Nora Roberts
ihre Aufmerksamkeit Seth zuwandte. »Sam ist ein netter Kerl, er hat nur
einen fatalen Fehler: Er ist ein Fan der Mariners.«
»Und ich
dachte schon, er würde dich anmachen.«
»Sam?«
Aubrey schaute ihn mit einem so selbstgefälligen, durch und durch weiblichen
Blick an, dass es Seth schauderte. »Oh ja, das hat er. Ich halte ihn mir
sozusagen in Reserve. Im Moment bin ich mit Will McLean zusammen.«
»Will?«
Seth hätte sich beinahe verschluckt. »Will McLean?« Die Vorstellung, dass
Aubrey und einer seiner Jugendfreunde auf diese Weise zusammen sein könnten,
brachte ihn dazu, den Barkeeper herüberzuwinken. »Ich brauche ganz dringend ein
Bier. Rolling Rock.«
»Wir sehen
uns aber nicht sehr oft«, fuhr Aubrey vergnügt fort. »Er ist Assistenzarzt am St.
Chris General. Die Schichten im Krankenhaus sind mörderisch. Aber wenn wir
einmal die Zeit finden, machen wir das Beste daraus.«
»Halt die
Klappe. Er ist zu alt für dich.«
»Ich hatte
schon immer eine Schwäche für ältere Männer.« Sie kniff ihn in die Wange.
»Mein süßer Fratz. Außerdem sind wir gerade mal gut fünf Jahre auseinander.
Aber wenn du gern über mein Liebesleben plaudern würdest ...«
»Nein,
vielen Dank.« Seth griff nach der Flasche, die der Barkeeper vor ihm abgestellt
hatte, und nahm einen großen Schluck. »Im Augenblick nicht.«
»Na schön,
so viel zu mir. Kommen wir zu dir. In wie vielen Ländern hast du die Damen denn
aufs Kreuz gelegt, während du Europa unsicher gemacht hast?«
»Also jetzt
klingst du wie Kevin.« Seth redete nicht annähernd so gern mit Aubrey über
dieses Thema, und er hatte nicht vor, es weiter zu vertiefen. »Ich war auf keinem
Sex-Marathon, ich habe gearbeitet.«
»Einige
Mädels sollen ja eine Schwäche für Künstler haben. Vielleicht hast du Glück,
und dein Blumenmädchen gehört auch dazu.«
»Offensichtlich
hast du zu viel Zeit mit meinen Brüdern verbracht. Das hat dir wohl das Gehirn
aufgeweicht. Sag mir einfach, was du über Drusilla weißt, okay?«
»Okay.«
Aubrey nahm sich eine Brezel aus dem Schälchen, das auf der Bar stand, und
begann zu kauen. »Also, sie ist ungefähr vor einem Jahr das erste Mal hier
aufgetaucht. Hat sich eine Woche lang in der Gegend herumgetrieben und sich
nach Ladenlokalen umgesehen«, sagte sie mit einem
Nicken. »Das habe ich von Doug Motts. Du erinnerst dich doch noch an Dougie?
Schweinchen Dick haben wir ihn immer genannt. War in der Schule zwei Klassen
unter dir.«
»Vage.«
»Ist ja
auch egal. Jedenfalls hat er den Babyspeck inzwischen verloren. Er arbeitet
jetzt als Immobilienmakler bei Skore Realtors. Laut Doug wusste die Frau
genau, wonach sie suchte und hat ihnen aufgetragen, sie in Washington zu
benachrichtigen, wenn sie etwas Adäquates anzubieten hätten. Na ja, und Doug« –
Sie deutete auf das leere Glas vor sich, als der Barkeeper vorbeikam – »hatte
gerade erst bei der Firma angefangen und wollte sich die Sache an Land ziehen.
Also hat er sich umgehört und versucht, etwas über seine potenzielle Kundin
herauszufinden. Sie hatte ihm erzählt, dass sie als Kind ein paarmal in St.
Chris gewesen sei, und damit hatte er einen Ausgangspunkt.«
»Mutter
Crawford«, sagte Seth lachend.
»Genau. Was
Mutter Crawford nicht weiß, lohnt sich auch nicht zu wissen. Und die Frau hat
ein Gedächtnis wie eine ganze Horde Elefanten zusammengenommen. Sie hat sich an
die Whitcomb Banks erinnert. Wer würde das nicht bei so einem Namen? Aber sie
hat sich wohl vor allem deshalb an sie erinnert, weil Mrs W. B. schon mit ihrer
Familie hier zu Besuch weilte, als sie selbst noch ein Kind war. Mit ihrer
stinkreichen Familie, übrigens. Ich sage nur: Whitcomb Technologies. Die
gehören zu den reichsten Leuten Amerikas. Verwandt mit Senator James P.
Whitcomb aus Maryland.«
»Ach, die Whitcombs.«
»Genau. Der
Senator, der wohl der Großvater des Blumenmädchens sein dürfte, hat eine
Schwäche für unsere schöne Ostküste. Und seine Tochter, die derzeitige Mrs W.
B., hat Proctor Banks – Was ist das überhaupt für ein Name,
Proctor? – von Banks and Shelby Communication geheiratet. Bei dem Haufen geht es wirklich um
schweinemäßig viel Schotter. Die besitzen ein ganzes verdammtes Imperium.«
»Und die
junge, attraktive und extrem reiche Drusilla mietet einen Laden in St. Chris
und verkauft Blumen.«
»Kauft einen Laden in St. Chris«,
verbesserte ihn Aubrey. »Sie hat das ganze Gebäude gekauft – eine hervorragende
Immobilie in unserem kleinen
Weitere Kostenlose Bücher