Nord gegen Süd
zweier Officiere von seinem Geschwader ab.
– Wußtest Du etwas von dieser Expedition?
– Nein.
– An welchem Datum hast Du denn die Schwarze Bucht verlassen?… Wenige Tage nach Deiner Freilassung?…
– Ja, am 22. dieses Monats.
– Nun ja, jene Geschichte spielte sich am 22. ab.«
Es muß hierbei bemerkt werden, daß Zermah, von dem Ueberfall beim Kissimmee, dessen der Capitän Howick nach seinem Zusammentreffen mit Gilbert gegen diesen erwähnte, noch nichts wußte.
Sie vernahm also jetzt gleichzeitig mit dem Spanier, daß nach Verbrennung der nordstaatlichen Schaluppen kaum ein Dutzend Ueberlebende die Nachricht von jenem Unfall dem Commodore hatte bringen können.
Zermah lauschte gespannten Ohres. (S. 365.)
»Gut!… Gut!… rief Texar. Das ist eine glückliche Wiedervergeltung für die Einnahme von Jacksonville, und könnten wir diese verdammten Nordstaatler nur noch wiederholt in’s Innere unseres Florida verlocken! Da sollten sie bis zum letzten Mann aufgerieben werden!
– Ja, bis zum letzten Mann, wiederholte der Andere, vorzüglich, wenn sie sich bis in die Sümpfe der Evergladen vorwagten. Und wahrscheinlich werden wir sie bald genug hier zu sehen bekommen.
– Was sagst Du?
– Dupont hat geschworen, den Tod seiner Officiere und Mannschaften nicht ungerächt zu lassen, und so hat er eine neue Expedition nach dem Süden der Grafschaft Saint-John ausgesendet.
– Die Föderirten sollten von dieser Seite her vorzudringen suchen?…
– Ja, aber in großer Anzahl, gut ausgerüstet und vorsichtig, um nicht wieder in einen Hinterhalt zu gerathen.
– Bist Du mit ihnen zusammengestoßen?
– Nein; unsere Leute waren ihnen zunächst nicht gewachsen, und wir mußten langsam zurückweichen. Doch gerade im Zurückgehen lockten wir sie nach. Wenn wir dann die Milizen zusammengezogen haben, welche in hiesiger Gegend umherschweifen, fallen wir über sie her, und dann soll schon Keiner davonkommen.
– Von wo sind jene ausgegangen?
– Vom Mosquito-Eiland.
– Und welchen Weg schlugen sie ein?
– Den durch den Cypressenwald.
– Wo mögen sie sich augenblicklich wohl befinden?
– Etwa vierzig Meilen von der Insel Carneral.
– Schön, erwiderte Texar. Wir müssen sie sich nach dem Süden hinziehen lassen, und wir dürfen keinen Tag verlieren, die Milizen zusammenzurufen. Wenn nöthig, brechen wir aber schon morgen auf, um Zuflucht auf der anderen Seite des Bahama-Canals zu suchen.
– Und dort werden wir, wenn man uns zu sehr auf den Fersen wäre, bevor unsere Parteigänger zusammentreten könnten, auf den englischen Inseln sicheren Schutz finden!«
Die verschiedenen Einzelheiten, welche im Laufe dieses Gespräches erwähnt wurden, hatten für Zermah natürlich das größte Interesse, schon da sie ja nicht wußte, ob Texar, wenn er sich für Aufgebung der Insel entschied, auch seine Gefangenen mitnehmen oder diese unter Aufsicht Squambo’s im Wigwam zurücklassen würde. In letzterem Falle schien es ihr gerathener, einen Fluchtversuch erst nach dem Fortgange des Spaniers zu unternehmen; denn dann konnte die Mestizin wahrscheinlich mit mehr Aussicht auf Erfolg handeln und außerdem war ja nicht ausgeschlossen, daß die föderirte Abtheilung, welche eben jetzt durch Unter-Florida zog, an den Ufern des Okee-cho-bee-Sees und in Sicht der Insel Carneral eintraf. Doch alle Hoffnung, welche Zermah aus diesen Erwägungen schöpfte, sollte leider wieder erblassen.
Auf die an ihn gerichtete Frage nämlich, was mit der Mestizin und dem Kinde werden solle, antwortete Texar ohne Zögern:
»O, die nehm’ ich mit, und wenn es sein muß, bis nach den Bahama-Inseln.
– Wird das kleine Mädchen auch die Strapazen einer nochmaligen Reise aushalten können?…
– Ja, dafür steh’ ich ein; und übrigens wird es Zermah’s Aufgabe sein, ihr solche unterwegs möglichst zu ersparen.
– Doch wenn das Kind trotzdem sterben sollte?…
– Ich würde es lieber todt sehen, als daß ich es seinem Vater zurücklieferte.
– Ah, Du hast einen gründlichen Haß gegen diese Burbanks!…
– Ebensoviel wie Du selbst sie hassest!«
Zermah vermochte sich kaum noch zu zügeln und war nahe daran, die Thür aufzustoßen, um diesen beiden Männern, die einander nicht nur der Stimme, sondern auch ihren bösen Leidenschaften und dem völligen Mangel an Gewissen und Gefühl nach so außerordentlich gleich waren, Aug’ in Auge gegenüber zu treten. Doch einmal noch bezwang sie sich, da es ihr nützlicher
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