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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Frage der Liebe
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getrieben von wilder Panik stürzte sie
sich auf den Arm, der die Pistole hielt. Sie hörte das Echo des Schusses, als
sie nach vorn stolperte, dann wurde sie grob zur Seite gestoßen.
    Jessica
sackte in sich zusammen. Sie spürte den messerscharfen Schmerz in der
Schulter, als sie zu Boden stürzte, registrierte den metallenen Geschmack von
Blut und Angst im Mund, als sie sich wieder hochrappelte. Sie schüttelte sich
die Haare aus den Augen und sah im Hochblicken, wie Slades Faust auf Chambers
zuflog. Der korpulente Mann schien noch im Fallen Stück für Stück auseinander
zu brechen.
    So schnell,
dachte sie wie betäubt. So schnell war alles vorbei. Vor einer Sekunde noch
hing ihr Leben an einem seidenen Faden, und jetzt war es vorbei. Nie wieder
würde sie ihr Leben als
selbstverständlich betrachten – nie wieder. Einer Ohnmacht nahe ließ sie sich
gegen eine Kommode sinken. »Slade ...«
    »Hol mir
eine Schnur oder einen Strick aus dem Hinterzimmer, du Idiotin!«
    Sie presste
die Daumen zwischen die Augenbrauen und unterdrückte ein hysterisches Kichern.
So sah nun das Happy-End aus, dachte sie, während sie blindlings nach hinten
stolperte. Nachdem sie sich die Angstschleier aus den Augen geblinzelt hatte,
fand sie eine Rolle Paketschnur. Sie hielt sie in der Hand und starrte sie an,
versuchte sich zu erinnern, wofür sie sie eigentlich brauchte.
    »Verdammt,
beeil dich!«, hörte sie Slade brüllen.
    Wie in
Trance ging sie zu Slade zurück. Viertel nach zehn, stellte sie fest, als sie
an der Uhr vorbeiging. Wie konnte es angehen, dass es erst Viertel nach zehn
war? War es möglich, dass Menschen auf der Schwelle zum Tod stehen und davonkommen
konnten, und das alles innerhalb von zehn Minuten? Slade riss ihr die Schnur
aus der Hand, ohne hoch zu sehen.
    »Verdammt,
Jess, was Dümmeres ist dir wohl nicht eingefallen! Was hast du dir dabei
gedacht, hier hereinzuplatzen? Du weißt doch, dass du das Haus nicht hättest
verlassen sollen.« Während er den bewusstlosen Chambers fesselte, fluchte
Slade, ohne Luft zu holen.
    »Michael
hat mir etwas von zehn Uhr gesagt«, murmelte sie. »Und ich dachte ...«
    »Wenn du
irgendetwas gedacht hättest, wärst du im Haus geblieben, wie ich es dir gesagt
hatte. Was hast du denn geglaubt, etwa dass du hier hättest etwas ausrichten
können? Verdammt, ich hatte ihn total unter Kontrolle, ehe du hier hereingeschossen
kamst. Aber das reichte dir wohl noch nicht.« Er verknotete die beiden Enden
der Schnur und ging dann an ihr vorbei zum Telefon. »Du musstest dich auch noch
auf die Pistole stürzen.« Er riss den Hörer von der Gabel und fing an zu
wählen. »Der Schuss hätte dich treffen können.«
    »Ja.« In
dumpfer Faszination starrte Jessica auf den roten Flecken, der sich am Ärmel
ihres Pullovers ausbreitete. »Ich glaube, das hat er auch.«
    »Was?«,
knurrte Slade, drehte sich zu ihr um und ließ sofort den Hörer fallen. »Oh,
mein Gott.« Mit zwei Schritten war er bei ihr und trennte mit einer raschen
Bewegung den Ärmel am Saum ab. »Jess, er hat dich angeschossen!«
    Die Brauen
konzentriert zusammengekniffen, starrte Jessica auf die Wunde. »Ja, das hat
er«, erwiderte sie mit der schleppenden Stimme einer Betrunkenen. »Ich spüre
nichts. Sollte es weh tun? Da ist so viel Blut.«
    »Halt den
Mund, verdammt noch mal, sei endlich still!« Er untersuchte die Wunde und
stellte fest, dass es ein sauberer Durchschuss war. Die Kugel hatte keinen
Knochen getroffen, war nur durch Fleisch gedrungen. Jessicas Fleisch, dachte
er. Sein Magen revoltierte. Er zog sein Hemd aus und riss es in Streifen, um
ihr einen Druckverband anzulegen. »Du Idiotin. Du hast Glück gehabt, dass du
nicht deinen Kopf in der Schusslinie hattest.« Seine Hände zitterten so, dass
er Mühe hatte, den Verband ordentlich festzuzurren, und deshalb nur noch lauter
fluchte.
    »Es war
doch nur eine kleine Pistole«, wandte sie leise ein.
    Er warf ihr
einen Blick zu, in dem die unterschiedlichsten Gefühle miteinander kämpften,
aber Jessica sah nichts. »Eine Kugel ist eine Kugel«, knurrte er und musste
unwillkürlich schlucken, als er ihr warmes Blut auf seiner Hand spürte. Auf
seinem nackten Rücken bildeten sich Schweißperlen. »Verdammt, Jess, was
wolltest du mit diesem idiotischen Sprung denn bezwecken? Ich wusste genau, was
ich tat.«
    »Tut mir
schrecklich Leid.« Ihr Kopf wackelte ein bisschen, als sie ihn zurücklegte, um
zu ihm hoch zu sehen. »Wie ungehörig von mir, eine Kugel aufhalten zu

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