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Norderney-Bunker

Norderney-Bunker

Titel: Norderney-Bunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reuter
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hat.“
    Visser lachte. Dann stieß er Faust an, während sie weiter durch die Jann-Berghaus-Straße Richtung Hotel liefen. Mit einer eindeutigen Handbewegung machte er Faust klar, dass er nun doch eine Zigarette rauchen wollte. Dann nahm er den Faden des Soko-Chefs auf.
    „Vielleicht klinkt sich ja auch die Kanzlerin noch ein.“
    Faust lachte und machte einen Hüpfer, so sehr freute er sich über seinen Witz: „Und wer rettet dann den Euro?“
    Wenige Minuten später saßen Faust und Visser im Back Office des Hotels Weißer Sand . Beide gingen entspannt an die Vernehmungen heran, das Ausgelassensein der vergangenen fünf Minuten hatte den Ermittlern sichtlich gut getan. Paul Stiegel, den Hotel-Rezeptionisten, schien die Sache mit der Ermordung seinen Chefs nach wie vor zu beschäftigen.
    „Ich habe ihn kurz vor seinem Tod noch gesehen. Er war wie immer. Nichts war anders. Er kam ins Hotel, überprüfte die Buchungen und schaute nach der Post des Tages. Dann schickte er mich nach Hause.“
    „Überlegen Sie bitte noch einmal, Herr Stiegel“, forderte ihn Faust auf. „Haben Sie vielleicht nicht doch einen Blick durch das Fenster geworfen und draußen die beiden Männer gesehen, nach denen wir suchen?“
    Jetzt schaltete sich auch Visser ein: „Oder war irgendetwas mit ihrer Chefin anders? Oder haben Sie an einem Ihrer Kollegen etwas Auffälliges bemerkt?“
    „Weder das eine noch das andere“, sagte Stiegel. Er strich sich mit seinen langen weißen Fingern durchs Haar. „Glauben Sie mir. Ich habe jetzt schon einige Nächte gegrübelt. Aber mir fällt dazu absolut nichts ein.“
    Stiegel schaute mit leerem Blick zu Boden. Dann legte er die Stirn in Falten und sagte: „Es ist ja bekannt, dass die Ehe der beiden nicht mehr ganz so frisch und harmonisch war.“
    Faust und Visser sahen sich an.
    „Ich glaube, jeder machte, was er wollte.“
    „Wollen Sie uns damit sagen, dass Frau Aden etwas mit dem Mord zu tun haben könnte?“, fragte Visser.
    „Auch darüber habe ich nachgedacht. Aber auch da komme ich zu keinem Ergebnis.“
    „Und sie selbst?“
    „Sie meinen, dass sie selbst, also Frau Aden, Hand angelegt haben könnte.“ Stiegel lachte.
    „Nun. Sie ist sportlich und – vielleicht auch so etwas wie gewieft. Aber nein. Das, nein, das traue ich ihr nun doch nicht zu.“
     
    Faust ließ diese Sätze unkommentiert und ohne weitere Fragen im Raum stehen und bat Stiegel, Nicole Philipps hereinzuschicken. Die junge Auszubildende hatte an dem besagten Tag gemeinsam mit Stiegel Dienst gehabt.
    „Auch Ihnen können wir eine zweite Vernehmung nicht ersparen“, sagte Visser und zeigte auf den Stuhl neben dem Computertisch, auf dem sie Platz nehmen sollte.
    Ihre Augen waren eingefallen, ihre Haut ein wenig schuppig. Die Haare hatte sie streng nach hinten gekämmt und mit einem schlichten, roten Gummi zusammengebunden. Sie hat ein wenig abgenommen, dachte Faust, der sie und damit insbesondere ihre tadellose Figur gründlich in Augenschein nahm.
    „Wie alt sind Sie eigentlich?“, fragte Visser. Nicole schaute auf. Mit einer solchen Frage hatte sie nicht gerechnet.
    „Warum wollen Sie das wissen?“, fragte sie.
    „Sie sehen noch so jung aus. Und Sie machen den Eindruck, als wären Sie müde. Aber ich weiß, dass der Job in einem Hotel nicht leicht ist.“
    „Das kann man so sagen“, antwortete sie leise.
    „Also, wie alt sind Sie?“
    „18.“
    „Aber besonders gesprächig sind Sie anscheinend nicht“, stellte Faust fest und fragte: „Wie lange arbeiten Sie schon hier?“
    „Ich bin jetzt im zweiten Lehrjahr. Ich kenne die Insel aber schon seit vielen Jahren. Vom Urlaub mit meinen Eltern.“
    „Also kennen Sie auch die Familie Aden schon länger?“
    „Ja, wir haben hier immer gewohnt.“
    „Pflegen Sie ein freundschaftliches Verhältnis zur Familie Aden?“
    „Ja, das kann man so sagen. Herr und Frau Aden duzen mich natürlich schon lange. Ich war ja noch ein Kind.“
    „Und Sie? Zu wem sagen Sie du?“, wollte Visser wissen.
    „Ich darf, durfte, beide duzen. Schon lange.“
    Nicole schlug die langen, schlanken Beine übereinander. Sie putzte sich die Nase. Dann öffnete sie eine Lade im Computertisch und zog eine Packung Marlboro heraus.
    „Erlauben Sie?“
    „Aber ja doch“, antwortete Faust und hielt der jungen Frau sein Feuerzeug hin. Sie nahm einen tiefen Zug. Dann fragte er:
    „Sind Sie traurig? Also ich meine: Tut es Ihnen leid, dass Herr Aden tot ist?“
    Nicole legte die

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