Schauder
vermischte. Jessica sah, dass Slades Augen dunkel waren, dunkelgrau und so
intensiv, als könnten sie in sie hineinsehen und jeden verrückten Gedanken
lesen, der ihr durch den Kopf raste. »Sag mir, dass du mich brauchst«, forderte
er. »Ich muss es von dir hören, einmal wenigstens.«
Jessica
hatte Mühe, die Worte zu formulieren, während seine Zärtlichkeiten sie in
immer höhere Lustgefilde katapultierten. »Ich brauche dich, Stade ... du bist
der Einzige.«
Seine
Lippen pressten sich beinahe gewaltsam auf die ihren und erstickten ihren
Aufschrei, der ihm sagte, dass sie den Gipfel der Ekstase erklommen hatte. Sein
letzter rationaler Gedanke war eher ein Stoßgebet – dass die Worte, die er ihr
abverlangt hatte, ihm genügten.
Merkwürdig,
dass sein Körper sich jetzt entspannter und ausgeruhter anfühlte als beim
Aufwachen. Stade rutschte nach unten und küsste die feuchtwarme Spalte zwischen
ihren Brüsten, ehe er sich
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