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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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unterlaufen konnte, wie vorher, als sie ihre Aussage im Fort Marion eidlich erhärtete. – Freilich blieb damit noch immer unaufgeklärt, wie der Spanier sich in dem Augenblicke hatte unter den Gefangenen in Fernandina befinden und an Bord eines der Fahrzeuge des Commodore Dupont zurückgehalten werden können.
    Doch wenn sich auch bei allen Anderen leise Zweifel über diesen Punkt regen mochten, bei Mars war dies nicht der Fall. Er suchte gar nicht zu begreifen, was einmal unbegreiflich schien, wie er sagte, und, entschlossen, den Spuren Texar’s nachzufolgen, hoffte er, ihm sein Geheimniß schon noch entwinden zu können, und müßte er es ihm durch die Folter entreißen.
    »Du hast Recht, Mars, antwortete Gilbert. Im Nothfalle müssen wir freilich ohne diesen Schurken unser Ziel zu erreichen suchen, denn wir wissen nicht, was jetzt aus ihm geworden und wohin er gegangen ist. Wir nehmen unsere Nachsuchungen wieder auf. Ich habe Urlaub, so lange Zeit, wie es mir nöthig erscheint, auf Camdleß-Bay zu bleiben, und schon von morgen an…
    – Ja, ja, Herr Gilbert, fiel Mars ein, von morgen an!«
    Der Mestize begab sich nach seinem Zimmer, wo er seinem Schmerze und seinem Zorne gleichmäßig freien Lauf lassen konnte.
    Am folgenden Tage trafen Gilbert und Mars ihre Vorbereitungen zum Aufbruche. Sie wollten die nächsten zwölf Stunden dazu benützen, mit größter Sorgfalt alle Einbuchtungen und kleinen Eilande flußaufwärts von Camdleß-Bay an beiden Ufern des Saint-John abzusuchen. Während ihres Fernbleibens sollten James Burbank und Edward Carrol die nöthigen Maßregeln zur Ausführung eines umfassenden Zuges treffen. Lebensmittel, Schießbedarf, Transportmittel und Mannschaft – nichts sollte dabei vernachlässigt werden, um denselben zu gutem Ende zu führen.
    Wurde es nothwendig, sogar bis in die verwilderten Theile des unteren Florida vorzudringen, quer durch die Evergladen inmitten der Sümpfe des Südens, so würde man deshalb nicht zögern. Es schien ja unmöglich, daß Texar das Gebiet des Staates verlassen haben könnte; denn bei dem Versuche, nach Norden hin auszuweichen, wäre er den föderirten Truppen in die Hände gefallen, welche längs der Grenze von Georgia standen. Wollte er über das Meer entkommen, so konnte das nur durch eine Fahrt über die Meerenge von Bahama erfolgen, um dann vielleicht Zuflucht auf den englischen Lucayen zu suchen. Die Schiffe des Commodore Dupont hielten aber alle Wasserstraßen vom Mosquito-Eiland bis zum Eingange in jene Meerenge besetzt und außerdem übten die Schaluppen derselben eine effective Blockade über das ganze Küstengebiet aus. Nach dieser Seite hin bot sich dem Spanier also keine Aussicht zur Flucht. Er mußte in Florida sein und hielt sich wahrscheinlich ebenda verborgen, wo seine von dem Indianer Squambo bewachten Opfer nun schon seit vierzehn Tagen schmachteten. Der von James Burbank geplanten Expedition fiel also die Aufgabe zu, jene Schurken auf dem ganzen Gebiete von Florida aufzusuchen.

    Uebrigens erfreute sich dieses ganze Gebiet jetzt einer vollkommenen Ruhe in Folge der Anwesenheit der Truppen aus dem Norden und der Schiffe, welche die östliche Küste im Schach hielten.
    Wir brauchen wohl kaum hinzuzufügen, daß dieselben Zustände in Jacksonville herrschten, wo die früheren Beamten ihre Stellungen in der Stadtverwaltung wieder eingenommen hatten. Da gab es keine wegen ihrer lauen oder gegentheiligen Anschauungen eingekerkerten Bürger mehr, und die Spießgesellen Texar’s, die sich in der ersten Stunde auf den Fersen der zurückweichenden Milizen aus dem Staube machten, waren nach allen Himmelsgegenden zerstreut.
    Inzwischen nahm der Secessionskrieg in den Centralstaaten der Union einen für die Föderirten immer günstiger verlaufenden Fortgang. Am 18. und 19. März war die erste Division der Potomac-Armee beim Fort Monroe gelandet; am 22. schickte sich die zweite an, Alexandria zu verlassen, um jener mit derselben Bestimmung zu folgen. Trotz des militärischen Genies des ehemaligen Chemie-Professors J. Jackson, der sich den Namen »Stonewall (das ist: Steinmauer) Jackson« erworben hatte, wurden die Südstaatler doch schon wenige Tage später in der Schlacht bei Kernstown auf’s Haupt geschlagen. Für jetzt war demnach von einer etwaigen Erhebung in Florida nicht das Geringste zu fürchten, hier in dem Staate, der sich, was nicht genug hervorgehoben werden kann, gegenüber jenen den Norden wie den Süden erfüllenden Leidenschaften

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