Nora Roberts
wollen,
auf der dein Name stand.«
»Werd jetzt
bloß nicht komisch«, zischte er durch zusammengebissene Zähne. »Wenn du nicht
verletzt wärst, würde ich dich so zusammenstauchen, dass du unterm Teppich spazieren
gehen könntest, das schwöre ich dir.« Er wollte sie halten und hatte Angst,
dass sie in seinen Armen auseinander fiel. Sein hektischer Atem machte seine
Kehle rauh und trocken, während er versuchte, ihren Arm als Objekt und nicht
als Teil von ihr zu betrachten. Als er mit dem Verbinden fertig war,
stützte er sie mit einer Hand. »Vermutlich hast du diesen kühnen Sprung in
einem dieser dämlichen Fernsehkrimis gesehen und dich deshalb auf die Pistole
gestürzt, wie?«
»Nein.« Sie
glaubte zu schweben, als er sie zu einem Stuhl führte. »Tatsächlich habe ich es
deshalb getan, Sergeant, weil ich glaubte, er würde dich umbringen. Und da ich
dich liebe, konnte ich das nicht zulassen.«
Slade blieb
auf ihre Worte hin wie angenagelt stehen und starrte sie an. Er machte den Mund
auf, um etwas zu sagen und musste feststellen, dass er keinen Laut
hervorbrachte, geschweige denn einen Satz. Seine Hand fiel von ihrem unverletzten
Arm ab.
»Es tut mir
wirklich Leid«, sagte Jessica mit schleppender Stimme. »Aber ich glaube, ich
werde ohnmächtig.«
Das Letzte,
was sie neben dem sirrenden Bienenschwarm in ihrem Kopf hörte, war eine nicht
enden wollende Flut von Verwünschungen, die Slade auf sie niederprasseln ließ.
Als
Jessica langsam
wieder zu sich kam und die Augen aufschlug, sah sie nur blendendes Weiß. Sie
hatte das Gefühl, als schwebte ihr Körper, losgelöst von ihrem Verstand. Selbst
der pochende Schmerz in ihrer Schulter schien nicht zu ihr zu gehören. Das
Weiß wurde zu einem matten Grau und erhellte sich wieder, als ihr Blick sich
langsam klärte und sie das weiße Etwas als Wand erkannte. Verwirrt starrte sie
sie an.
Von
Medikamenten betäubt, erkundete ihr Blick träge die unmittelbare Umgebung. Alle
Wände waren weiß, stellte sie fest. Vor den Fenstern waren die Jalousien
heruntergelassen, doch zwischen den horizontalen Rippen konnte sie den dunklen
Nachthimmel erkennen. Die Jalousien waren weiß, genau wie der Verband an ihrem
Arm, der sich nicht wie ein Teil von ihr anfühlte. Sie begann sich zu erinnern.
Sie stieß
einen Seufzer aus, als sie auf dem weißen Nachttisch neben ihrem Bett eine
blaue Plastikkaraffe und einen durchsichtigen Plastikbecher entdeckte.
Krankenhaus, dachte sie und verzog das Gesicht. Sie hasste Krankenhäuser. Ein
Gesicht beugte sich über sie und verdeckte ihr Blickfeld. Bernsteinfarbene
Augen studierten hellblaue. Hübsche Au gen, befand sie, in einem freundlichen,
runden Gesicht mit beginnenden Hängebäckchen. Sie gewahrte den weißen Arztkittel
und das unvermeidliche Stethoskop.
»Doktor«,
krächzte sie leise und erschrak über ihre Stimme. »Miss Winslow, wie fühlen Sie
sich?«
Sie dachte
einen Augenblick ernsthaft über die Frage nach. »Als hätte man auf mich
geschossen.«
Mit einem
amüsierten Glucksen nahm er ihr Handgelenk, um den Puls zu fühlen. »Eine
vernünftige Antwort«, entschied er. »Sie sind schon wieder fit.«
»Wie lange
...« Sie feuchtete sich die Lippen mit der Zungenspitze an und versuchte es
noch einmal. »Wie lange bin ich schon hier?«
»Etwas über
eine Stunde.« Er zog eine kleine Stablampe aus der Kitteltasche und leuchtete
ihr kurz ins rechte Auge, dann ins linke.
»Mir kommt
es wie eine Ewigkeit vor.«
»Das sind
die Medikamente. Sie machen einen immer etwas träge. Haben Sie Schmerzen?«
»Nur ein
Pochen, im Arm – der sich nicht wie meiner anfühlt.«
Er lächelte
und tätschelte ihr die Hand. »Keine Sorge, es ist ihrer.«
»Slade? Wo
ist Slade?«
Seine Stirn
legte sich kurz in Falten, glättete sich aber gleich wieder. »Der Sergeant? Der
rennt draußen auf dem Korridor wie ein Verrückter auf und ab. Er hat sich
hartnäckig geweigert, im Foyer zu warten, wie ich es angeordnet hatte.«
»Ja, er ist
nur gut in Anordnungen erteilen.« Jessica hob den Kopf aus dem Kissen, ließ ihn
aber sofort wieder fallen, als sich das Zimmer zu drehen begann.
»Bleiben
Sie still liegen«, sagte er streng. »Sie werden ein Weilchen bei uns bleiben
müssen.«
Sofort
erschien die Trotzfalte zwischen ihren Brauen. »Ich mag keine Krankenhäuser.«
Er
tätschelte ihr nur wieder die Hand. »Zu schade.«
»Lassen Sie Slade zu mir«,
forderte sie mit so viel Nachdruck in der Stimme, wie sie aufbringen konnte.
Ihre Lider
Weitere Kostenlose Bücher