Nordermoor
zu stoppen«, hörte Er lendur Elín zu dem Pfarrer sagen. Er war erleichtert zu sehen, dass sie sich etwas beruhigt hatte. Er ging auf sie zu, dicht gefolgt von Sigurður Óli.
»Das verzeihe ich dir nie«, sagte Elín zu Erlendur. Der Pfarrer stand an ihrer Seite. »Niemals!«, sagte sie. »Das sag ich dir.«
»Das verstehe ich«, sagte Erlendur, »aber die Ermittlung geht vor.«
»Die Ermittlung! Zum Kuckuck mit deiner Ermittlung«, zischte Elín. »Wohin wird die Leiche gebracht?«
»Nach Reykjavík.«
»Wann bringst du sie zurück?«
»In zwei Tagen.«
»Sieh nur, was du mit ihrem Grab gemacht hast«, seufzte Elín ratlos und resigniert, als hätte sie immer noch nicht ganz verstanden, was geschehen war. Sie ging an Erlendur vorbei auf den Grabstein, den kleinen Holzzaun, die Vase und das offene Grab zu.
Erlendur beschloss, ihr von der Nachricht zu erzählen, die sie in Holbergs Wohnung gefunden hatten.
»Bei Holbergs Leiche lag eine Nachricht, als wir ihn fanden«, sagte Erlendur und ging hinter Elín her. »Wir konnten kaum etwas damit anfangen, bevor wir von Auður wussten und mit ihrem ehemaligen Arzt gesprochen hatten. Isländische Mörder hinterlassen normalerweise nichts als Chaos, aber wer auch immer Holberg ermordet hat, der wollte uns etwas an die Hand geben, über das wir uns den Kopf zerbrechen sollten. Als der Arzt über die Möglichkeit sprach, dass es sich eventuell um eine Erbkrankheit handeln könne, bekam diese Nachricht auf einmal eine bestimmte Bedeutung. Es passte auch zu dem, was Elliði mir im Gefängnis gesagt hat. Holberg hatte überhaupt keine Anverwandten, die am Leben sind. Er hatte eine Schwester, die mit neun Jahren starb. Sigurður Óli hier«, sagte Erlendur und deutete auf seinen Kollegen, »hat die medizinischen Berichte über sie gefunden, und es war richtig, was Elliði andeutete. Sie starb genau wie Auður an einem Hirntumor. Höchstwahrscheinlich an derselben Krankheit.«
»Was sagst du da? Was war das für eine Nachricht?«, fragte Elín.
Erlendur zögerte. Er schaute auf Sigurður Óli, der zu Elín blickte und dann wieder zu Erlendur.
»Ich bin er«, sagte Erlendur.
»Was meinst du damit?«
»So lautete die Botschaft:
Ich bin er. Mit Betonung auf dem letzten Wort. ER.«
»Ich bin er«, wiederholte Elín. »Was bedeutet das?«
»Das ist wahrhaftig schwer zu sagen. Ich überlege, ob das ein Hinweis auf irgendwelche verwandtschaftlichen Bande ist«, sagte Erlendur. »Wer auch immer Ich bin er geschrieben hat, geht davon aus, dass er irgendetwas mit Holberg gemeinsam hat. Theoretisch könnten es natürlich auch die Spinnereien irgendeines Verrückten sein, der Holberg gar nicht gekannt hat. Unverständlicher Quatsch. Aber das glaube ich nicht. Ich glaube, dass die Krankheit uns weiterbringen wird. Ich glaube, wir müssen herauskriegen, was für eine Krankheit das genau war.«
»Was für verwandtschaftliche Beziehungen?«
»Den offiziellen Angaben zufolge hatte Holberg keine Kinder. Auður ist nicht nach ihrem Vater benannt worden. Sie war nur die Tochter von Kolbrún. Aber falls es wahr ist, was Elliði sagt, dass Holberg außer Kolbrún auch noch andere vergewaltigt hat, die aber darüber geschwiegen haben, dann kann es genauso gut sein, dass er weitere Kinder hat. Dass Kolbrún nicht das einzige Opfer ist, das ein Kind von ihm bekam. Wir haben die Suche nach einem möglichen Opfer in Húsavík inzwischen auf die Frauen eingeengt, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums Kinder zur Welt brachten, und wir machen uns Hoffnungen, dass bald etwas dabei herauskommt.«
»Húsavík?«
»Holbergs anderes Opfer war von dort.«
»Was ist mit der Erbkrankheit?«, fragte Elín. »Was ist das für eine Krankheit? Die Krankheit, die Auður umgebracht hat?«
»Wir müssen Holberg noch genauer untersuchen und nachweisen, dass er der Vater von Auður war, und dann können wir das Ganze irgendwie zusammenfügen. Und wenn die Theorie stimmt, handelt es sich vermutlich um eine seltene Krankheit, die mit den Genen weitergegeben wird.«
»Und war das die Krankheit von Auður?«
»Es kann sein, dass schon zu viel Zeit seit ihrem Tod verstrichen ist, um zu schlüssigen Ergebnissen zu kommen, aber wir müssen alles versuchen.«
Sie waren bis zur Kirche gegangen. Elín an der Seite von Erlendur, während Sigurður Óli ihnen folgte. Elín bestimmte das Tempo. Die Kirche war offen, sie traten aus dem Regen hinein, standen im Vorraum und schauten hinaus in die
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