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Norderney-Bunker

Norderney-Bunker

Titel: Norderney-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reuter
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auffing.
    „Schadenfreude ist keine gute Freude, schöne Frau“, hauchte Faust der Abgesackten ins Ohr. Die schaute sich verdutzt um, und tapste auf den Schuhspitzen vorsichtig ein paar Schritte zum gepflasterten Weg neben dem Rasen, wo sie wieder Halt fand.
    „Danke, junger Mann“, gab sie zurück.
    „Ich hoffe, die Jungs von der Feuerwehr haben Ihr Lachen nicht gehört“, rief Faust dann und lief an den Reportern vorbei über die Treppenstufen ins Conversationshaus . Gent wunderte sich. „Eine solch sympathische Reaktion hätte ich dem nicht zugetraut“, dachte er.
    Im Weißen Saal waren die Tische und Stühle bereits gestellt. Faust nahm in der Mitte der Tischreihe gleich neben dem Auricher Inspektionsleiter Platz, daneben saß der Pressesprecher. Gent, der ursprünglich an der Eingangstür stehenbleiben wollte, wurde vom Inspektionschef ebenfalls an den Tisch beordert. Neben den Fernseh- und Radioreportern waren Vertreter der kompletten ostfriesischen Presse nach Norderney gereist. Schon lange bevor die Pressekonferenz eröffnet wurde, zuckten die Blitzlichter durch den Saal und versuchten die ganz forschen Redakteure, bei Faust, Visser und dem Pressesprecher an erste, möglichst exklusive Informationen heranzukommen. Doch die winkten ab und zeigten sich bereits jetzt, fünfzehn Minuten vor der Konferenz, stark genervt.
    In der ersten Reihe saß Karin Mayer-Lübbecke. Unter dem Einfall der Sonnenstrahlen glänzten ihre blonden Locken, die ihr ein betont jugendliches Aussehen verliehen. Hinzu kam, dass ihre fast durchsichtige Haut von hellen Sommersprossen übersät war. Das runde Gesicht hatte die NBZ-Reporterin auf die bunte Umhängetasche gerichtet, die auf dem Boden neben dem Stuhlbein stand. Daraus zog sie nun neben einer Spiegelreflexkamera ein stattliches Teleobjektiv. Dann richteten sich die blauen Augen auf Gent Visser, den sie schon seit fünf Jahren kannte. Sie war gerade 27, als sie nach dem Volontariat in Hannover auf die Insel kam. Gent fungierte damals bereits als Chef der Norderneyer Polizeiwache. Während der Auricher Inspektionschef die Pressekonferenz eröffnete, zog Karin Mayer-Lübbecke sich die Lippen nach. Das schaffte sie ohne Spiegel. Sie hatte Übung darin. Auf der Insel kannte man dieses Ritual schon längst. Vor jeder Rats- und Ausschusssitzung legte sie noch mal rote Farbe auf, und zwar nicht zu knapp.
    „Wir wären die Ermittlungen taktisch gerne etwas zurückhaltender angegangen. Doch wegen des Berichts in einem der Lokalblätter von heute sind wir – ich gebe zu: gezwungenermaßen – zu einer etwas transparenteren Vorgehensweise angehalten.“
    Natürlich wussten alle im Saal, dass der Polizeichef damit den Bericht von Karin Mayer-Lübbecke meinte, die sich darin nahezu minutiös über das Vorleben des Ermordeten Onno Aden ausgelassen hatte. Sie selbst genoss diesen Augenblick in vollen Zügen. Man sah es ihrem nach innen gerichteten Grinsen an. Ihr Hochgefühl musste in dem Moment so ausgeprägt gewesen sein, dass sie entgegen aller sonstigen Gepflogenheiten den Lippenstift erneut hervorholte und dieses Mal sogar einen Spiegel benutzte. Im Saal war es nun mucksmäuschenstill.
    Faust schickte der Reporterin ein abfälliges Lächeln zu. Seine Kragenweite war die Reporterin ohnehin nicht. Das hatte er bereits vor der Pressekonferenz Gent gegenüber geäußert, der die beiden miteinander bekannt gemacht hatte. „Die hat einen fetten Arsch“, hatte Faust seinem Insel-Kollegen mit verächtlich gerümpfter Nase ins Ohr geflüstert.
    „Also, in der Tat“, brummte Faust nun ins Mikrofon. „Wir ermitteln in Sachen Norderney-Mord nun auch noch einmal im Kölner Rotlichtmilieu. Das kann sich jeder denken, der in der Lage ist, bis drei zu zählen. Wichtiger ist uns aber noch eine andere Sache. Und dazu brauchen wir dringend Ihre Unterstützung“, appellierte Faust an die Journalisten. Dann las er noch einmal die Personenbeschreibungen der beiden Männer vor, die möglicherweise den Mord verübt hatten und die sich eventuell sogar noch auf der Insel befanden.
    „Besonders auffällig ist dieser Mann“, begann Faust. „Er ist 40 bis 45 Jahre alt, etwa 1,90 Meter groß und leicht untersetzt. Sein Gesicht ist braungebrannt. Er hat schulterlange glatte, glänzend schwarze Haare. Als er zuletzt gesehen wurde, trug er ein blaues Stirnband mit gelben Karos.“
    „Hatte er zufällig auch ein Pferd dabei, das auf den Namen Iltschi hört und eine Silberbüchse im Anschlag?“, rief die

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