Nord gegen Süd
hören; sie kann mich folgerichtig nicht auf dem aus der Marino-Bucht sich entfernenden Boote gesehen haben, einfach, weil ich zu derselben Zeit von den föderirten Truppen in Hast gehalten wurde.
– Das ist falsch, rief James Burbank. Das kann nicht sein!…
– Und ich, fügte Miß Alice hinzu, ich schwöre, daß ich diesen Mann gesehen, daß ich ihn deutlich erkannt habe. –
– Schlagen Sie die Acten nach,« begnügte sich Texar zu antworten.
Der Oberst Gardner ließ die Acten herbeischaffen, die zur Verfügung des Commodore Dupont in Saint-Augustine gestellt waren, und zwar diejenigen, welche die bei der Einnahme von Fernandina und bei Ueberrumplung des Eisenbahnzuges nach Cedar-Keys gemachten Gefangenen betrafen. Man legte sie ihm vor, und er mußte in der That bestätigen, daß der Name Texar nebst passendem Signalement sich in dem Verzeichnisse vorfand.
Es war also kein Zweifel mehr. Der Spanier konnte jenes Raubes nicht angeklagt werden. Miß Alice täuschte sich, wenn sie ihn wiederzuerkennen versicherte. Er hatte an jenem Abend in der Marino-Bucht gar nicht sein können.
Texar stand im Hintertheile des Bootes. (S. 294.)
Seine achtundvierzigstündige Abwesenheit erklärte sich ganz natürlich; er befand sich während derselben an Bord eines der Kanonenboote des Geschwaders.
Auch dieses Mal war es ein unbestreitbares, auf ein officielles Actenstück begründetes Alibi, welches Texar von der Anschuldigung eines Verbrechens freimachte. Man mußte sich wirklich fragen, ob nicht bei den früher gegen ihn erhobenen Anklagen ein offenbarer Irrthum untergelaufen sei, ebenso wie man einen solchen bei der heutigen Sache bezüglich Camdleß-Bay und der Marino-Bucht anzuerkennen gezwungen war.
James Burbank, Gilbert, Mars und Alice Stannard fühlten sich von dem Ausgange dieser Verhandlung wie niedergeschmettert. Texar entging ihnen noch einmal und mit ihm jede Aussicht, je zu hören, was aus Dy und Zermah geworden war.
Gegenüber dem von dem Angeklagten nachgewiesenen Alibi konnte die Entscheidung des Kriegsgerichts nicht mehr zweifelhaft sein.
Texar wurde von der Anklage der Plünderung und des Menschenraubes freigesprochen. Er verließ den Gerichtssaal mit hocherhobenem Kopfe und begleitet von den laut schallenden Hurrahs seiner Freunde.
An demselben Abend noch hatte der Spanier Saint-Augustine verlassen, und Niemand hätte sagen können, in welchem Winkel von Florida er sein abenteuerliches Leben wieder aufnehmen werde.
Siebentes Capitel.
Letzte Worte und ein letzter Seufzer.
Am nämlichen Tage, am 17. März, kehrten James und Gilbert Burbank, Mr. Stannard und seine Tochter nebst dem Gatten Zermah’s nach der Ansiedlung von Camdleß-Bay zurück.
Frau Burbank konnte die Wahrheit nicht wohl verhehlt werden.
Für die unglückliche Gattin war das ein neuer Schlag, der bei dem Zustande der Schwäche, in dem sie sich befand, leicht tödtlich werden konnte.
Der letzte Versuch, das Schicksal ihres Kindes aufzuhellen, hatte sich erfolglos erwiesen, da Texar jede Antwort verweigerte. Und wie hätte man diesen auch zu einer solchen zwingen können, da er behauptete, mit der Entführung nichts zu thun gehabt zu haben? Und das behauptete er nicht allein, sondern es bewies ein nicht weniger als alle früheren unerklärliches Alibi, daß er zu der Zeit, wo das Verbrechen begangen wurde, in der Marino-Bucht gar nicht hatte sein können. Da ihn das Gericht in Folge dessen von der erhobenen Klage freisprechen mußte, verschwand auch die Möglichkeit, ihn vor die Wahl einer harten Strafe oder eines Geständnisses zu stellen, welches wenigstens auf die Spuren seiner Opfer hätte führen können.
»Doch, wenn es Texar nicht gewesen ist, wiederholte Gilbert, auf wem lastet dann dieses Verbrechen?
– Es kann ja durch seine Leute begangen worden sein, meinte Mr. Stannard, ohne daß er dabei persönlich anwesend war.
– Das wäre die einzige annehmbare Erklärung, sagte Edward Carrol.
– Nein, lieber Vater; nein, Herr Carrol! versicherte Miß Alice. Texar befand sich in dem einen Boote, während das andere unsere kleine Dy fortführte… Ich habe ihn gesehen… habe ihn noch in dem Augenblicke erkannt, als Zermah mit einem letzten Hilferuf seinen Namen ausstieß… Ich habe ihn gesehen… ganz sicher und bestimmt gesehen.«
Niemand wußte eine Antwort auf eine so bestimmt abgegebene Erklärung, nach der ein Irrthum ihrerseits, wie das junge Mädchen im Castle-House wiederholt erklärte, ebensowenig
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