Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
sehr seltsam. Schon allein die Sprechweise dieses Mannes.“
„Aber dass es ein Mann war, da sind Sie sich sicher?“, fragte George.
„Doch, in dem Punkt bin ich mir absolut sicher.“
„Wie sprach er denn?“, wollte George wissen.
Benecke suchte nach den richtigen Worten. Er schnipste mit den Fingern. „Es war erstens abgedämpft, so als würde er durch ein Taschentuch oder dergleichen sprechen. Und zweitens sprach er sehr merkwürdig. Irgendwie hat mich das an etwas erinnert …“
„Na los, äußern Sie einfach, woran! Sie sagen doch immer, dass man nicht groß nachdenken soll. Also halten Sie sich daran und sagen Sie einfach, was Ihnen einfällt!“
„Ich dachte an meine Grundschulzeit.“
„Wie bitte?“, fragte George jetzt doch etwas überrascht.
„Ja, wir hatten da einen Jungen in der Klasse, der bekam es einfach nicht hin, einen Text in normaler Betonung zu lesen.
Er las jedes Wort einzeln und so klang es immer ein bisschen nach einem Roboter. Er sprach so …“
„… als würde er es von einem Zettel ablesen?“, hakte George nach.
Sein Mitfahrer wirkte sehr nachdenklich. Was der Reporter so einfach dahingesagt hatte, traf es genau. Aber irgendwie hatte Benecke keine Ahnung, was er daraus jetzt für Schlussfolgerungen ziehen sollte. Es konnte auch alles vorgetäuscht sein, um die Stimme weiter zu verfremden und so die Ermittlungen zu erschweren. Er atmete tief durch und ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Ihn überkam das Gefühl, ganz dicht vor einer sehr entscheidenden Erkenntnis zu stehen.
Sie erreichten schließlich das Hotel Seestern im Ostseebad Baabe. Das Hotel lag am Ende der baumbestandenen Strandstraße, nur durch den Kurpark vom Strand getrennt.
George fuhr auf den hoteleigenen Parkplatz, und die beiden Männer stiegen aus.
Hotel Seestern in Baabe – den Alltag hinter sich bringen und die Freiheit genießen
Dann gingen sie zum Eingang des mit einem Turm versehenen Hotels. „Ich hoffe nur, dass wir die beiden Jogger-Grazien heute Morgen antreffen“, meinte Benecke, während er sich die Umhängetasche mit dem MacBook zurechtzog.
„Na ja, das Frühstück scheint auf jeden Fall gut zu sein!“, gab George zurück und spähte von der Außenterrasse in das gepflegte Restaurant.
„Also schon wieder was essen, kommt jedenfalls nicht infrage
– sonst platze ich“, sagte Benecke.
„Man wird ja mal gucken dürfen“, gab George kleinlaut zurück.
Sie gingen hinein. An der Rezeption bedauerte gerade ein Herr in mittleren Jahren dem Portier gegenüber, dass er am nächsten Tag schon abreisen müsste und lobte das reichhaltige Frühstück. „Zu Hause werde ich immer kurzgehalten, weil meine Frau meint, dass ich nicht zunehmen darf!“, erklärte der Mann. „Sie ist Vegetarierin, müssen Sie wissen. Aber solange ich hier nach Rügen auf Montage muss, kann ich das bei Ihnen ja nachholen. Arbeiten und dabei in Strandnähe wohnen – davon können andere nur träumen …“
„Hauptsache, es hat Ihnen gefallen“, sagte die Dame neben dem Portier sehr freundlich.
„Ach, sagen Sie: Wie heißt noch mal Ihr Koch?“, fragte der Mann nun in gedämpftem Tonfall.
„Das ist der Herr Schöfl.“
„Passen Sie auf, dass man Ihnen den nicht abwirbt!“
„Ich glaube, der fühlt sich hier ganz wohl“, versicherte der Portier.
Der Gast zuckte mit den Schultern. „Also, ich würde dem sofort das Doppelte zahlen und ihn für mich arbeiten lassen, so gut wie der ist! Vorausgesetzt natürlich, ich wäre in der Gastronomie tätig. Ihr Koch ist wirklich top!“
„Na, dann bin ich ja froh, dass Sie kein Hotel und kein Restaurant haben“, scherzte die Dame.
Der Mann sah auf die Uhr. „Ich muss los! Heute will ich zum Kap Arkona. Obwohl – man traut sich ja schon fast nicht mehr an die alten Kultplätze der Ranen und zu allem, was damit zu tun hat – seit dieser Irre auf der Insel herumläuft und die Leute köpft!“
Damit ging er davon.
Die Dame neben dem Portier wandte sich sofort an Benecke, noch ehe George Luft geholt und nach den beiden Joggerinnen gefragt hatte.
„Sie sind Herr Dr. Benecke, nicht wahr?“
„Richtig, aber …“
„Nicolé Hahne – ich bin die Managerin des Hotels Seestern.“ Freundlich lächelnd schüttelte sie den beiden Herren die Hand.
„Hitlers Schädel!“, sagte Nicolé Hahne wie aus der Pistole geschossen. „Heute stand wieder ein kleiner Artikel in der Zeitung darüber – und ich besitze natürlich die
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