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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sollten, was würden Sie dann thun?
    – Ich würde dem mir zugegangenen Befehle nachkommen und die Milizen tiefer ins Innere führen, um jeden Zusammenstoß mit den Föderirten zu vermeiden. Mögen sie sich immer der Städte in der Grafschaft bemächtigen! Lange werden sie diese nicht halten können, da ihnen alle Verbindungen mit Georgia und den beiden Carolinen fehlen, und wir werden sie ihnen schon bald genug wieder abzunehmen wissen.
    – Vielleicht; aber wenn sie, warf Texar zögernd ein, wenn sie auch nur einen einzigen Tag in Jacksonville die Macht in den Händen hätten, müßten wir uns nicht schwerer Repressalien ihrerseits versehen… Alle jene sogenannten ehrsamen Leute, die reichen Ansiedler, die Gegner der Sclaverei kämen dann zur Gewalt und dann… Doch dahin wird es nicht kommen!… Nein!… Und ehe ich die Stadt verließe…«
    Der Spanier vollendete seinen Gedanken nicht – er war ja leicht genug zu verstehen.
    Er würde die Stadt den Föderirten gewiß nicht überliefern, weil das gleichbedeutend gewesen wäre mit deren Uebergabe an die Behörden, welche der Pöbel unter seiner Leitung vertrieben hatte. Eher zündete er dieselbe an allen Enden an und vielleicht waren seine Maßnahmen zur Ausführung eines solchen Zerstörungswerkes schon getroffen, dann zog er sich mit den Seinigen im Gefolge der Milizen zurück, und er durfte darauf rechnen, in den Sumpfgegenden des Südens unnahbare Zufluchtsorte zu finden, wo er den Lauf der Dinge abwarten konnte.
    Immerhin, wie hier wiederholt betont sei, war der Eintritt dieser Ereignisse nur in dem Falle zu fürchten, daß die Barre den feindlichen Kanonenbooten den Uebergang gestattete, und jetzt war der Augenblick gekommen, wo diese Frage endgiltig gelöst werden sollte. – Nach dem Hafen strömten dichte Massen niedrigen Volkes, und es genügten wenige Minuten, um die Quais zum Erdrücken zu füllen. Ringsum ertönte ein wahrhaft betäubendes Geschrei.
    »Die Kanonenboote kommen!
    – Nein, sie rücken nicht von der Stelle!
    – Das Meer steht gerade ganz hoch…
    – Sie versuchen mit voller Dampfkraft den Uebergang.
    – Da seh’t! Seh’t doch…
    – Wahrhaftig! sagte der Commandant der Milizen Es ist etwas im Werke! – Sehen Sie da, Texar!«
    Der Spanier antwortete nicht. Seine Augen blieben starr auf die Boote flußabwärts geheftet, welche quer über den Strom lagen. Eine halbe Meile jenseits derselben erhoben sich die Masten und die Schornsteine der Kanonenboote des Commandanten Stevens. Ein dichter Rauch stieg über die Flottille empor, und vom Winde getrieben, der etwas heftiger aufgefrischt hatte, drang derselbe bis nach Jacksonville herein.
    Offenbar versuchte Stevens unter Benützung des Hochwassers der Fluth jetzt unter Anspannung der Dampfkessel »bis zum Zerplatzen«, wie man sagt, durchzukommen. Doch würde er auch über der Untiefe hinreichendes Wasser finden, selbst wenn es ihm nicht darauf ankäme, den Grund mit dem Kiele seiner Schiffe zu streifen? Diese Frage hatte Interesse genug, um die am Ufer des Saint-John versammelten Volksmassen in die lebhafteste Bewegung zu versetzen. Das Hin-und Herschreien wurde nur noch toller, weil immer der Eine etwas gesehen und der Andere nichts bemerkt haben wollte.
    »Sie sind um eine halbe Kabellänge näher herangekommen!
    – Nein, sie haben sich nicht mehr von der Stelle gerührt, als wenn ihre Anker noch im Grunde festlägen.
    – Da seht, das eine macht eine Wendung!
    – Ja, es zeigt sich von der Breitseite und dreht, weil es ihm an Wasser gebricht!
    – O, diese Rauchwolken!
    – Und wenn sie alle Steinkohlen der Vereinigten Staaten verfeuerten, sie können doch nicht darüber!
    – Ach, und jetzt fängt die Fluth schon an, zu sinken!
    – Hurrah für den Süden!
    – Hurrah!«
    Dieser von der Flottille unternommene Versuch währte etwa zehn Minuten – zehn Minuten, welche Texar, seinen Genossen und allen Denen, deren Leben und Freiheit durch die gefürchtete Einnahme von Jacksonville gefährdet erschien, unendlich lange dauerten. Sie wußten auch jetzt nicht recht, woran sie waren, da man bei der noch so großen Entfernung der Kanonenboote deren Bewegung nicht hinlänglich genau erkennen konnte. Hatten sie die schlimmsten Stellen schon passirt, oder würde das, trotz der zu frühzeitigen Hurrahs, die aus der Mitte der Volksmenge ertönten, doch noch geschehen? Noch immer und jedenfalls so lange der höchste Stand des Wassers anhielt, blieb ja zu fürchten, daß der Commandant Stevens,

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