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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eidlicher Versicherung der Wahrheit vorzubringen.
    Miß Alice erzählte hierauf, was in der Marino-Bucht vorgegangen war, wobei ihr die Erregung manchmal das Wort auf der Lippe erstickte. Ueber die incriminirte Thatsache sprach sie sich mit zweifelloser Sicherheit aus. Aus dem Tunnel hervortretend, hatten Frau Burbank und sie selbst von Zermah einen Namen ausrufen hören und dieser Name war der Texar’s gewesen. Beide waren, nachdem sie die Leichen der zwei Schwarzen am Ufer gefunden, nach dem Flußufer zugeeilt. Von diesem entfernten sich eben zwei Boote, das eine, welches die Opfer davonführte, und das andere, auf dem im Hintertheile Texar aufrecht stand. Bei dem Widerschein der Feuersbrünste, welcher die Zimmerplätze von Camdleß-Bay zum Opfer fielen, und der sich über den Saint-John ausbreitete, hatte Miß Alice den Spanier vollkommen genau erkannt.
    »Das beschwören Sie? sagte der Oberst Gardner.
    – Ich beschwöre es!« entgegnete Miß Alice ruhig.
    Nach einer so bestimmt abgegebenen Erklärung konnte über die Schuld Texar’s eigentlich kein Zweifel mehr aufkommen, und doch bemerkten James Burbank, seine Freunde, sowie das ganze Auditorium, daß der Angeklagte an seiner bisherigen Zuversicht nichts eingebüßt zu haben schien.
    »Texar, was haben Sie auf diese Aussage zu erwidern? fragte der Vorsitzende des Kriegsraths.
    – Nur Folgendes, sagte der Spanier. Es kommt mir nicht in den Sinn, Miß Alice Stannard falschen Zeugnisses zu zeihen. Ebenso wenig fällt mir ein, sie zu beschuldigen, daß sie etwa dem Hasse der Familie Burbank gegen mich ihre Unterstützung leiht, indem sie unter eidlicher Versicherung erklärt, ich sei der Urheber einer Entführung, von der ich doch erst seit meiner Verhaftung etwas gehört habe. Ich behaupte allein, sie täuscht sich, wenn sie mich in einem jener Boote, die sich von der Marino-Bucht damals entfernt hatten, aufrecht stehen zu sehen glaubte.
    – Doch wenn Miß Alice Stannard auch in diesem Punkte geirrt haben sollte, so kann sie mindestens keiner Täuschung unterliegen bezüglich der Aussage, daß sie Zermah hatte »Zu Hilfe!… Texar ist es!« rufen hören.
    – Nun gut, antwortete der Spanier, wenn sich Miß Alice Stannard nicht getäuscht hat, so hat sich Zermah geirrt, das ist Alles.
    – Zermah hätte gerufen, »das ist Texar!« und Sie wären es nicht gewesen, der sich im Augenblick des Raubes daselbst befunden hätte?
    – Das muß wohl so sein, da ich nicht im Boote war und nicht einmal nach der Marino-Bucht gekommen bin.
    – Dafür wird der Beweis beizubringen sein.
    – Obgleich es nicht meine Sache ist, den Beweis zu liefern, sondern Derjenigen, welche mich anklagen, so wird es mir doch ein Leichtes sein.
    – Noch ein Alibi?… sagte der Oberst Gardner.
    – Noch eins!« antwortete Texar kühl.
    Auf diese Antwort entstand unter den Zuhörern ein ironisches zweifelhaftes Murmeln, das keineswegs zu Gunsten des Angeklagten zu sprechen schien.
    »Texar, fragte der Oberst, da Sie sich auf ein neues Alibi berufen, können Sie Beweise dafür beibringen?
    – Sehr leicht, antwortete der Spanier, und dafür wird es genügen, eine Frage an Sie zu stellen, Herr Oberst.
    – Reden Sie.
    – Befehligten Sie nicht, Herr Oberst Gardner, die Landungstruppen bei Gelegenheit der Einnahme von Fernandina und des Fort Clinch durch die Föderirten?
    – So ist es.
    – Dann müssen Sie sich sicherlich besinnen, daß ein nach Cedar-Keys entfliehender Bahnzug durch das Kanonenboot »Ottawa« auf der Brücke, welche die Insel Amelia mit dem Festlande verbindet, angegriffen wurde.
    – Vollkommen.
    – Nun der Wagen am Ende dieses Zuges wurde auf der Brücke zurückgehalten und eine Abtheilung föderirter Truppen bemächtigte sich aller der Flüchtlinge, welche er enthielt. Die Gefangenen, deren Namen und Signalement man feststellte, erhielten ihre Freiheit erst achtundvierzig Stunden später wieder.
    – Ich weiß es, antwortete der Oberst Gardner.
    – Nun wohl, unter jenen Gefangenen befand auch ich mich.
    – Sie?
    – Ich!«
    Ein neues noch mißliebigeres Gemurmel beantwortete diese so unerwartete Erklärung.
    »Da diese Gefangenen also, fuhr Taxar fort, vom 2. bis zum 4. März zurückgehalten wurden, der Ueberfall der Pflanzung und die mir vorgeworfene Entführung aber in der Nacht zum 3. März stattgehabt haben soll, so ist es doch schlechterdings unmöglich, daß ich deren Urheber sein könnte. Alice kann ferner auch Zermah gar nicht meinen Namen haben ausrufen

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